Projekte für nachhaltige Mobilität in Unternehmen gesucht
38 Prozent der in der Schweiz verbrauchten Endenergie gehen auf das Konto des Verkehrs. Arbeitnehmende pendeln mit dem Auto zur Arbeit, Handwerker brauchen das Auto für den Weg zur Baustelle, Kundinnen und Kunden fahren mit dem Auto zum Geschäft. Nicht zu vergessen: der Freizeitverkehr. Punkto nachhaltiger Mobilität nehmen Schweizer Unternehmen eine Schlüsselrolle ein. EnergieSchweiz, das Programm des Bundesamts für Energie für Energieeffizienz unterstützt nachhaltige Mobilitätslösungen von Unternehmen. Unternehmen können Gesuche für Projekte bis am 31. Oktober einreichen.
Raffaella Silvestri ist Fachspezialistin für nachhaltige Mobilität im Bundesamt für Energie. Sie hat das Förderprogramm mitentwickelt. Was für Projekte werden gesucht?
Die Projekte können unterschiedlich sein, je nachdem, auf welche Gruppe sie einwirken möchten (Pendlerverkehr, Wirtschaftsverkehr oder Kunden-/Besucherverkehr) oder welche Art der Mobilität gefördert werden soll (Sharing, Velo, E-Scooter, etc). Möglich sind Studien zur Mobilität in Unternehmen, Sensibilisierungskampagnen oder konkrete Aktionen wie zum Beispiel ein Monat im Zeichen der nachhaltigen Mobilität im Unternehmen.
Von der Förderung ausgeschlossen sind Massnahmen zur Elektrifizierung von Fahrzeugen und die entsprechende Ladeinfrastruktur. Warum?
Energie Schweiz unterstützt bereits Programme, die Massnahmen zur Elektrifizierung von Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur fördern (zum Beispiel das Programm LadenPunkt (laden-punkt.ch)).
Diese Ausschreibung zielt stattdessen auf die verschiedenen Akteure eines Unternehmens und deren Gewohnheiten ab. Das können die Mitarbeitenden sein (Pendlerverkehr), Besucherinnen und Kunden oder Logistiker (Wirtschaftsverkehr). Es reicht nicht aus, rein technische Massnahmen zu ergreifen, sondern es ist eben auch ein Kulturwandel nötig.
Warum der Fokus auf Unternehmen?
Unternehmen spielen eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Ziele der Energiestrategie 2050 und des Pariser Klimaabkommens. Laut dem aktuellen Mikrozensus macht der Pendlerverkehr mehr als ein Viertel der gesamten Mobilität aus, die Hälfte dieser Pendlerinnen und Pendler benutzt das Auto. Und: Knapp die Hälfte der Pendlerstrecken beträgt weniger als 5 km. Hier besteht also ein grosses Potenzial.
Die Verkehrsprognose für 2050 besagt zudem, dass der Verkehr auch in Zukunft weiter zunehmen wird. Aus diesem Grund sollten Unternehmen so schnell wie möglich in diesen Prozess einbezogen werden, da sie ein grosses Potenzial haben, den Wirtschafts-, Pendler- und Kundenverkehr zu beeinflussen. Ziel der Ausschreibung ist es daher, Unternehmen mit Ideen, Projekten oder Massnahmen anzuregen.
Das Projekt sumo (sustainable mobility) hatte auch die nachhaltige Mobilität in Unternehmen im Fokus. Das Projekt wurde nun abgeschlossen. Wo steht das neue Förderprogramm in diesem Kontext?
Was in den verschiedenen Sumo-Treffen und Workshops besprochen und erforscht wurde, soll nun weitergeführt werden. Mit der finanziellen Unterstützung können konkrete Projekte angeschoben und umgesetzt werden. Es ist also eine Fortsetzung von sumo in der Praxis.
Wo hapert es in Ihren Augen bei der Umsetzung von nachhaltigen Mobilitätslösungen in Unternehmen?
Zunächst müssen Unternehmen das Problem erkennen und es auch anpacken. Die zweite Herausforderung ist ein Budget für die Umsetzung von Mobilitätsmassnahmen bereitzustellen.
Für Unternehmen, die diesen Schritt bereits getan haben, bietet die Ausschreibung die Möglichkeit, nachhaltige Verhaltensweisen im Unternehmen umzusetzen und zu implementieren.
Es gibt bereits Praxisbeispiele, die zeigen, dass es Alternativen zum Auto gibt, die den Bedürfnissen der Unternehmen gerecht werden, sowohl in Bezug auf Zeit als auch auf Flexibilität.
Beispiel Shuttlebusse: Um Mitarbeiter davon zu überzeugen, ihr privates Auto auf dem Weg zur Arbeit nicht zu benutzen, stellt das Tessiner Textilunternehmen Consitex SA unter anderem Shuttlebusse zur Verfügung für die Pendlerinnen und Pendler (siehe Consitex SA – Mobilservice).
Oder ein Aussendienstmitarbeiter benutzt statt eines Privatwagens ein Fahrrad oder Lastenrad.: So sparen der Mitarbeiter und auch das Unternehmen Geld und Zeit (z. B. bei der Parkplatzsuche) und vermitteln ein positives Image.
Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Mobilitätsbudgets: Diese werden immer beliebter. Unternehmen bieten den Mitarbeitenden ein Budget an, welches flexibel eigesetzt werden kann, um die individuellen Mobilitätsbedürfnisse zu decken. Ob Mietwagen, Carsharing, öV-Billett, Bikesharing oder andere Angebote und Kombinationen: Die Mitarbeitenden können im Umfang des Budgets frei verfügen.
Was kann das neue Förderprogramm bewirken? Oder anders gefragt: Was ist das Ziel des Programms?
Ziel des Programms ist es, Unternehmen zu aktivieren, indem ihre Mobilität langlebiger und weniger energieintensiv gestaltet wird. Neben dem energetischen Beitrag gewinnt das Unternehmen auch in wirtschaftlicher Hinsicht – aber auch punkto Image, indem es als modern und verantwortungsvoll wahrgenommen wird.
Informationen zur Projektförderung:
Projekte können eine finanzielle Unterstützung für die Jahre 2025 bis Anfang 2027 bis zu einem Höchstbetrag von 50’000 Franken pro Projekt beantragen. EnergieSchweiz kann maximal 40% der gesamten Projektkosten finanzieren. Die Finanzierung der restlichen Projektkosten von mindestens 60% durch die Trägerschaft muss zum Zeitpunkt der Eingabe vollständig und nachvollziehbar gesichert sein. Eigenleistungen können auch als Projektkosten eingerechnet werden. Die Projekte können eine Laufzeit von maximal zwei Jahren haben
Die Frist für die Einreichung der Gesuche ist der 31. Oktober 2024.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Das Formular für die Eingabe des Gesuchs finden Sie hier:
Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Bild: Shutterstock; Stock-Foto ID: 2190214629; Halfpoint
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