Sonnenenergie ist so gefragt wie nie: Das zeigen die jüngsten Zahlen von Pronovo, die im Auftrag des Bundesamts für Energie die Gesuche für Fördermittel für erneuerbare Produktionsanlagen bearbeitet. Sowohl bei der Anzahl Gesuche wie bei der Produktionsleistung gab’s im ersten Quartal einen Rekord.

7431 Gesuche für Fördermittel für neue PV-Anlagen sind im ersten Quartal bei Pronovo eingegangen – so viele wie noch nie. Rekordhoch ist auch die Leistung, die diese Anlagen dereinst liefern sollen. 171 Megawatt angemeldete Leistung entsprechen einem Wachstum von über 50% im Vergleich zum ersten Quartal 2021.

Energeiaplus ordnet diesen Rekord mit Joëlle Fahrni, Fachspezialistin für Erneuerbare Energie und Wieland Hintz, Verantwortlicher Solarenergie beim Bundesamt für Energie ein.

Joelle Fahrni ist Fachspezialistin für erneuerbare Energien bem BFE. Bild: BFE

Energeiaplus: Die Anzahl Gesuche für Fördermittel schiessen in die Höhe. Im Januar 2022 gab es 2293 Gesuche, im Februar 2517 und im März 2621. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Joëlle Fahrni: Die Installation einer Photovoltaikanlage wird immer mehr zum Standard. Die Investitionskosten für solche Anlagen sind in den letzten Jahren tendenziell gesunken und erschwinglich geworden, die Förderbedingungen sind seit einigen Jahren stabil und dazu wird es immer populärer, den eigenen Strom zu erzeugen. Der Zubau zeigt, dass es sich lohnt, in eine PV-Anlage zu investieren.

2021 war bereits ein Rekordjahr punkto Anmeldungen für Fördermittel. Wagen Sie eine Prognose für 2022?

Wieland Hintz: Wir gehen von einer weiteren Steigerung um 25% aus, so dass bis Ende Jahr deutlich über 700 MW installiert werden. Die Standorte aller Anlagen können übrigens auf Elektrizitätsproduktionsanlagen in der Schweiz (admin.ch) aufgerufen werden, die neuen Anmeldungen werden im Einmalvergütungs-Cockpit von Pronovo veröffentlicht.

Auch punkto Leistung sind die Zahlen für das erste Quartal mit 171 MW rekordmässig. Der Bundesrat strebt bis 2035 eine installierte Leistung von 14 Gigawatt an, womit dann etwa 20% des bis dahin noch steigenden Schweizer Strombedarfs gedeckt werden können. Wie sind die Zahlen in diesem Zusammenhang zu werten?

Wieland Hintz ist Verantwortlicher für Solarenergie beim BFE. Bild: BFE

Wieland Hintz: Die gute Nachricht ist: Der jährliche Zubau ist damit bereits auf dem Niveau, das es braucht, um das Ziel des Bundesrats zu erreichen. Geht der Zubau also so weiter, können 2035 mindestens 20% der Schweizer Verbrauchs mit Photovoltaik gedeckt werden. Aber so ein hoher Zubau ist kein Selbstläufer, die Rahmenbedingungen müssen ständig weiterentwickelt und neue Potenziale erschlossen werden. Das Verordnungspaket, das der Bundesrat am 30. März in die Vernehmlassung gegeben hat, enthält viele neue Elemente für die Schweizer Photovoltaik: Eine neue hohe Einmalvergütung für Anlagen ohne Eigenverbrauch sowie wesentliche Erleichterungen für die Umsetzung von Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch. Zudem wird der seit dem 1. Januar 2022 bestehende Bonus für stark geneigte integrierte Anlagen ergänzt um einen neuen – niedrigeren- Bonus für stark geneigte angebaute und freistehende Anlagen. Diese Anlagen produzieren im Winter verhältnismässig viel Strom. Die Boni helfen, dass mehr Anlagen auf Fassaden gebaut werden, was bisher noch nicht ausreichend gemacht wird.

Für viele interessierte Bauherren ist die Photovoltaik Neuland und es stellen sich viele Fragen für bei der Umsetzung. An wen können sich diese Personen wenden, wie geht man vor?

Joëlle Fahrni: EnergieSchweiz beschreibt das Vorgehen in den «Sieben Schritten zu Ihrer Solaranlage». Mit diesen Schritten gelangen Sie schnell und unkompliziert zu Ihrer eigenen Solaranlage. Von der Ermittlung des Potenzials Ihres Daches oder Ihrer Fassaden über eine Wirtschaftlichkeitsberechnung und dem Einholen von Angeboten bis hin zur Inbetriebnahme der Anlage gibt EnergieSchweiz wertvolle Tipps zu den unumgänglichen Schritten – und die sind gar nicht so kompliziert, wie sie auf den ersten Blick scheinen.

Die Zahlen stimmen also positiv. Gleichzeitig hat das Bundesamt für Energie zusammen mit Branchenverbänden eine Bildungsoffensive gegen den Fachkräftemangel im Gebäudebereich gestartet. Gibt es genug Fachleute, um die Solarpanels zu montieren?

Joëlle Fahrni: Der starke Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz erfordert genügend und vor allem gut ausgebildete Fachleute. Aber die Branche hat auch gezeigt wie flexibel sie ist, indem sie die Verdreifachung des Marktvolumens zwischen 2017 und 2022 stemmen konnte. Diese Leistung verdient grossen Respekt!

Trotzdem zeichnet sich aktuell ein Fachkräftemangel im Gebäudebereich ab. Wir sind aber zuversichtlich, dass der Fachkräftemangel mit der Bildungsoffensive Gebäude schnell behoben werden kann. EnergieSchweiz hat dazu 2020 und 2021 zusammen mit der Branche und Bildungsinstitutionen eine Roadmap mit 32 Massnahmen erarbeitet, welche die Branche mit Unterstützung des Bundesamts für Energie in den nächsten Jahren umsetzen wird.

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

 

 

 

 

 

 

 

 

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