Geothermie: Kenntnisse über den Untergrund sind unerlässlich
Die Geothermie wird laut den Energieperspektiven 2050+ eine Rolle bei der Wärme-, aber auch bei der Stromerzeugung spielen. In unserem Land sind zahlreiche Projekte im Gange, beispielsweise in Vinzel (VD), Riehen (BS), Haute-Sorne (JU) oder Bern. Doch wie sind die Aussichten für diese erneuerbare Energie?
Die Nutzung des Untergrunds zur Erzeugung von erneuerbarer Energie ist an sich nichts Neues. Schon seit Jahren wird Erdwärme zum Heizen von Gebäuden genutzt. Diese Art der Wärmeerzeugung findet in Tiefen statt, die als gering gelten. Die aktuelle Herausforderung besteht darin, die im Untergrund enthaltene Energie auch in tieferen und damit wärmeren geologischen Schichten nutzen zu können. Die Schweiz ist in diesem Bereich vor allem in einem Punkt benachteiligt: der mangelnden Kenntnis des Untergrunds. Die aktuelle Kartografie bietet keine Gewähr dafür, dass eine zukünftige Bohrung auf die gesuchten geothermischen Ressourcen stößt. Dies ist beim geothermischen Projekt in Vinzel im Kanton Waadt der Fall, wo zwar Wasser gefunden wurde, jedoch in einer weniger tiefen geologischen Schicht und daher mit einer Temperatur, die nicht ausreicht, um direkt im örtlichen Fernwärmenetz genutzt zu werden. Für Nicole Lupi, Geothermie-Spezialistin beim BFE ist das enttäuschend, aber auch positiv: "Leider hat das Projekt nicht die nötige Wärme gefunden, aber das gehört zu den Risiken von Tiefengeothermie-Projekten. Aus diesem Grund werden sie vom Bund unterstützt". Tatsächlich verfügt das BFE über Maßnahmen zur Unterstützung von Projektträgern, die ein Projekt zur direkten Nutzung der Geothermie für die Wärme- oder Stromerzeugung starten wollen. Im Gegenzug werden die während der Projekte gesammelten geologischen Daten dem Bund und den Kantonen zur Verfügung gestellt und sollen letztendlich öffentlich zugänglich gemacht werden, um die Kenntnisse über den Untergrund zu verbessern. "Wir werden die Geothermie brauchen, um die 2050-Ziele des Bundes zu erreichen. Bis zur landesweiten Exploration, die von einer 2020 eingereichten parlamentarischen Motion gefordert wird, brauchen wir die Tiefengeothermieprojekte, um die Kenntnisse über unseren Untergrund zu verbessern", stellt die Expertin fest.
Einfachere Erzeugung von Wärme
Im Allgemeinen wird die Geothermie von der Bevölkerung, der Politik und der Wirtschaft positiv aufgenommen. Projekte im Zusammenhang mit Wärme finden leicht Anklang, da diese Art von Technologie in der Schweiz bereits seit Jahren genutzt wird. Die Geothermie zur Stromerzeugung hingegen hat sich in unserem Land noch nicht gezeigt, doch das Interesse wächst Trotz des Scheiterns der Bohrung in Lavey-les-Bains (Waadt) wird die Suche nach geothermischen Ressourcen zur Stromerzeugung fortgesetzt. Für Ende September ist eine neue seismische Erkundungskampagne in der Gegend von Eclépens (Waadt) geplant. Die nächste Erkundungsbohrung wird im Frühjahr 2024 in Haute-Sorne im Jura stattfinden. Bei diesem Projekt kommt eine vielversprechende Technologie zum Einsatz, die zum ersten Mal in der Schweiz verwendet wird, aber es gibt bereits ähnliche Bohrungen im Ausland. Dieses Projekt sieht sich mit einem Aufschrei von Seiten eines Teils der lokalen Bevölkerung konfrontiert. Seine Ingangsetzung erfolgt Schritt für Schritt und wird von einer sehr umfassenden institutionellen Betreuung begleitet, insbesondere durch die Einrichtung einer Begleit- und Informationskommission und eines Patronatskomitees des Bundes.
Den Untergrund kennen
"Wir müssen unseren Untergrund besser kennenlernen. Dies wird durch qualitativ hochwertige Prospektionskampagnen, die die geothermischen Ressourcen identifizieren, und durch Bohrungen, die ihr Vorhandensein bestätigen, ermöglicht. Mit der Zunahme der Projekte und dem Erwerb neuer Informationen werden auch die Fehlschläge abnehmen, da die Installationen an Standorten mit besseren Erfolgsaussichten erfolgen werden", betont Nicole Lupi. Die BFE-Expertin weist auch darauf hin, dass sich die Kantone ebenfalls der Bedeutung der Kenntnis ihres Untergrunds bewusst werden. Genf ist mit seiner Explorationskampagne bereits weit fortgeschritten, während der Thurgau einen entsprechenden Kredit verabschiedet hat. Die Kantone schaffen sich auch nicht nur die geeigneten und für die Geothermie günstigen gesetzlichen Rahmenbedingungen, sondern auch die spezifischen Kompetenzen für das Management von Projekten im Untergrund. Dieser Kompetenzzuwachs sowie all diese Daten werden in Zukunft für eine nachhaltige Nutzung des Untergrunds und ein besseres Management seiner zahlreichen Anwendungen (Geothermie, Wärme- oder CO2-Speicherung, Trinkwassersuche) von Nutzen sein.
Auf jeden Fall verfügt die Schweiz über ein sehr großes geothermisches Potenzial, insbesondere für die geothermische Stromerzeugung mit der EGS-Technologie. Die Aussichten, die diese saubere, unerschöpfliche und permanente Energiequelle bietet, sind verlockend: Sie ist CO2-frei und liefert 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr lokale Energie, ohne Platz zu beanspruchen.
Forum Geothermie 23
Das Geothermie-Forum am 4. und 5. Oktober 2023 in Basel ist die nationale Veranstaltung, um mehr über die wachsende Dynamik der Geothermie zu erfahren und die relevanten Akteure zu treffen. Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf der Rolle der Geothermie bei der Versorgung mit erneuerbarer Wärme. Das BFE und sein Direktor Benoît Revaz werden mit verschiedenen Beiträgen während der zwei Tage anwesend sein. Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.connect4geothermal.ch
Fabien Lüthi, Kommunikation Bundesamt für Energie
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