Nach seinem Besuch bei den Installateuren von Photovoltaikanlagen im November letzten Jahres, setzt Benoit Revaz, Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE), seine Besuche bei Fachleuten, die den Umbau des Energiesystems umsetzen, fort. Dieses Mal verbrachte er einen Tag mit Gebäudespezialisten in Biberist im Kanton Solothurn. Energeiaplus berichtet von den Arbeiten vor Ort.
Der Gebäudebereich ist eine grosse Herausforderung auf dem Weg zu Netto-Null. Denn: Gebäude sind für 1/3 der CO2-Emissionen in der Schweiz verantwortlich. Daher war es für den Direktor des BFE wichtig, vor Ort zu sehen, wie Massnahmen zur Reduzierung von CO2-Emissionen im Gebäudebereich umgesetzt werden.
Installation einer Wärmepumpe
Es ist kurz nach 7 Uhr, als Benoît Revaz in Biberist ankommt. Die Baustelle des Gebäudetechnikunternehmens ASR ist unsere erste Station an diesem Morgen. In einem Einfamilienhaus wird die Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt. Die Eigentümer entschieden sich wegen der Energiekosten und des Umweltschutzes für ein erneuerbares System. Die vor einigen Jahren installierten Solarpanels werden den Strombedarf der Wärmepumpe decken.
ASR kümmert sich um die Beantragung von Fördermitteln aus dem Gebäudeprogramm und leitet diese an den Kanton weiter. So werden die Eigentümer von den administrativen Schritten entlastet.
Das Unternehmen ASR, das seit 2011 in Biberist ansässig ist, beschäftigt 53 Mitarbeitende. Der Geschäftsführer weist darauf hin, dass sich junge Leute heute wenig für körperlich anspruchsvolle Berufe interessierten, obwohl der Markt für energetische Sanierungen wächst. Er hofft, dass die zunehmende Digitalisierung in der Baubranche mit Methoden wie beispielsweise Building Information Modeling (BIM, Gebäudedatenmodellierung) die junge Generation motivieren und ihnen neue Möglichkeiten eröffnen kann. Vor allem aber, dass sie den Nutzen ihrer Arbeit und die Dankbarkeit der Kunden und Kundinnen sehen, die nun energieeffizienter heizen können.
Benoit Revaz steigt auf das Dach der Garage, wo das Aussenmodul der Wärmepumpe installiert wird. Das Modul ist etwa 130 kg schwer und muss zu zweit auf einem Sockel getragen werden.
Isolierung einer Fassade
Nach dem Mittagessen geht der Tag in Biberist auf einer anderen Baustelle weiter. Der Direktor des BFE arbeitet mit einem Team des Gipserunternehmens Viktor Wyss AG aus Flumenthal SO zusammen. Das Unternehmen hat 30 Mitarbeiter. An diesem Nachmittag geht es um die Isolierung der Fassade eines Doppeleinfamilienhauses aus den 1950-er Jahren. Die Arbeiter sind dabei, die Steinwollplatten für die Dämmung an der Fassade anzubringen, um die Isolierung zu verbessern. Benoît Revaz wird nach einer kurzen „Schulung“ die Isolation der Fenstertürme in Angriff nehmen.
Der pensionierte Eigentümer des Hauses hatte bereits 2019 die Nordfassade seines Hauses isolieren lassen. Da er grosse Investitionen nicht auf Einmal tätigen kann, geht er Schritt für Schritt vor. Nach dem ersten Schritt des Projekts ging der Verbrauch seiner Gasheizung bereits erheblich zurück. In der Zwischenzeit hat er auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des installieren lassen. Nun steht der Rest der Isolierung seines Hauses auf dem Programm. Für jeden Schritt der Isolierung beantragte der Eigentümer Subventionen aus dem Gebäudeprogramm. Die Anträge wurden direkt von der Firma Wyss ausgefüllt.
Das Unternehmen führt pro Jahr zwischen 5 und 10 Projekte im Rahmen des Gebäudeprogramms durch. «Das Ausfüllen der Formulare ist zeitaufwendig, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, geht es recht einfach», sagt der Manager der Viktor Wyss AG. Aber das Unterschreiben, das Versenden von elektronischen und Papierdokumenten nehme immer noch viel Zeit in Anspruch. Und er fügt hinzu, man merke es, dass die Kundinnen und Kunden bereit für Renovationen sind, wenn sie gut informiert sind und es das Budget zulässt.
Eine weitere grosse Herausforderung für das Solothurner Unternehmen ist die Rekrutierung von Personal. Es sei schwierig, Mitarbeitende zu finden. Wenn Wyss jedoch jemanden gefunden und ausgebildet habe, bleibe diese Person oft mehrere Jahre lang. Die gleiche Herausforderung besteht darin, jedes Jahr einen Lernenden zu finden, was den Verantwortlichen der Viktor Wyss AG bislang aber immer gelungen ist
Benoît Revaz erhielt an diesem Tag Einblick in die Praxis bei der Umsetzung der Ziele auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Schweiz. Der Direktor des BFE wurde mit den Herausforderungen der Gebäudebranche konfrontiert: „Dieser Tag bestätigt mir, dass die Energiewende kein Spaziergang ist. Wir haben viel Arbeit mit den Kantonen und Gemeinden vor uns, um den administrativen Aufwand zu vereinfachen. Wir müssen auch Lösungen finden, um die Ausbildung im Bauwesen zu stärken. Der Besuch vor Ort hat es mir ermöglicht, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten als vom Bürotisch in Bundesbern aus“.
Sandrine Klötzli und Fabien Lüthi, Kommunikation Bundesamt für Energie
Fotos: BFE
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