Die Ziele der Energiestrategie 2050 des Bundes sind ambitioniert. Im Jahr 2020 wurde zwar ein Rekordwert an zusätzlich installierter Solarstrom-Leistung erzielt, der Wert müsste für die Erreichung der vom Bundesrat im Juni 2021 dem Parlament vorgeschlagenen Ziele deutlich höher liegen. Mit der Nutzung bestehender Verkehrs- und Versorgungsinfrastrukturen, kann ein grosses Potenzial erschlossen werden.

Eine Studie, die Energie Zukunft Schweiz AG mit Unterstützung von EnergieSchweiz, der Axpo und der IWB erstellt hat, zeigt das realistische Potenzial auf. Die vorliegende Untersuchung umfasste Verkehrs- und technische Infrastrukturen sowie Konversionsflächen (brachliegende Militär-, Industrie- oder Gewerbeflächen, die umgenutzt werden) und Anlagen der Armee. Die Bewertung erfolgte unter Einbezug der Wirtschaftlichkeit, der technischen Machbarkeit und des regulativen Umfelds. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren beläuft sich das als realistisch beurteilte Potenzial auf bis zu 1,5 bis 3 GW. Das wäre beinahe eine Verdoppelung der Ende 2020 in der Schweiz installierten Leistung.

Albigna Staumauer mit PV-Panels; Bild. ewz

Carport in Aigle; Bild: Romande Energie

Als sehr gut geeignet erwies sich in dieser Betrachtung die Kombination von Lärmschutzwänden mit Photovoltaik. Auch Überdachungen verschiedener Art (Autobahngalerien, Parkplätze, Gleis- und Perrondächer etc.) haben grosses Potenzial. Im Bereich der technischen Infrastrukturen sind Staumauern aber bei Stauseen besonders interessant. Letztere könnten insbesondere die benötigten hohen Winterstrom-Erträge liefern.

Die Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen ist stark vom Eigenverbrauch abhängig. Je grösser der Eigenverbrauch und je geringer die Netzeinspeisung, desto wirtschaftlicher ist eine PV-Anlage. Rechnungsbeispiele sind hier zu finden. Die Studienautoren sind der Meinung, dass gesetzliche Anpassungen die Wirtschaftlichkeit auch ohne Eigenverbrauch verbessern könnten. Eine Erhöhung der Einmalvergütung (EIV) für Anlagen ohne Eigenverbrauch, wie vom Bundesrat vorgeschlagen, erleichtert zwar die Situation, garantiert die Wirtschaftlichkeit allerdings nicht in jedem Fall.

Die Studie kann hier bestellt werden.

Text: Lisa Mathys, Energie Zukunft Schweiz AG

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne 3 Vote(s), Durchschnitt: 3,67
Loading...
5 Kommentare
  1. Rolf Raess
    Rolf Raess sagte:

    «Mit der Nutzung bestehender Verkehrs- und Versorgungsinfrastrukturen, kann ein grosses Potenzial erschlossen werden:»

    Das wussten wir spätesten bei der Erstellung der Solar-Anlage bei Jenins an den Lärmschutzwänden entlang der A13 Domat/Ems bei Chur
    Ende der 80er Jahre…
    Durch Lügen und Leisetreterei der Behörden wurden 30 Jahre verpasst, solche Installationen zu erstellen.
    Der damalige Emser-Werk Chef verfügte, dass er vom Büro aus keine Solarinstallation sehen wolle… und die Kleingeister gehorchten, als
    ob die Schweizer Nationalstrassen einem Mann von der Zürcher-Goldküste gehören würden…

    Antworten
  2. Martin Widmer
    Martin Widmer sagte:

    Das ganze ist ein sündhaft teurer und sehr schlechter Witz. Die selbst im besten Fall lieferbare Energiemenge ist ein Tröpfchen auf den heissen Stein. Und gerade im Winter oder nachts oder bei schlechtem Wetter liefern die Anlagen so gut wie überhaupt keine Energie. Dabei sind sie nach wenigen Jahren Elektroschrott und führen zu exorbitanten Kosten. Das ganze sind halt eben nur linksgrüne Gewissensberuhigungsmassnahmen. Die Schweiz kann man mit so etwas nicht versorgen. Was wir unbedingt brauchen ist ein leistungsfähiger Ersatz für die alternden Kernkraftwerke. DA müssen wir investieren, nicht in solche Hirngespinste!

    Antworten
  3. Urs Hubacher
    Urs Hubacher sagte:

    Gute Idee – jedoch hiess es bisher meistens: wenn der Strom nicht vor Ort Verwendung findet, sind die neu zu erstellenden Leitungen zu teuer. Wer soll dafür aufkommen und wer ist wirklich interessiert an dessen Abnahme?
    Gerade im Landwirtschaftsbereich (Silo-Bauten der Landwirtschaftlichen Genossenschaften) böten sich zu diesem Zweck an, analog der Fassadenkonstuktionen moderner Wohntürme.
    Welche Speichermöglichkeiten bieten sich neben der Direkt-Abnahme am ehesten an? Evtl doch Wasserstoff?

    Antworten
  4. JEHLE Jürg
    JEHLE Jürg sagte:

    Genau 8760 Stunden brauchen wir Strom, jedes Jahr!
    Werbung und die politische Energiestrategie 2050 kennt die Produktionsstunden nicht: Ca. 2000 Stunden produziert die Sonne Strom und ca. 6000 Stunden ist die Sonne nIcht sichtbar und ca. 4000 Stunden ist der Wind zu schwach! Bei Dunkelheit und Windstille kommt der Strom NUR aus Kraftwerken. Welchen?

    Der künftige Leistungsbedarf (kW und kWh) steigt wegen +20% Bevölkerungszuwachs, Wärmepumpen, eMobilität, Speicher füllen, Digitalisierung und Ersatz von CO2, Gas, Erdöl, usw.

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .