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10 Jahre Energieland Liechtenstein: Was ist daraus geworden?


2012 wurde die letzte der elf Gemeinden in Liechtenstein zur Energiestadt. Liechtenstein ist somit das erste und einzige Land, das sich «Energieland» nennen darf. Was zeichnet das Energiebewusstsein Liechtensteins aus? Energeiaplus hat bei den Verantwortlichen nachgefragt.

Das Engagement der Gemeinden Liechtensteins beruht auf Freiwilligkeit. Das Land Liechtenstein befürwortet das Engagement der Gemeinden, gibt aber keine Vorgaben wie diese ihre Energiepolitik im Detail gestalten sollen. Die Gemeinden betreuen die Zertifizierung und Re-Zertifizierung in eigener Initiative. Zusätzlich kommt jede Gemeinde selbst für die Kosten des Prozesses auf, vom Mitgliedschaftsbeitrag bis zu den Kosten für die Umsetzung der Ziele.

Jeder Gemeinde wird im Prozess ein Energiestadt-Verantwortlicher zugeteilt. Die Gemeinde und der Betreuer stehen in einem jährlichen Austausch, der Austausch wird im vierten Jahr intensiviert da dann der Re-Zertifizierungsprozess startet. Der gesamte Prozess bedeutet für die Gemeinden einen grossen finanziellen und personellen Aufwand.

Die Gemeinden Liechtensteins haben diesen Prozess bereits mehrere Male durchlaufen. Energeiaplus fragt beim Gemeindevorsteher von Schaan, Daniel Hilti, nach, was die Zertifizierung als Energiestadt für eine Gemeinde bedeutet und wie der Re-Zertifizierungsprozess abläuft.

Das Label «Energiestadt» ist ein Leistungsausweis für Gemeinden, die eine nachhaltige kommunale Energiepolitik vorleben und umsetzen. Energiestädte fördern erneuerbare Energien, umweltverträgliche Mobilität und setzen auf eine effiziente Nutzung der Ressourcen. Für das Label werden verschiedene Faktoren die direkt mit der Energiepolitik der Gemeinde zusammenhängen aber auch solche, die die Verwaltung an sich betreffen beurteilt. Bei der Vergabe des Labels ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. Um Energiestadt zu bleiben müssen Gemeinden und Städte sich alle vier Jahre re-zertifizieren lassen.

Portrait Gemeindevorsteher Daniel Hilti am 9. August 2019
Foto: Eddy Risch, Schaan

Energeiaplus: Die Gemeinde Schaan ist seit 2007 Energiestadt, was bedeutet das Label für die Gemeinde?

Daniel Hilti: Für die Gemeinde hat das Label einen hohen Stellenwert. Das zielgerichtete Umsetzen der energiepolitischen Vorgaben ist als Energiestadt gewährleistet. In den letzten Jahren hat sich dadurch mehr und mehr eine neue Haltung zur Energiepolitik entwickelt.

Das Label Energiestadt zeichnet Gemeinden und Städte aus, die sich für eine effiziente Nutzung von Energie, den Klimaschutz und erneuerbare Energien sowie umweltverträgliche Mobilität einsetzten. Sie sind seit 2003 Gemeindevorsteher, was hat sich in den letzten fast 20 Jahren in Ihrer Arbeit im Energiebereich geändert?

Energiefragen wurden 2003 im Gemeinderat nur am Rande diskutiert. Mit dem Beschluss, Energiestadt zu werden, ist die Energiepolitik in den letzten Jahren zu einem Schwerpunkt der Gemeindearbeit geworden. Alternative Energieträger sind heute selbstverständlich, die Umsetzung von Energieprojekten geht schneller und der haushälterische Umgang mit der Energie steht bei der Gemeinde Schaan ganz oben auf der Liste der Ziele der nächsten Jahre. Der Klimaschutz ist in der Gemeinde Schaan definitiv angekommen.

Um Energiestadt zu bleiben, müssen sich Gemeinden re-zertifizieren lassen. Können Sie uns erklären, wie dieser Prozess abläuft und wie die Gemeinde Schaan dies handhabt?

Die Re-Zertifizierung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem der Gemeinde zugeteilten Energiestadtberater. Dieser bearbeitet mit der Energiekommission und diversen Abteilungen der Gemeindeverwaltung die sechs vorgegebenen Bereiche; Entwicklungsplanung und Raumordnung, Kommunale Gebäude und Anlagen, Ver- und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation, Kooperation und Kommunikation.

Zusätzlich werden allgemeine Grundsätze in der Energiepolitik der Gemeinde Schaan und ein energiepolitisches Programm für die kommenden vier Jahre festgelegt, welches durch den Gemeinderat genehmigt wird. 

Die Gemeinde Schaan wurde 2020 re-zertifiziert. Die Re-Zertifizierung beinhaltet immer auch energiepolitische Ziele für die nächsten vier Jahre. Was sind die aktuellen Projekte der Gemeinde Schaan im Energiebereich?

Derzeit laufen viele Projekte im Energiebereich:

  • Energieeffizienzsteigerung in allen Bereichen (beste Technik, Gebäudesanierungen)
  • 100 % erneuerbarer Strom bei Gemeindeliegenschaften
  • Ausbau Photovoltaikanlagen auf den Gemeindeliegenschaften
  • Beteiligung am Ausbau Fernwärme KVA Buchs SG / Zusammenschluss mit dem bestehenden Fernwärmenetz (SAL-Resch)
  • Nutzung Elektromobilität (Ersatzfahrzeuge sofern möglich E-Auto)

Die Gemeinde Schaan hat 2020 in der Re-Zertifizierung einen Erfüllungsgrad von 70,1% erreicht. Die Zertifizierung als Energiestadt erfolgt ab einem Erfüllungsgrad der möglichen Massnahmen von 50%. Bei einem Erfüllungsgrad von 75% gäbe es die Möglichkeit den Status als Energiestadt Gold zu erlangen. Strebt die Gemeinde Schaan für den nächsten Zertifizierungsprozess 2024 dieses Ziel an?

Ein Anstreben des Status Energiestadt Gold ist in naher Zukunft angedacht. Ob dies schon im nächsten Zertifizierungsprozess möglich ist, oder erst für einen späteren Zeitpunkt, hängt von den zusätzlichen Faktoren wie den «Schaaner Industriebetreiben» ab.

In Schaan sind drei der fünf grössten Industriebetreibe von Liechtenstein angesiedelt, welche mit ihren Verbräuchen den Energieverbrauch auf dem gesamten Gemeindegebiet mitbestimmen. Infolge dieses grossen Anteiles können angedachte Absenkpfade für den Energieverbrauch auf dem gesamten Gemeindegebiet nur durch Einbezug dieser Betreibe erreicht werden. Hierbei findet ein reger Austausch zwischen der Gemeinde und den Betrieben statt.

Die Gemeinde Schaan wurde für diesen ersten Blog der Serie zu Liechtenstein ausgewählt, da sie eine spezielle energietechnische Verbindung zur Schweiz hat. Sie bezieht Wärme und Dampf, wie bereits von Daniel Hilti angesprochen, aus der Kehrichtverbrennungsanlage in Buchs SG. Lesen Sie mehr darüber im zweiten Teil der Blogserie aus Liechtenstein.

 

Florin Konrad, Hochschulpraktikant Medien & Politik, Bundesamt für Energie, er ist in Liechtenstein aufgewachsen und hat in der Schweiz studiert.

Foto: Shutterstock

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