, , ,

Erneuerbare Heizsysteme mehr gefragt als fossile


Erstmals wurden im letzten Jahr mehr Heizungen verkauft, die erneuerbare Energieträger statt fossile Energien nutzen. Das zeigt die Verkaufsstatistik von Gebäudeklima Schweiz (GKS).

Rund 28’000 fossile Heizsysteme wurden 2020 verkauft (Öl- und Gaskessel sowie Brennerwechsel). Bei den erneuerbaren Heizsystemen (Wärmepumpen und Holzfeuerungen) waren es gut 30’000.

Dabei liegen die Wärmepumpen mit über 28’000 Stück mit Abstand an der Spitze. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die verkauften Stückzahlen bei den Wärmepumpen um rund 17% und bei den Holzfeuerungen um gut 8% an.

Wie muss man diese Zahlen werten? Welche Rolle spielen Anreiz-Mechanismen? Rita Kobler, Fachspezialistin für erneuerbare Energien beim Bundesamt für Energie, nimmt Stellung.

Rita Kobler ist zuständig für Wärmepumpen im Bundesamt für Energie – Copyright: BFE

Energeiaplus: Kann man von einer Trendwende Richtung Heizsysteme mit erneuerbaren Energien sprechen?

Rita Kobler: Ja, definitiv. Einerseits greifen getroffene Massnahmen und andererseits hat die Sensibilisierung in der Bevölkerung zugenommen.

Können Sie Beispiele machen von Massnahmen, die wirken?

Einerseits haben wohl die Diskussionen im Zusammenhang mit den Beratungen zum CO2-Gesetz sowie zum Klimawandel zu einer vermehrten Sensibilisierung geführt. Andererseits haben verschiedene Kantone in den letzten 2-3 Jahren ihre gesetzlichen Vorschriften bezüglich des Wärmerzeugerersatzes angepasst. Am weitesten fortgeschritten ist hier der Kanton Basel-Stadt. Seit zwei Jahren gilt in Basel: Wenn jemand bei sich zu Hause seine Öl- oder Gasheizung auswechseln möchte, dann muss er auf ein erneuerbares Heizsystem umsteigen, sofern dies möglich ist. Das heisst, sofern der Einbau einer solchen Heizung technisch möglich und bezahlbar ist.

Ein anderes Beispiel ist der Kanton Freiburg, wo seit dem 1.1.2020, sofern wirtschaftlich tragbar, beim Heizungsersatz mindestens 20 Prozent erneuerbare Energien gefordert sind. Dies bringt die Eigentümerschaft dazu, sich rechtzeitig zu informieren oder beraten zu lassen.

Viele HauseigentümerInnen haben auch erkannt, dass ein Wechsel von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Systeme langfristig finanziell interessant ist. Dank der Beratung wird ihnen oft erst bewusst, wie stark sie ihren CO2-Ausstoss mit einem Wechsel auf erneuerbare Energien reduzieren können. Das motiviert zusätzlich.

Verschiedene Kantone haben zudem Förderprogramme eingeführt oder die Beiträge für erneuerbare Heizsysteme aufgestockt. Diese Mittel stammen grösstenteils aus der CO2-Abgabe des Bundes auf fossilen Brennstoffen.

Der Rückgang bei den fossilen Heizsystemen entspricht in etwa der Zunahme bei den erneuerbaren Heizsystemen. Kann man daraus ableiten, dass EigentümerInnen ihre Ölheizung durch ein Heizsystem mit erneuerbarer Energie ersetzen?

Korrekt. Die Veränderung basiert vor allem auf dem Heizungsersatz und nicht auf Neubautätigkeiten. Im Neubaubereich werden kaum noch fossile Heizsystem eingesetzt. HauseigentümerInnen informieren sich heute immer öfter über Alternativen zu ihrem bisherigen System.

Welche Rolle spielen Beratungs- und Fördermassnahmen bei dieser Entwicklung?

Vor allem die breite Sensibilisierung der HauseigentümerInnen, unter anderem im Rahmen des Programm EnergieSchweiz und durch das Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen haben diese Entwicklung unterstützt. Mit dem Programm «erneuerbar heizen» von EnergieSchweiz wurde 2020 auch die Impulsberatung «erneuerbar heizen» für HauseigentümerInnen aufgebaut, um sich rechtzeitig zu informieren. Letztes Jahr wurden über 1’500 ImpulsberaterInnen ausgebildet, die den HauseigentümerInnen mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.

Gemessen am ganzen Gebäudebestand in der Schweiz bewegt sich die Anzahl erneuerbarer Heizsysteme immer noch auf einem bescheidenen Niveau. Oder anders gesagt: Gebäude in der Schweiz werden nach wie vor zu einem grossen Teil, rund 60%, fossil geheizt. Wie bewerten Sie die Zahlen 2020 vor diesem Hintergrund?

Die Zunahme bei den Wärmepumpen und den Holzfeuerungen erfolgt über alle Leistungskategorien. Das zeigt, dass erneuerbare Systeme breit einsatzfähig sind. Der Heizsystemwechsel benötigt jedoch mehr Planungszeit als wenn eine bestehende Öl-/Gasfeuerung einfach wieder durch eine Öl-/Gasfeuerung ersetzt wird. Deswegen ist es wichtig, dass sich HauseigentümerInnen frühzeitig mit dem Ersatz auseinandersetzen.

Wir haben in der Schweiz auch einen gewissen «Sanierungsstau». In einigen Heizungskellern sind noch sehr alte und leider auch sehr ineffiziente fossile Kessel in Betrieb. Diese Kessel sind abgeschrieben und die Kosten für den Brennstoffeinkauf werden zu wenig gewichtet. Diese, im wahrsten Sinne des Wortes «fossilen» Heizkessel könnten jederzeit den Dienst versagen. Gerade bei diesen alten Anlagen ist es deshalb wichtig, den Ersatz rechtzeitig zu planen.

Wo finden HauseigentümerInnen einfach und rasch Informationen?

Auf der Internetseite von «erneuerbar heizen» findet man Informationen zum Vorgehen, zur Impulsberatung, zu Finanzierungsfragen, einen Heizkostenrechner sowie Informationen zu den erneuerbaren Heizsystemen.

Das Interview führte Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne 1 Vote(s), Durchschnitt: 5,00
Loading...
1 Antwort

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar zu werner plüss Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .