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Energieforschung braucht die Geistes- und Sozialwissenschaften

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Das Förderprogramm SWEET richtet sich nicht nur an die Technik- und Naturwissenschaften, sondern fördert auch die Beteiligung der Sozial- und Geisteswissenschaften an Konsortien. Die Ziele der Energiestrategie 2050 können nur durch das Zusammenspiel dieser Wissenschaftsbereiche erreicht werden. In einer Reihe von Interviews wird das Thema Sozial- und Geisteswissenschaften in der Energieforschung aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Yasmine Calisesi, Energy Center EPF Lausanne, und Christian Schaffner, Energy Science Center, ETH Zürich, geben ihre Sicht auf die wichtigen Aspekte der interdisziplinären Zusammenarbeit in den SWEET-Konsortien.

Sie initiieren oft große Konsortien mit anderen Partneruniversitäten und Disziplinen. Wie bilden Sie diese Forschungskooperationen?

Calisesi: Die Forschungskonsortien werden von den Laboratorien selbst gebildet. Die EPFL mischt sich nicht in die Ausrichtung oder Auswahl der Forschungspartner ein. Das Energiezentrum überwacht jedoch die Bildung dieser Konsortien und gibt Informationen an die betreffenden Laboratorien weiter.

Schaffner: Wir arbeiten immer auf der Basis von grundlegenden Forschungsfragen. Welche Fragen wollen wir beantworten? Welche Disziplinen und Bereiche brauchen wir, um sie zu beantworten? Dann fragen wir uns, wer in diesen Bereichen wirklich an einer Zusammenarbeit interessiert ist. Wer will außerhalb seines "Silos" arbeiten und wer hat das schon bewiesen. Und natürlich ist es auch eine Frage des Netzwerks, der Kontakte, der Erfahrung mit Menschen und Forschungsgruppen. Und schließlich muss es sowohl inhaltlich als auch menschlich gut sein.

Neben den naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen sind auch die Geistes- und Sozialwissenschaften in der Energieforschung von Bedeutung. Wie binden Sie sie in Ihre Konsortien ein?

Calisesi: Die Relevanz der Einbeziehung von SHS hängt vom Thema ab. Sie müssen von Fall zu Fall differenzieren. Die EPFL hat den Vorteil, dass sie über zwei Hochschulen verfügt, das College of Humanities und das College of Management, die die SHS in den Mittelpunkt ihrer Forschung stellen. Andere Forschungsbereiche wie Architektur, Mobilität und Umwelt sind natürlich eng mit sozialen und menschlichen Aspekten verbunden. Die Nähe der Disziplinen innerhalb der EPFL begünstigt die Interdisziplinarität und den Einbezug dieser Aspekte in Forschungsprojekte.

Schaffner: Das ist absolut richtig und wichtig! Ingenieure müssen verstehen, dass technische Lösungen keine Selbstverständlichkeit sind. Und der SHS muss verstehen, was technisch machbar ist und was nicht. Und dann müssen wir eine gemeinsame Sprache finden. Das geschieht nicht automatisch, sondern erfordert viel Geduld und wiederum die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen.

Wie können die Geistes- und Sozialwissenschaften besser in die Energieforschung integriert werden? Was muss konkret getan werden, von Ihrer Seite, aber auch von Seiten der Geistes- und Sozialwissenschaften?
Calisesi: Für die Bildung von Forschungskonsortien, die sich mit den in der Ausschreibung gestellten Fragen befassen, sind die persönlichen Netzwerke der Forscher weiterhin unerlässlich. Der Aufbau dieser persönlichen Netzwerke muss daher fachübergreifend gefördert werden. Meiner Meinung nach sollte dies in entsprechenden angewandten Forschungskontexten geschehen, damit das gemeinsame Ziel und der Mehrwert der Interdisziplinarität deutlich werden.

Schaffner: Ich denke, das Wichtigste ist, dass wir gemeinsam den Dialog stärken, durch Veranstaltungen, Projekte, Initiativen und natürlich immer das gemeinsame Gespräch suchen. Nicht jeder fühlt sich damit wohl, und es ist auch nicht notwendig. Aber der Austausch ist absolut zentral für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Nur so kann man Verständnis und Vertrauen aufbauen.

Andrea Leu, Senarclens, Leu + Partner AG für SWEET

SWEET - Energieforschung im Zusammenspiel mit allen wissenschaftlichen Disziplinen

Die Zusammenarbeit zwischen den technischen Disziplinen und Naturwissenschaften einerseits und den Sozial- und Geisteswissenschaften andererseits ist sehr wichtig für die rasche Entwicklung des Energiesystems und damit für die Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele des Bundes. Sowohl im SCCER als auch im NFP Energie wurde besonderes Augenmerk auf die Einbindung von wissenschaftlich-technischen Lösungen in einen breiteren Kontext gelegt, um den Transfer der Ergebnisse in die gesellschaftliche und wirtschaftliche Praxis zu ermöglichen. In beiden Forschungsprogrammen hat die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu Ergebnissen geführt, die ohne diese Kooperation nicht möglich gewesen wären.

Die ersten vier SWEET-geförderten Konsortien, DeCarbCH, EDGE, PATHFNDR und SURE, sind gute Beispiele für Kooperationen zwischen Disziplinen aus den Natur- und Technikwissenschaften und den Sozial- und Geisteswissenschaften. SWEET wird auch in den kommenden Jahren Ausschreibungen für Forschungsprojekte veröffentlichen, die in großen inter- und transdisziplinären Konsortien bearbeitet werden. Bei der Bildung dieser Konsortien spielt die interdisziplinäre Vernetzung eine wichtige Rolle. Wenn man keine oder nur wenige Kontakte außerhalb der eigenen Disziplin hat, ist es nicht immer einfach, sich in Konsortien zu engagieren. Dieses Problem wird in den nächsten Interviews, die im SWEET-Newsletter veröffentlicht werden, ausführlicher behandelt.

Außerdem verfügen die Institutionen des ETH-Bereichs und die meisten Universitäten über Energieforschungsmanager, die ihre Erfahrungen einbringen können, so dass es sinnvoll sein kann, sich an diese Organisationen zu wenden. Eine Plattform wie energy-connect.ch kann auch bei der Bildung von Konsortien behilflich sein. Schließlich können allgemeine Fragen zum SWEET-Programm an sweet@bfe.admin.ch gesendet werden .

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