Auswirkungen des Tiefenlagers: Regionalkonferenz bittet Bevölkerung um Mitarbeit
Grosse Infrastrukturprojekte werden von der Öffentlichkeit kritisch beäugt. «Warum bei uns?» ist die Frage, die sich Menschen in betroffenen Regionen stellen, meist mit Verweis auf die befürchteten negativen Effekte eines solchen Projekts. Die Projektanten wiederum verweisen auf die positiven Effekte, die das Grossprojekt auf die Region haben würde. Oft hängt das Gelingen eines Projekts letztlich vom Vertrauen in die Projektantin ab oder von der allgemeinen Stimmung vor Ort. Einen anderen Weg beschreitet der Sachplan geologische Tiefenlager.
Bereits 2017 hatte das Bundesamt für Energie (BFE) im «Leitfaden für die Regionalkonferenzen: Massnahmen zur gewünschten Entwicklung in der Standortregion» festgehalten, dass die Region selbst bestimmt, wie die möglichen positiven Auswirkungen des geologischen Tiefenlagers dereinst für ihre Bedürfnisse genutzt werden sollen. Durch die Identifikation und Umsetzung eigener Projekte können die angestrebten positiven Effekte verstärkt werden. Die Bevölkerung bestimmt also mit, wie sich die Region in der Zukunft entwickeln soll. Heute Montag geht die Regionalkonferenz Nördlich Lägern mit einem Vorschlag verschiedener Projektideen an die Öffentlichkeit. Diese darf und soll diese Projekte bewerten und kann auch selber Vorschläge machen.
Zur Erinnerung: Nördlich Lägern wurde im September 2022 von der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) als Standort für ein geologisches Tiefenlager vorgeschlagen. Schon seit 2011 ist die Regionalkonferenz Nördlich Lägern (RK NL) das Mitwirkungsgremium der gleichnamigen Standortregion im Standortauswahlverfahren. Die Fachgruppe Regionale Entwicklung (FG RE) ist eine der drei ständigen Fachgruppen der RK NL und befasst sich schon lange mit den wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen eines Tiefenlagers auf die Region. Die Gruppe soll diese Auswirkungen möglichst frühzeitig und objektiv erkennen, negativen Entwicklungen entgegenwirken und Chancen für positive Entwicklungen nutzen.
Die FG RE hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie die Region 2050 aussehen soll. Ergebnis war das Zielbild 2050 (siehe Grafik), darin sind verschiedene Handlungsfelder definiert. Nun geht es darum, konkrete Projekte innerhalb dieser Felder zu erarbeiten und umzusetzen, damit das Zielbild 2050 Realität wird. Die Vollversammlung der RK NL hat im März 2024 Kriterien erarbeitet. Nach diesen sollen zukünftige Projekte beurteilt werden. Beispielsweise soll die nachhaltige Finanzierung der Projekte sichergestellt sein und sie müssen einen Mehrwert für die Region und eine breite Zielgruppe bieten. Weiter beschloss die RK den Einbezug der Bevölkerung der Standortregion Nördlich Lägern in den Ideenfindungsprozess. Sie kann online über braine4.com/laegern ab sofort bis zum 31. Mai 2024 bestehende Projektideen interaktiv bewerten und eigene Ideen einreichen. Der Einbezug der Bevölkerung soll dazu dienen, die Akzeptanz für mögliche Projekte zu fördern und neue Perspektiven zu erhalten. Ehrgeiziges Ziel der FG RE ist es, bis Jahresende erste Projekte in Umsetzung zu haben.
Der Co-Präsident der Fachgruppe, Christopher Müller, äussert sich dazu: «Wir haben in der Fachgruppe intensiv am Zielbild 2050 und an Projektideen gearbeitet. Die Regionalkonferenz hat uns immer unterstützt und uns wertvolle Inputs geliefert. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, in dem wir den Kreis noch weiter öffnen und die Bevölkerung einladen, uns ihre Meinung zu unserer bisherigen Arbeit mitzuteilen. Wir wollen damit erreichen, dass die Projekte von der Bevölkerung mitgetragen werden.»
Direktlink zur Kommunikation Regionalkonferenz zur BrainE4-Umfrage: Regionalkonferenz Nördlich Lägern | Tiefenlager (regionalkonferenz-laegern.ch)
Rebekka Bärenbold, Fachspezialistin Regionale Partizipation, BFE
Bild: Regionalkonferenz Nördlich Lägern
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