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Heizungsersatz: Gratis-Impulsberatungen sind gefragt


Seit Anfang April 2022 können sich Besitzerinnen und Besitzer von Wohneigentum (inkl. Stockwerkeigentum) gratis beraten lassen, wenn sie ihre Heizung ersetzen wollen. Rund 5’500 solche kostenlosen Impulsberatungen haben die vom Programm «erneuerbar heizen» zugelassenen Beraterinnen und Berater bis Mitte September durchgeführt – so viele wie im Gebäudeprogramm im ganzen Jahr 2021 gefördert wurden.

Der Löwenanteil der Beratungen – rund 5’000 – betraf Einfamilienhäuser oder kleine Mehrfamilienhäuser mit bis zu 6 Wohneinheiten. Bei rund 500 Beratungen ging es um den Heizungsersatz in grösseren Mehrfamilienhäusern ab 6 Wohneinheiten. Die Impulsberaterinnen und Impulsberater wurden für ihre Leistungen mit bisher knapp 3 Millionen Franken aus dem Fördertopf des Bundes entschädigt.

Bei den Beratungen ging es um den Ersatz von 10-jährigen oder älteren fossilen Heizsystemen (Öl, Gas) oder von rein elektrischen Heizungen. Für das erneuerbare Heizsystem schlagen die Impulsberatenden, abhängig vom Objekt, jeweils mindestens drei Alternativen vor. Empfohlen wurde in der Mehrheit der Fälle eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Am zweitmeisten eine Erdsonde-Wärmepumpe, gefolgt von einer Pelletheizung.

Von einer kostenlosen Impulsberatung können Wohneigentum-Besitzerinnen und –besitzer profitieren, deren Heizsystem älter als 10 Jahre ist und als Hauptheizung für die Raumwärme dient. Pro Heizsystem ist nur eine Impulsberatung förderberechtigt. Die Beratungen finden im Rahmen des Programms «erneuerbar heizen» statt, das der Bund via EnergieSchweiz finanziert, dem Programm des Bundes zur Umsetzung der Schweizer Energiepolitik mit freiwilligen Massnahmen.

 

Charlotte Lienhard leitet das nationale Förderprogramm Impulsberatung «erneuerbar heizen».

Energeiaplus: Sie haben sich das Ziel gesetzt, 2022 rund 10’000 Impulsberatungen durchzuführen. Mitte September waren es rund 5’500. Wie zufrieden sind Sie?

Charlotte Lienhard leitet das Impulsprogramm „erneuerbar heizen“. Bild: BFE

Charlotte Lienhard: Das nationale Förderprogramm Impulsberatung «erneuerbar heizen» ist gut angelaufen. Täglich gehen durchschnittlich 30 Gesuche bei uns ein. Wenn es so weitergeht, werden wir unser Ziel bis Ende Jahr erreichen. Aufgrund der im Herbst geplanten Kommunikationsmassnahmen, erwarten wir in den kommenden Monaten eine zusätzliche Nachfrage nach Impulsberatungen.

Für Gas und Erdöl zahlt man derzeit rekordhohe Preise. Man könnte annehmen, dass der Wechsel auf ein erneuerbares Heizsystem ein Selbstläufer ist, dass die Leute angesichts der derzeitigen Unsicherheiten sowieso umsteigen wollen.

Wir haben im August eine Online-Umfrage bei Wohneigentum-Besitzerinnen und –Besitzern durchgeführt, die eine Impulsberatung beansprucht haben. Dabei hat sich gezeigt, dass die Energieknappheit, die Abhängigkeit von fossilen Energien aus dem Ausland oder ein baldiges Verbot von fossilen Energieträgern bei den Befragten nicht vorrangig waren. Umwelt- und Nachhaltigkeitsüberlegungen, sowie der Werterhalt der Liegenschaft wurden am häufigsten als Gründe für den Wechsel auf ein erneuerbares System genannt. Die Aussicht auf Fördergelder und auch die kostenlose Impulsberatung sind weitere Faktoren.

Weshalb braucht es dieses Förderprogramm?

Beim Heizungsersatz ist frühzeitige Planung wichtig. Daher ist es uns ein Anliegen, dass Wohneigentum-Besitzerinnen und –Besitzer sich schon heute mit dem Heizungsersatz befassen und nicht erst, wenn es allfällige gesetzlich verbindliche Grenzwerte für den CO2-Ausstoss gibt oder die Anlage aussteigt.

Der Bundesrat hat sich ja ein Klimaziel gesetzt. Bis 2050 soll die Schweiz nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstossen, als durch natürliche oder technische Speicher wieder aufgenommen werden können. Heute gibt es noch rund 900’000 Öl- und Erdgasheizungen und ca. 150’000 Elektroheizungen in der Schweiz. Um das NettoNull-Ziel zu erreichen, sollten jährlich rund 30’000 fossile Heizungen ersetzt werden.

Luft-Wasser-Wärmepumpe? Erdsonde-Wärmepumpe? Pelletheizung? Auf welches erneuerbare System stellen die Befragten um?

In den meisten Fällen wird schlussendlich eine Luft-Wasser-Wärmepumpe installiert. Pellets oder der Anschluss an einen Wärmeverbund sind deutlich weniger gefragt. Ersteres ist natürlich abhängig von den Platzverhältnissen für die Lagerung der Pellets. Letzteres erfordert die Anschlussmöglichkeit an ein bestehendes Wärmenetz. In unserer Umfrage hat sich gezeigt, dass die meisten Befragten in den kommenden zwei Jahren einen Heizungsersatz planen oder die Umsetzung bereits angegangen sind.

Erstaunt Sie die Präferenz für Wärmepumpen?

Die Wärmepumpe benötigt wenig Platz, wenig Strom und keinen Brennstoff. Diese Lösung bietet sich insbesondere da an, wo wenig Platz ist, beispielsweise in dicht bebauten Gebieten. Dadurch hat sich insbesondere die Luft-Wasser-Wärmepumpe als bewährte Alternative zu fossilen Heizungen bewiesen. Die Resultate erstaunen daher wenig. Es ist jedoch wichtig, dass alle erneuerbaren Alternativen aufgezeigt werden.

Die Impulsberatungen sollen aufzeigen, welches Heizsystem am besten geeignet ist für die jeweilige Liegenschaft. Es geht also nicht darum, etwas zu verkaufen. Wird das eingehalten? Viele Impulsberatende sind bei einer Firma im Heizungsbereich angestellt.

Das Programm «erneuerbar heizen» arbeitet bewusst mit Fachleuten aus der Heizungs- und Energiebranche zusammen, da diese Personen über das nötige Fachwissen verfügen. Die Impulsberatenden haben eine Sorgfaltspflicht einzuhalten, möglichst technologieneutral zu beraten. Das Feedback der Leute ist sehr positiv. Bei Stichproben haben wir zudem die Qualität der Beratungen überprüft. Die Impulsberatenden müssen einen Bericht an uns abliefern. Das ist auch eine Art Qualitätssicherung für uns. Bei fast der Hälfte der Beratungen folgt direkt eine Offerte an die Kunden und Kundinnen. Dies hat den Vorteil, dass die Kunden alles aus einer Hand erhalten, sofern sie sich für das offerierte Heizsystem entscheiden.

Das Förderprogramm kostenlose Impulsberatung läuft jetzt seit einem halben Jahr. Wie lange reicht das Geld im Fördertopf noch?

Das Förderprogramm ist bis Ende 2025 geplant. Wir rechnen damit, rund 10’000-26’000 Gesuchen pro Jahr fördern zu können. Das Budget für die nächsten Jahre muss noch vom Parlament freigegeben werden.

Hat es überhaupt genug Impulsberatende?

Aktuell sind über 2’000 Impulsberatende zugelassen. Das Programm «erneuerbar heizen» bietet laufend neue Grundkurse für die Zulassung an, um der Nachfrage gerecht zu werden. Zudem müssen die zugelassenen Impulsberaterinnen und Impulsberater alle zwei Jahre einen Auffrischungskurs absolvieren, um ihre Zulassung zu behalten.

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

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