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Internationale Perspektiven zur Entsorgung: Japanische Jugendliche besuchen die Schweiz


Vom 11. bis 15. August 2025 informierte sich eine Delegation aus Japan in der Schweiz über den Rückbau und die Stilllegung kerntechnischer Anlagen, die Zwischenlagerung und das Standortauswahlverfahren für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in der Schweiz. Die Gruppe bestand aus 15 Schüler/innen zwischen 16 und 17 Jahren, vier Studentinnen sowie weiteren Begleitpersonen – darunter Lehrpersonen, ein Journalist, Vertreter der NUMO (Nuclear Waste Management Organisation of Japan) und eine Dolmetscherin. Insgesamt reisten 29 Personen aus Japan an.

Die Reise wurde von der NUMO initiiert, die bereits ähnliche Programme in Schweden durchgeführt hat. Ziel ist es, junge Menschen frühzeitig für die komplexe Thematik der Entsorgung radioaktiver Abfälle zu sensibilisieren – ein Engagement, das international hervorsticht.

Anspruchsvolles Programm mit engagierten Teilnehmenden
Die Delegation besuchte während der Woche verschiedene Stationen: das Felslabor Grimsel, die Nagra, das Kernkraftwerk Mühleberg, das Bundesamt für Energie, das ZWILAG sowie das PSI iLab. Trotz Jetlag, Hitze und einer Fülle an Informationen zeigten sich die jungen Teilnehmenden durchgehend interessiert und stellten kluge Fragen. Der Vertreter von NUMO sprach in seinem Dank sogar von «deep learning» – ein treffender Ausdruck für die intensive Auseinandersetzung. Die Sektion Entsorgung radioaktive Abfälle des BFE koordinierte und organisierte Teile des Programms.

Austausch mit Schweizer Jugendlichen
An einem Tag tauschten sich die japanischen Jugendlichen mit jungen Menschen aus der Standortregion Nördlich Lägern sowie der Region BEVA aus. Zwei Schweizer Jugendliche präsentierten auf Englisch ihren Alltag, ihre Schule und Hobbies, was für die japanischen Jugendlichen eine lockere Abwechslung zum Rest des Programms bot. Für zusätzliche Auflockerung sorgten die japanischen Schüler/innen selbst: Sie organisierten kreative Aktivitäten wie Origami-Basteln, zeigten den Schweizer Teilnehmenden, wie man seinen Namen oder bestimmte Worte in japanischer Kaligraphie schreibt, und stellten das beliebte japanische Geschicklichkeitsspiel Kendama vor, bei dem man mit einem Stab eine Kugel auffangen muss. Auch ein Jugendbeauftragter der Regionalkonferenz war vor Ort. Die Regionalkonferenz Nördlich Lägern wurde von einem jungen Mitglied virtuell via Teams vorgestellt.

Beeindruckende Beiträge der japanischen Schüler/innen
Gleichentags hielten die japanischen Schüler/innen in Gruppen drei Präsentationen. Die erste beschäftigte sich mit den Auswirkungen des Erdbebens am 11. März 2011 auf das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi. Die zweite Präsentation widmete sich dem Konzept «NIMBY» (Not In My Backyard), das die Haltung beschreibt, bei der Menschen ein Projekt zwar grundsätzlich befürworten, aber dessen Umsetzung nicht in ihrer unmittelbaren Umgebung wünschen. Die Schüler/innen zeigten anhand der Präsentation, wie dieses Phänomen die Standortwahl beeinflussen kann. Besonders spannend war die dritte Präsentation, in der die Schüler/innen Verbesserungsvorschläge für das japanische Verfahren formulierten. Dabei wurde unter anderem die Freiwilligkeit im Standortwahlverfahren kritisch hinterfragt. Es wurde angeregt, dass die dafür zuständigen Stellen – ähnlich wie in der Schweiz – Vorschläge machen sollten. Und die Bevölkerung sollte nicht nur informiert, sondern aktiv einbezogen werden. Die Ideen der Jugendlichen bieten interessante Denkanstösse, die weiteren japanischen Akteuren im September vorgestellt und diskutiert werden. Die Woche hat gezeigt, wie wertvoll der Austausch mit jungen Menschen sein kann – nicht nur für die Vermittlung von Fachwissen, sondern auch für neue Perspektiven auf bestehende Verfahren.

 

Pascale Künzi und Leila Drobi, Fachspezialistinnen Regionale Partizipation, Bundesamt für Energie (BFE)
Bilder und Video: BFE

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