Langsamer laden, länger fahren
Lebensdauer, Ladebedingungen, Zweitnutzung: Wer sich ein Elektroauto zulegen möchte, stellt sich viele Fragen. Mit dem richtigen Wissen hat man mehr von seiner Batterie.Noch schrecken viele Autofahrerinnen und Autofahrer vor dem Umstieg auf ein Elektroauto zurück, weil sie Angst haben, beim Unterwegssein zu viele Ladestopps einplanen oder die Batterie nach ein paar wenigen Jahren auswechseln zu mu?ssen. Oder sie stehen den sozialen und ökologischen Begleiterscheinungen des Wertstoffabbaus kritisch gegenüber und sehen in der Batterie nach deren Nutzungsdauer ein ungelöstes Entsorgungsproblem. Heute fahren die meisten Elektroautos mit Lithium-Ionen-Batterien, deren Produktion sehr aufwendig ist. Vor allem die ökologisch und sozial nicht unbestrittene Gewinnung gewisser Wertstoffe machen sie teuer. Zunehmend werden deshalb Lithium-Eisenphosphat-Batterien eingebaut, die ohne Kobalt, Nickel und Mangan auskommen. An neuen Generationen, zum Beispiel Natrium-Ionen- und Feststoff-Batterien, wird intensiv geforscht.
Wie lange hält meine Autobatterie?
Nach ungefähr 300 000 bis 450 000 gefahrenen Kilometern hat die Batterie im Auto ihr Lebensende erreicht. Das entspricht etwa 1000 bis 1500 Ladezyklen, wobei mit Ladezyklus eine komplette Ladung von 0 bis 100 % gemeint ist. Da die meisten verkauften Elektroautos noch genutzt werden, gibt es momentan keine verlässlichen Zahlen. Die Garantiedauer liegt in der Regel bei acht bis zehn Jahren oder 150 000 bis 200 000 Kilometern. Generell gilt: Fällt die Leistung der Antriebsbatterie unter 80 % gegenüber dem Neuzustand, eignet sie sich nicht mehr für den Einsatz im Elektroauto.
Wie kann ich die Lebensdauer verlängern?
Geduld aufbringen, hilft. Denn für das Laden der Batterie gibt es grundsätzlich zwei Varianten: Langsam mit Wechselstrom oder schnell mit Gleichstrom. Das «Tanken» mit Wechselstrom dauert zwar ein paar Stunden, schont aber die Batterie. Schnellladestationen mit Gleichstrom hingegen laden die Batterie in etwa einer halben Stunde, lassen sie aber schneller altern. Darum sollte man diese Methode nur wählen, wenn es eilt – zum Beispiel auf der Autobahnraststätte – und ansonsten sein E-Auto zu Hause über Nacht oder tagsüber mit Solarstrom laden. Schonend für die Batterie ist zudem, wenn sie in einem Ladezustand zwischen 20 und 80 % genutzt wird. Denn eine komplette Voll- oder Entladung kann den Zellen schaden.
Kann ich die alte Batterie umnutzen?
Ja, das ist möglich. Hat die Batterie im Auto ausgedient, kann man sie als stationären Energiespeicher für den Solarstrom vom Dach nutzen oder als Speicher in Wohnmobilen, Golfcaddies oder Gabelstaplern. Das hat den Vorteil, dass die Nachfrage nach ihren wertvollen Bestandteilen, deren Abbau für Mensch und Umwelt oft problematisch ist, verringert wird.
Können Autobatterien recycelt werden?
Sie müssen. In der Schweiz sind sowohl Händler als auch Käufer verpflichtet, alte Batterien zurückzunehmen bzw. zurückzugeben. Beim Recycling in modernen industriellen Anlagen können bis zu 95 % der wertvollen Rohstoffe wie Lithium, Kobalt, Grafit oder Nickel zurückgewonnen werden. Heutige Technologien ermöglichen es, fast alle Materialien aus Batterien herauszufiltern und in den Produktionskreislauf zurückzuführen. Ob der Ausbau von industriellen Recycling- Kapazitäten allerdings mit der Entwicklung der Elektromobilität Schritt halten kann, ist schwer vorauszusagen. Denn das Batterierecycling steht immer noch vor grossen Herausforderungen: So erschweren die unterschiedlichen Aufbausysteme der Hersteller und die zunehmende Verschweissung von Teilen eine effiziente, serienmässige Zerlegung von Batterien. Dass dies ein Problem ist, bestätigt auch die Schweizer Firma Kyburz, die Lithiumbatterien recycelt. Ob das Recycling von Autobatterien in Zukunft wirtschaftlich betrieben werden kann, hängt nicht zuletzt von Faktoren wie den Wertstoffpreisen, den Kosten für Sicherheitsanforderungen, Gesundheits- und Umweltvorschriften sowie der obligatorischen Entsorgungsgebühr ab.
Wie gross sollte die Batterie sein?
Beim Entscheid für ein Elektroauto spielt die Reichweite der Batterie eine grosse Rolle – schliesslich möchte man nicht auf der Strasse stehen bleiben. Doch ist diese Sorge gerecht fertigt? Wer seine Alltagsbedürfnisse unter die Lupe nimmt, merkt schnell: nein.
Die auf dem Markt erhältlichen Modelle haben eine Kapazität der Batterie von über 56 kWh – im Durchschnitt sind es gar 71kWh. Damit sind Reichweiten von über 350 Kilometer pro Ladung möglich. Angesichts dessen, dass ein durchschnittlicher Personenwagen in der Schweiz pro Tag weniger als 25 Kilometer gefahren wird, ist das reichlich.
Fakten, die Sie beim Kauf eines Elektroautos beachten sollten
Studien zeigen, dass ein Elektrofahrzeug mit einer Reichweite von 200 Kilometern für 97 % aller Fahrten ausreicht. Beim Elektroauto-Kauf sollten folglich mehrere Faktoren einfliessen:
- Alltag: Die täglich zurückgelegte Distanz soll beim Kaufentscheid im Vordergrund stehen. Dabei soll mit eingerechnet werden, dass die Batterie geschont wird, wenn sie nur bis 80 % geladen und nur auf 20 % entladen wird (siehe Haupttext).
- Nachhaltigkeit: Je grösser die Batterie, desto mehr Rohstoffe werden für ihre Produktion benötigt. Aus ökologischer Sicht sollte die Batterie so klein wie möglich sein.
- Verbrauch: Grosse Batterien wiegen mehr. Das steigert den Verbrauch und damit die Ladekosten.
- Lebensdauer: Je öfter eine Autobatterie geladen wird, desto schneller altert sie. Da grosse Batterien seltener geladen werden müssen, leben sie länger.
- Wintertauglichkeit: Im Winter verringert sich die Leistung der Batterie. Bei tiefen Temperaturen verbraucht ein Elektroauto im Schnitt 10 bis 30 % mehr Energie als in warmen Jahreszeiten.
- Preis: Je höher die Reichweite, desto teurer ist in der Regel das Auto.
Fazit: Gehen Sie bei der Wahl des Autos nicht von der längsten Fahrt des Jahres aus. Wählen Sie die Reichweite nur so hoch wie für den Alltag wirklich nötig. Wenn Sie das Auto selten für lange Reisen benötigen, können Sie für diese Zeit auch einen Wagen mieten.
Dieser Artikel wurde auf der Website von EnergieSchweiz veröffentlicht. Lesen Sie weitere Stories von EnergieSchweiz.
Bild: Shutterstock
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