Auf der Suche nach geothermischen Ressourcen im Schweizer Untergrund
Unsere Kenntnisse über den Schweizer Untergrund sind noch spärlich. Es ist jedoch wichtig, sie gut zu kennen, um potenzielle geothermische Ressourcen zu ermitteln und sie auf sichere und nachhaltige Weise zu nutzen. Um diese Kenntnisse zu verbessern, ist in einer Erkundungsphase, der so genannten Prospektion, der Einsatz geophysikalischer Techniken erforderlich, mit denen der Untergrund abgebildet werden kann. Seismische Datenerfassungstechniken werden oft als Untergrundechographie bezeichnet. Das Prinzip ist einfach: Lastwagen fahren durch das zu untersuchende Gebiet und übertragen Wellen in den Untergrund mittels einer vibrierenden Platte oder eines Gewichtstropfens. Diese Wellen breiten sich durch die geologischen Schichten des Bodens aus. Einige werden reflektiert und kehren an die Oberfläche zurück, wo sie von Sensoren, den Geophonen, aufgezeichnet werden. Die Analyse der von diesen Geophonen aufgezeichneten Signale dient der Kartierung der Schichten und anderer geologischer Merkmale im Untergrund des Erkundungsgebiets.
Zwei vom Bund subventionierte Geothermieprojekte beginnen mit solchen Erkundungsarbeiten, die Aufschluss über den Untergrund der Westschweiz und sein geothermisches Potenzial geben werden.
Am 9. August hat die EnergeÔ SA mit einer Prospektionskampagne begonnen, bei der drei Rütteltrucks drei Wochen lang die Waadtländer Küste durchqueren werden. Das Unternehmen hat von den Waadtländer Behörden eine Bewilligung für ein Explorationsgebiet erhalten, das sich hauptsächlich über den Bezirk Nyon und den südwestlichen Teil des Bezirks Morges erstreckt, d.h. über eine Gesamtfläche von 414 km2. Dieses Projekt wird vom Bund mit einem Beitrag an die Exploration im Rahmen desCO2-Gesetzes in der Höhe von knapp 3,4 Millionen Franken unterstützt. Die Ergebnisse werden für das erste Quartal 2022 erwartet.
Auch der Genfer Untergrund wird bald besser bekannt sein, denn am 13. September wurde eine geophysikalische 3D-Messkampagne gestartet. Diese sechswöchige Kampagne wird die systematische Erkennung und Kartierung von geologischen Umgebungen ermöglichen, die für die Entwicklung der geothermischen Energie in Genf geeignet sind. Das Bundesamt für Energie (BFE) wird 60 % des Gesamtbudgets, d.h. 9 Mio. CHF, für die Exploration beisteuern; die Services Industriels de Genève (SIG) werden die restlichen 40 %, d.h. 6 Mio. CHF, finanzieren.
Diese beiden Prospektionskampagnen finden nachts statt, um Störwellen, die tagsüber auftreten könnten, so weit wie möglich zu vermeiden. Es wird nur eine geringe kurzfristige Lärmbelästigung erwartet.
Alle Untergrunddaten, die im Rahmen von Erkundungsarbeiten für vom Bund finanzierte Projekte erhoben werden, werden dem Bund und dem Standortkanton unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Langfristig sollen die Daten veröffentlicht werden, um das neue Wissen über unseren Untergrund zu verbreiten.
Die Arbeiten in Genf werden von einer umfassenden Kommunikationskampagne begleitet, die der Genfer Bevölkerung die Bedeutung des reichen Untergrunds und der lokalen Ressourcen vor Augen führen soll. Es steht viel auf dem Spiel, denn die Klimaziele des Kantons zielen darauf ab, dieCO2-Emissionen bis 2030 um 60 % zu reduzieren und bis 2050 klimaneutral zu werden. Die Geothermie könnte einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten, indem sie bis 2035 20% des Wärme- und Kältebedarfs des Kantons deckt. Im Rahmen dieser Kommunikationskampagne wird eine virtuelle 3D-Animation vorgeschlagen, die Sie auf eine Reise zur Suche nach geothermischen Ressourcen im Genfer Untergrund mitnimmt.
Nicole Lupi, Spezialistin für erneuerbare Energien - Geothermie
Foto: Staat Genf
Links:
EnergeÔ La Côte Prospektionsprojekt: EnergeÔ la côte | EnergeÔ - La Côte (energeo.ch)
GIS-Projekt zur Erkundung: Géothermies (geothermies.ch)
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