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Bis zu 50% Energie sparen mit Joulia – Wo die Watt d’Or-Gewinnerin von 2013 heute steht


Mit Joulia rinnt das warme Wasser nach dem Duschen nicht mehr ungenutzt den Abfluss runter. Joulia ist der Name für die Technologie, bei der das Abwasser genutzt wird, um das kalte Frischwasser aufzuwärmen. 2013 gab’s dafür den Watt d’Or des Bundesamts für Energie. Wie verbreitet ist Joulia in den Schweizer Badezimmern unterdessen? In unserer losen Serie «Nach dem Watt d’Or» hat energeiaplus das Unternehmen in Biel besucht.

In einer ehemaligen Seifenfabrik ist der Firmensitz von Joulia SA. Ein loftmässiger Raum im Erdgeschoss ist Büro, Pausenraum und Sitzungszimmer in einem. Nebenan sind Lager und Werkstatt, wo die Joulia-Duschrinnen zusammengebaut werden. Hochglanz und Design erwartet man in diesem alten Fabrikareal nicht unbedingt.

Aber die Joulia-Duschrinne ist durchaus ein Designprodukt, und auch eine technische Innovation. Entwickelt von Christoph Rusch, Maschinenbauingenieur und Reto Schmid, Architekt und Industriedesigner. «Wir haben uns gefragt, wo man Energie zurückgewinnen könnte, wo es niemandem weh tut», sagt Christoph Rusch.

Unter der Dusche ist ihm die Idee gekommen. Warum nicht beim Duschwasser ansetzen? Das Wasser, das mit viel Energie aufgewärmt wurde, ein paar Sekunden über den Körper rieseln lassen und dann den Abfluss runterspülen, das konnte es nicht sein für den Maschinenbauingenieur. Mit Reto Schmid zusammen entwickelten sie das System Joulia, benannt nach James Prescott Joule, nach dem die physikalische Einheit für Energie benannt wurde.

Und so funktioniert’s:

Die Kaltwasserleitung wird nicht direkt zur Armatur geführt, wo das kalte Wasser mit dem warmen Wasser gemischt wird, sondern macht einen Umweg über den Abfluss am Boden der Dusche. In einer Rinne sind Kupferrohre eingebaut, durch die das kalte Wasser fliesst. Das gebrauchte Duschwasser rieselt über diese Rohre und erwärmt so das kalte Frischwasser, welches in diesen Rohren fliesst. Wärmerückgewinnung nennt sich das Prinzip. Und es hat zur Folge, dass man viel weniger heisses Wasser dem Kaltwasser beimischen muss, um angenehm warm duschen zu können

Christoph Rusch erklärt im Video, wieviel Energie damit gespart werden kann. Rund 22 kW Leistung braucht es, um das Duschwasser von 14 auf 40 Grad aufzuwärmen. Wird das kalte Wasser in der Joulia-Rinne vorgewärmt, werden nur noch 10 kW benötigt. Mit Joulia kann bis zu 50% Energie gespart werden.

Das System ist von den Trinkwasserbehörden zertifiziert. Die Hygiene ist jederzeit gewährleistet. «Frischwasser und Abwasser sehen einander nie», sagt Christoph Rusch. Die Kupferrohre bestehen aus doppelten Wänden, zudem ist ein Leck-Detektor eingebaut, der laut piepst, wenn etwas nicht stimmt.

Die Joulia-Wanne, die den beiden Erfindern den Watt d’Or einbrachte, produzieren sie nicht mehr. In den über zehn Jahren haben sie die Technologie weiterentwickelt. Mittlerweile gibt’s Joulia in mehreren Varianten mit einem oder zwei Wärmetauschern (so nennt sich das System mit den Kupferröhren im Duschabfluss im Fachjargon) fürs Kaltwasser, für eine einzelne Dusche, oder für mehrere Duschplätze, wie es sie in Hallenbädern oder Fitnessstudios gibt. Geblieben ist das Baukasten-System.

Die Firma habe sich seit dem Gewinn des Watt d’Or weiterentwickelt, sagt Christoph Rusch im Video-Interview und erklärt auch, warum sich Joulia für Gebäudebesitzer und -besitzerinnen lohnt und was es in seinen Augen braucht, damit das System zum Standard wird.

 

Ein paar Zahlen zur Warmwasseraufbereitung:

Durchschnittlich rund 16% des gesamten Energieverbrauchs verbrauchten die Schweizer Gebäude im Jahr 2022 zur Erwärmung von Warmwasser (Quelle: BFE 2023, Analyse des schweizerischen Energieverbrauchs 2000–2022 nach Verwendungszwecken, Tabelle 44). Es kommt jedoch sehr auf das einzelne Gebäude an (Standard der Gebäudehülle, der Gebäudetechnik sowie der Geräte und Beleuchtung).

Der tägliche Wasserverbrauch in Haushalten liegt in der Schweiz bei ca. 140 Litern Wasser pro Person (Quelle: Fachverband für Wasser, Gas und Wärme SVGW). Der durchschnittliche Warmwasserbedarf pro Person in Wohngebäuden liegt gemäss Norm 385/2 Ausgabe 2015 des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA zwischen 35 bis 55 Litern für die verschiedenen Ausbaustandards.

Text und Video: Brigitte Mader, Medien und Kommunikation, Bundesamt für Energie

 

 

 

 

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