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Ladestationen auf Gemeindegebiet? Tipps im neuen Leitfaden von LadenPunkt


Damit die Elektromobilität in Fahrt kommt, braucht es Möglichkeiten, um das Fahrzeug zu laden – insbesondere auch öffentlich zugängliche Ladestationen. Doch: Was kann eine Gemeinde zur Förderung der Elektromobilität tun? Soll die Gemeinde eigene Ladestationen installieren? Lohnt sich eine regionale Zusammenarbeit? Ein neuer Leitfaden von EnergieSchweiz zeigt wie Gemeinden aktiv werden können und illustriert an Praxisbeispielen, wie das konkret gelingen kann.

Zwei Praxisbeispiele stellen wir hier vor:

Nyon baut und betreibt eigene Ladestationen:

25 Ladestationen an 13 Standorten stehen zum Laden von Elektrofahrzeugen zur Verfügung, sechs Stationen betreiben die städtischen Industriebetriebe selber. Einige dieser Ladestationen kommen schon heute an den Anschlag. Die Stadt hat deshalb evaluiert, wo und wie viele weitere Ladestationen nötig sind, damit Pendlerinnen und Bewohner ihr Fahrzeug laden können.

Ein Finanzplan wurde erstellt, um die Investitionskosten für die Stadt zu ermitteln. Priorität hat der Ausbau der Infrastruktur für Anwohnerinnen und Pendler (langsame Ladestationen in Parkhäusern und Parkzonen), ergänzt durch einige Schnellladestationen. Die Stadtwerke sind für den Bau und Betrieb der Ladestationen verantwortlich und sie haben auch die Hoheit über die Preispolitik.

Region Goms plant Ladeinfrastruktur über die Gemeindegrenze hinaus:

In der Region Goms wurden die öffentlich zugänglichen Ladestationen bis jetzt isoliert geplant und betrieben. Eine Koordination zwischen den neun Gemeinden gab es nicht. Die lokalen Energieversorgungsunternehmen und die neun Gemeinden wollen nun gemeinsam planen. Sie haben deshalb eine regionale Elektromobilitätsstrategie erarbeitet.

Das Ziel: Das Goms als Tourismusdestination ist insbesondere auf eine gut ausgebaute und bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur angewiesen. Gäste sollen die Möglichkeit zum Schnellladen haben. Grundlage war eine Bedarfsanalyse. Sie zeigte, dass es grosse Unterschiede bei der Nutzung zwischen den bereits bestehenden Ladestationen gibt. Zudem wurde eine Umfrage bei Hotels, Bergbahnen und Gemeinden zu den künftigen Bedürfnissen durchgeführt.

Energeiaplus fragt bei Flavio Kälin und Viviane Winter, Fachspezialist und Fachspezialistin für Mobilität im Bundesamt für Energie, nach, warum diese Praxisbeispiele für andere Gemeinden von Nutzen sein können und für wen der Leitfaden konkret gedacht ist.

Energeiaplus: Im Leitfaden wird das Beispiel der «energieregionGoms» als exemplarisch für kleinere Gemeinden erwähnt. Was können die Gemeinden gewinnen?

Flavio Käin ist Fachspezialist Mobilität im Bundesamt für Energie; Bild: BFE

Flavio Kälin: Kleinere Gemeinden haben häufig nicht die personellen Ressourcen, sich mit dem Thema Ladeinfrastruktur zu beschäftigen. Die Gemeinde macht dann häufig gar nichts, und öffentlich zugängliche Ladestationen entstehen wenn überhaupt nur, wenn Private die Initiative ergreifen. Was dann fehlt, ist eine gesamtheitliche Betrachtung der Nachfrage und des zukünftigen Bedarfs.

Mobilität endet ja nicht an der Gemeindegrenze, so dass eine gemeindeübergreifende Betrachtung sinnvoll ist. Gerade in touristischen Regionen funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden bereits in vielen Bereichen, so dass eine gemeinsame Planung der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur eine wertvolle Ergänzung ist. Gemeinsam lassen sich die Kosten der Planung besser stemmen, und die Arbeiten können aufgeteilt werden.

Beide Beispiele – Nyon und energieregionGOMS – zeigen, dass eine Analyse des Status Quo und der künftigen Bedürfnisse zentral ist. Welche weiteren Tipps finden Gemeinden im Leitfaden «Laden in Gemeinden»?

Viviane Winter ist Fachspezialistin Mobilität im Bundesamt für Energie; Bild: BFE

Viviane Winter: Der Leitfaden «Laden in Gemeinden» bietet Gemeinden einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, wie sie den Ausbau der Ladeinfrastruktur auf ihrem Gemeindegebiet vorwärts bringen können. Er ist eine Art Grundlagendokument. Er zeigt auf, wie wichtig es ist, dass sich Gemeinden zuerst ihre Strategie überlegen und wie sie die E-Mobilität in bestehende Energie-, Klima- und Verkehrskonzepte einbetten wollen. Zudem sollten sie den Ladebedarf in ihrem Gemeindegebiet abklären, also wie  sich der Steckerfahrzeugbestand und der Strombedarf in ihrer Gemeinde entwickelt.

Für die Umsetzung stehen der Gemeinde dann vier verschiedene Handlungsoptionen zur Verfügung: Allgemein zugängliche Ladeinfrastruktur realisieren, Laden bei kommunalen Liegenschaften anbieten, kommunale Rahmenbedingungen schaffen und Laden in Unternehmen fördern.

Der Leitfaden zeigt zu diesen Handlungsoptionen ein Schritt-für-Schritt-Vorgehen.

Letztlich wollen wir mit dem Leitfaden aber auch konkrete Umsetzungsbeispiele von Gemeinden aufzeigen, wie die eingangs erwähnten Beispiele aus Nyon und aus dem Goms oder aus Kreuzlingen und Luzern.

Der Leitfaden richtet sich explizit an Gemeinden. Warum dieser Fokus?

Flavio Kälin: Um den künftigen Bedarf an Ladeinfrastruktur zu realisieren, braucht es das Engagement von Privaten aber auch der öffentlichen Hand. Die Gemeinde kann, muss aber nicht zwigend als Investorin auftreten. Sie kann auch die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, indem sie zum Beispiel den Ausbau von Ladeinfrastruktur in der Bau- und Zonenverordnung verankert. Auch ist eine koordinierende Rolle denkbar. Sie kann zum Beispiel den Bedarf  im gesamten Gemeindegebiet analysieren  und dann verschiedene private Akteurinnen, wie Immobilienbesitzende oder Unternehmen, über die Ergebnisse bezüglich  Ausbau von Ladeinfrastruktur informieren. Schliesslich kann sie auch selbst als Vorbild agieren und gemeindeeigene Fahrzeuge elektrifizieren und gemeindeeigene Gebäude mit Ladestationen ausrüsten.

Warum sollten Gemeinden überhaupt den Aufbau der Ladeinfrastruktur unterstützen?

Viviane Winter: Wir sehen grundsätzlichen drei Chancen der E-Mobilität:

  • Ein gut ausgebautes Ladenetz nimmt Autofahrerinnen die Sorge vor fehlenden Lademöglichkeiten, und mehr Personen entscheiden sich für ein E-Auto. Das trägt zur Reduktion der CO2-Emissionen und somit zum Klimaschutz bei.
  • Die E-Mobilität ist ein Teil der ressourceneffizienten Mobilität, die auf den vier Prinzipien Vermeiden, Verlagern, Verbessern und Vernetzen beruht. Die Elektromobilität gehört zum Aspekt Verbessern. Wenn sich die Verkehrsplanung der Gemeinde auf «Vermeiden», «Verlagern» und «Verbessern» konzentriert, kann es gelingen die Energieeffizienz im Verkehr zu erhöhen und die Verkehrsbelastung für Menschen und Umwelt zu senken.
  • Eine Gemeinde kann durch ihre koordinierende Rolle die Entwicklung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur gezielt steuern. Dies erhöht die Attraktivität der Gemeinde für Bewohnerinnen und Unternehmen und fördert eine gerechte Versorgung in allen Quartieren. Denn das Engagement der Gemeinde stellt sicher, dass die Ladeinfrastrutkur nicht nur an Standorten entsteht, die aus Betreibersicht wirtschaftlich am attraktivsten sind.

Bild und Text: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Die beiden Parkplätze für Elektro-Fahrzeuge sind im Goms/VS.

 

 

 

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