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«kann-ich-bohren.ch»: Open Data im Dienst der Erdwärme


Kann ich mein Gebäude mit Erdwärme heizen? Die Webseite «kann-ich-bohren.ch» zeigt, ob eine Erdwärmesondenbohrung grundsätzlich möglich ist. Der Dienst Geoinformation und das Digital Innovation Office (DO) des Bundesamts für Energie (BFE) haben das Tool erarbeitet, das seit einer Woche online ist. Und es ist gefragt. Das zeigen die Zugriffszahlen und auch viele Rückmeldungen, die beim BFE eingehen. Diese helfen auch, das digitale Tool ständig weiter zu verbessern.

Energeiaplus hat bei Martin Hertach, Leiter Dienst Geoinformation und Matthias Galus, Leiter des DO nachgefragt, wie das neue Tool in der Praxis ankommt und wie es weiterentwickelt werden soll.

Energeiaplus: Wenn ich meine Adresse auf «kann-ich-bohren.ch» eingebe, erfahre ich: Auf meinem Grundstück wäre eine Erdsondenbohrung grundsätzlich möglich. Die Abfrage basiert auf kantonalen Daten. Enthalten diese Daten alle nötigen Infos?

Martin Hertach leitet den Dienst Geoinformation beim Bundesamt für Energie.

Martin Hertach: Die kantonalen Daten sind grundsätzlich verlässlich, aber sie sind in ihren Aussagen unterschiedlich, es gibt quasi 26+1 verschiedene Aussagen. Für «kann-ich-bohren.ch» haben wir zusammen mit der Firma Geotest AG diese Aussagen harmonisiert, so dass schweizweit einheitliche Aussagen gemacht werden. Wir empfehlen daher auch die kantonale Karte zu konsultieren, welche wir ebenfalls in unserer App einblenden. Allerdings verfügen nicht alle Kantone über so eine Karte (siehe Liste «kann-ich-bohren.ch»).

Die Web App ist seit einer Woche online. Wie kommt sie an, und funktioniert alles, wie es soll?

Martin Hertach: Die Zugriffszahlen zeigen, dass sie gut ankommt. In den ersten vier Tagen gab es insgesamt über 10’000 Zugriffe. Wir erhielten viele positive Rückmeldungen, insbesondere auch von Kantonen und Städten. Auch ein paar Verbesserungsvorschläge sind eingegangen. So stellte ein interessierter Nutzer fest, dass nicht alle Kantone in ihren Eignungskarten die Hochdruckrohrleitungen berücksichtigt haben. Unsere Web App prüft nun, ob der abgefragte Standort in der unmittelbaren Nähe einer Rohrleitung liegt und gibt dies allenfalls aus.

Matthias Galus leitet das Digital Innovation Office im Bundesamt für Energie.

Matthias Galus: Die Rückmeldungen der User und Userinnen helfen uns nun, die App besser und besser zu machen. Dabei zeigt sich, dass der Erfolg im Wesentlichen von verfügbaren Daten und Diensten abhängt. Bei den Rohrleitungen konnten wir einfach auf Daten und eine API von swisstopo zugreifen und die Informationen zügig in die Web App integrieren. Sind solche Voraussetzungen nicht vorhanden, kann es mühsam werden.

Eine Herausforderung sind auch Orte, wo es zweisprachige Strassennamen gibt. Wie lösen Sie das?

Martin Hertach: Genau. Für die Adress-Suche verwenden wir einen Dienst der amtlichen Vermessung sowie die Programmierschnittstelle der swisstopo. Diese beiden Quellen werden ab März auch mehrsprachige Adressen anbieten, womit wir diese dann auch in unserer Web App anbieten können.

Matthias Galus: Auch hier zeigt sich schön der agile Ansatz. Um dieses sehr spezifische Problem zu lösen, integrieren wir die notwendigen Schnittstellen. Man könnte sagen, das ist das «Geheimnis» bei Digitalisierungsprojekten.

Welche Zielgruppe wollen Sie mit kann-ich-bohren.ch ansprechen?

Martin Hertach: Die HauseigentümerInnen. Die haben vielleicht schon lange die Idee, die eigene Ölheizung durch ein erneuerbares Heizsystem zu ersetzen, schrecken aber vor dem Aufwand für die nötigen Abklärungen zurück. Hier setzen wir an: Mit www.kann-ich-bohren.ch machen wir es möglich, sich rasch zu informieren, ob an einer beliebigen Adresse grundsätzlich gebohrt werden kann. Das gleiche Konzept verfolgen wir auch in anderen Anwendungen, wie beispielsweise sonnendach.ch.

Matthias Galus: Die Anwendung zeigt auch, wo es Hilfe und Beratung gibt und welche Firmen in Frage kommen könnten für die Erdsondenbohrung. kann-ich-bohren.ch ist ein schönes Beispiel dafür, wie Geoinformation, Digitalisierung und erneuerbare Energien bei der Dekarbonisierung des Schweizer Energiesektors zusammenspielen.

Wen sprechen Sie neben den HauseigentümerInnen mit «kann-ich-bohren.ch» sonst noch an?

Martin Hertach: Die Anwendung richtet sich auch an Energieplaner, Energieberaterinnen sowie Behörden. Eine weitere Zielgruppe sind auch innovative App-Entwickler, denen wir die Logik hinter «kann-ich-bohren.ch» als Open-Source-Code bereitstellen.

 

Rita Kobler ist Fachspezialistin für erneuerbare Energien im Bundesamt für Energie

Die Bohrung einer Erdwärmesonde ist möglich. Was sollte man bei so einem Bauprojekt unbedingt beachten? Tipps von Rita Kobler, Fachspezialistin erneuerbare Energie im BFE.

Offerte:

Gebäudeeigentümerinnen und Gebäudeeigentümer sollten 2-3 Offerten einholen. Wichtig ist, dass darin deklariert ist, von welcher nötigen Wärmeleistung und von welchem Energiebedarf ausgegangen wird. Diese beiden Zahlen bestimmen die Grösse der Anlage. Daher hat diese Annahme auch einen Einfluss auf die Gesamtkosten. Um die Offerten vergleichen zu können, sollte auch ersichtlich sein, welche Leistungen inklusive sind, und welche Arbeiten noch dazu kommen.

Für kleine Anlagen bis 15 kW braucht es für Förderbeiträge das Gütesiegel Wärmepumpen System Modul – sowohl bei den kantonalen Förderprogrammen als auch bei CO2-Kompensationsprojekten. Die Offerte sollte also bereits eine Anlage mit Gütesiegel beinhalten.

Bestellung:

Erkundigen Sie sich beim Kanton über allfällige Fördergelder. Eine Bestellung kann mündlich auf Basis der Offerte oder schriftlich erfolgen. Im besten Fall wird ein Werkvertrag erarbeitet, um weitere Abmachungen schriftlich festzuhalten. Wichtig ist, dass die Bohrfirma nach der SIA Norm 384/6 arbeitet und eine Gütesiegelzertifizierung hat. Die SIA Norm 384/6 enthält klare Ansprüche, wie so eine Bohrung gemacht wird.

Wichtig ist auch, dass festgehalten wird, dass alle Arbeiten des Installateurs und der Bohrfirma nach der SIA Norm 118 für allgemeine Bauarbeiten erfolgt. Die SIA Norm 118 beschreibt faire Regeln für Bauarbeiten und geht weiter als das Obligationenrecht, welches die gesetzlichen Anforderungen an Werkverträge festlegt.

Die Bauherrschaft sollte zudem eine Arteser-Versicherung abschliessen. Diese Versicherung ist i.d.R. in jeder Offerte standardmässig drin und übernimmt Folgekosten, falls während des Bohrens ein unter Druck stehender Grundwasserleiter angebohrt wird. Zudem empfiehlt es sich, sich bei der eigenen Versicherung über eine Bauherrenhaftpflichtversicherung zu erkundigen.

Inbetriebnahme:

Bei der Inbetriebnahme wird die Anlage auf ihr Haus hin einreguliert. Gut ist, wenn die wichtigsten Regelungen kurz erklärt werden und die Anlagendokumentation übergeben wird.

In der Schweiz werden pro Woche rund 300 Erdsondenbohrungen durchgeführt. Das Heizsystem ist eine effiziente Technik. Mit 1 kWh Strom kann man 4-5 kWh Wärme produzieren.

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