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Entsorgung von radioaktiven Abfällen: Was kann die Region Nördlich Lägern vom deutschen Asse profitieren/lernen?


Im Sommer besuchte eine Delegation der Regionalkonferenz Nördlich Lägern (RK NL) sowie der Arbeitsgruppe „Verpackungsanlage geologisches Tiefenlager” die Stiftung Zukunftsfonds Asse in Wolfenbüttel, Deutschland. Ziel des Besuchs war es, Einblicke in die Arbeit der Stiftung zu gewinnen und Erfahrungen für die regionale Entwicklung der eigenen Region mitzunehmen.

Die Region rund um die Schachtanlage Asse II sieht sich seit Jahrzehnten grossen Herausforderungen gegenüber: In dem ehemaligen Salzbergwerk wurden zwischen 1967 und 1978 rund 126 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen eingelagert. Da das Bergwerk instabil ist und Wasser eindringt, müssen die radioaktiven Abfälle, laut Gesetz, zurückgeholt werden – ein technisch äusserst anspruchsvolles Vorhaben. Als Ausgleich für die Belastungen erhält die Region finanzielle Unterstützung – jährlich drei Millionen Euro von der Bundesebene – die seit 2015 in die eigens dafür gegründete Stiftung Zukunftsfonds Asse fliessen. Die Stiftung investiert die Mittel in regionale Entwicklungsprojekte. Sven Volkers, der Leiter der Geschäftsstelle, stellte der Delegation die Arbeitsweise der Stiftung dar. Besonders betonte er, dass nicht fehlendes Geld die grösste Hürde sei, sondern die Frage, wie man gute Ideen findet und Menschen motiviert, diese auch umzusetzen. Deshalb versteht sich die Stiftung nicht nur als Geldgeberin, sondern handelt auch operativ – etwa durch Unterstützung bei der Netzwerkbildung. Für die Schweizer Delegation war dieser ganzheitliche Ansatz besonders interessant. Auch in der Region Nördlich Lägern spielt die Frage der langfristigen Entwicklung eine zentrale Rolle. Gemäss Sachplan geologische Tiefenlager hat die Standortregion die Aufgabe, Strategien, Massnahmen und Projekte für die gewünschte regionale Entwicklung zu erarbeiten. Mit dem gemeinsam erarbeiteten «Zukunftsbild 2050» liegt bereits eine Vision für die Entwicklung der Region Nördlich Lägern vor. Doch Visionen bleiben abstrakt, wenn sie nicht durch konkrete Massnahmen mit Leben gefüllt werden.

Gerade jetzt – noch vor Abschluss des Sachplanverfahrens – ist ein guter Zeitpunkt, um Ideen zu sammeln, tragfähige Strukturen aufzubauen und die Bevölkerung aktiv einzubeziehen. Das sind entscheidende Schritte. Denn regionale Entwicklung braucht Zeit, Vertrauen und Kontinuität.

Genau hier setzt die Fachgruppe Regionale Entwicklung (FG RE) der RK NL an. Sie begleitet den Prozess kontinuierlich, bringt verschiedene Akteure zusammen, fördert den Austausch und entwickelt Projekte, die zur Realität vor Ort passen und langfristig Bestand haben. Die Eindrücke aus Wolfenbüttel liefern wertvolle Impulse für die Arbeit der FG RE: Welche Strukturen erleichtern die Umsetzung von Projekten? Wie können solche gut in die Region eingebettet werden? Und was ist nötig, damit Fördermittel tatsächlich Wirkung entfalten? Die Erfahrungen aus der Asse-Region zeigen, dass Geld allein nicht ausreicht. Entscheidend ist das Zusammenspiel von engagierten Menschen, verlässlichen Strukturen und klaren Zielen. Mit diesem Wissen im Gepäck möchte die FG RE ihre Arbeit weiter vertiefen, damit das Zukunftsbild 2050 Schritt für Schritt Realität wird.

Rebekka Bärenbold, Fachspezialistin Regionale Partizipation, Bundesamt für Energie (BFE)

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