Spielend Strom sparen mit der Stromspar-Challenge
Welches sind die Stromfresser im eigenen Haushalt? Zu welcher Tageszeit und an welchem Wochentag verbrauchen wir besonders viel oder wenig Strom? Wie lässt sich der eigene Stromverbrauch noch optimieren? Hier setzt die Stromspar-Challenge an.
Die Challenge konzipiert hat das auf die digitale Energieberatung spezialisierte Unternehmen Enerlytica – mit Unterstützung von EnergieSchweiz, dem Programm des Bundesamts für Energie für Energieeffizienz. Zentrales Element der Stromspar-Challenge ist die sogenannte Heatmap, eine grafische Darstellung, die den Stromverbrauch zu jeder Stunde eines Tages anzeigt. Denn wer weiss, wann er oder sie viel Strom verbraucht, kann auch optimieren.
Hier das fiktive Beispiel der Heatmap einer 3-köpfigen Familie in einem Haus mit Elektroboiler. Orange zeigt einen hohen, blau einen tiefen Stromverbrauch an.
Mit der Heatmap lassen sich Muster erkennen, Vergleiche anstellen und so potentielle Stromfresser ausfindig machen. Voraussetzung für eine individuelle Heatmap ist die Installation eines Smart Meters, der den eigenen Stromverbrauch misst.
Doch: Wieviel Strom lässt sich so effektiv sparen? Was sind die Erwartungen an diese Stromspar-Challenge? Energeiaplus hat bei Jan Marckhoff von Enerlytica nachgefragt. Das Unternehmen hat die Stromspar-Challenge konzipiert.
Energeiaplus: Es ist wieder früher dunkel am Abend. Oft brennt das Licht auch in Räumen, wo sich niemand aufhält. Sind das die Stromkundinnen und -kunden, die sie mit der Stromspar-Challenge ansprechen wollen?
Jan Marckhoff: Generell wollen wir mit der Stromspar-Challenge allen Schweizerinnen und Schweizern dabei helfen, Strom möglichst gut zu nutzen. Unser Angebot soll für alle einfach zugänglich sein. In der Tat fragen sich viele zunächst „wo kann ich eigentlich am besten sparen?“. Der Lichtschalter spielt dann meist eine weniger gewichtige Rolle als zum Beispiel die Heizung oder das Warmwasser. Zum Beispiel verbrauchen in der Schweiz rund ein Drittel der Wärmepumpen zu viel Strom im Betrieb. Meist bedingt durch suboptimale Einstellungen der Geräte. Ohne dass die Bewohnerinnen und Bewohner es merken, lässt sich hier richtig viel Strom sparen. Wir zeigen dies auf und leisten so konkrete Hilfe.
In Kreuzlingen haben Sie ein Pilotprojekt während 30 Tagen durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem dortigen Energieversorger. Mitgemacht haben 500 Haushalte. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?
Der Pilot hat gezeigt: Der niederschwellige Ansatz funktioniert. Von den gut 3‘500 Haushalten, die zum Pilotprojekt eingeladen wurden, haben über 500 teilgenommen – das ist ein guter Wert. Wir haben deutlich jüngere und mehr weibliche Personen erreicht als bei vergleichbaren Kampagnen üblich. Dies unterstreicht, dass das Thema „nachhaltiger Umgang mit Strom“ in der Mitte der Bevölkerung angekommen ist. Im Rahmen einer Befragung der Nutzerinnen und Nutzer haben wir zudem festgestellt, dass die Elemente der Stromspar-Challenge verständlich sind und gut ankommen. Mich hat auch die hohe Weiterempfehlungsquote gefreut, was zeigt, die Menschen haben positiv darüber gesprochen.
Und wie sieht es punkto Strom sparen aus in Kreuzlingen?
Hier gilt es anzumerken, dass ein Monat nicht reicht, um nachhaltig und langfristig Einsparungen zu erzielen. Wir können deshalb aus dem Pilotprojekt keine Zahlen präsentieren.
Wir können aber auf andere Erfahrungen verweisen. Beim Zürcher Energieversorger EKZ ist es mit dem EKZ-Energieassistenten gelungen, nachweisbar 9% Strom einzusparen. Wir wissen auch, wie wichtig es ist, die Stromkundinnen und -kunden immer wieder neu abzuholen.
Daher ist auch die Stromspar-Challenge so konzipiert, dass die Nutzerinnen und Nutzer immer wieder aktiviert werden. Zu jeder Jahreszeit lancieren wir neue Inhalte zum Thema Strom sparen, dazu gehört die Vermittlung von Informationen aber auch spielerische Elemente wie ein Quiz.
Das Projekt heisst Stromspar-Challenge, hat also einen Wettbewerbs-Charakter.
Die Schweiz hat keine andere Wahl, als Strom effizienter zu nutzen für eine stabile zukünftige Stromversorgung. Und da ist eben auch die Bevölkerung gefragt. Denn in vielen Haushalten steigt der Verbrauch durch die Elektrifizierung von Mobilität und Heizung an. Auch, dass immer mehr Haushalte selbst Strom produzieren, verändert die Sicht auf das Thema. Psychologische Forschung zeigt zum Beispiel, dass selbst produzierter Strom als wertvoller wahrgenommen wird.
Die Stromspar-Challenge kombiniert Analysen des eigenen Stromverbrauchs mit Info-Grafiken zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich Strom in der Schweiz, Quizfragen zu Wissenswertem zur Schweizer Stromversorgung und Gewinnspielen.
Neben EnergieSchweiz wird die Stromspar-Challenge vom Verband Schweizer Elektrizitätsunternehmen (VSE) und dem WWF unterstützt. Sie ist auf drei Jahre angelegt und steht allen Schweizer Haushalten offen.
Was ist denn das Hauptziel dieses Projekts?
Wir möchten mit unserem Projekt einen Beitrag zu einer nachhaltigen Stromversorgung in der Schweiz leisten. Wir wissen, dass mit unserem Angebot deutliche Einsparungen resultieren können (siehe die 9% Einsparungen beim EKZ-Energieassistenten), wenn es die Verbraucherinnen und Verbraucher erreicht. Daher ist das Hauptziel des Projekts, Menschen mit dem Angebot zu erreichen.
Für mein individuelles Stromverbrauchsprofil muss ich meine Verbrauchsdaten zur Verfügung stellen. Da stellen sich immer auch Fragen des Datenschutzes. Stichwort gläserner Kunde.
Die durch Smart Meter gemessenen Lastkurven des Stromverbrauchs in 15-minütiger Auflösung enthalten in der Tat sehr viele Informationen über einen Haushalt. Dies unterstreicht, dass die Daten unbedingt schützenswert sind. Aus diesem Grund sind alle Angaben, die Nutzende tätigen, absolut freiwillig – von den Haushaltsdaten bis hin zum Hochladen von Verbrauchsdaten. So kann jede Nutzerin, jeder Nutzer selbst entscheiden, wie viele Daten sie oder er bereitstellen möchten. Letztlich ist es wie bei einer Energieberatung vor Ort – je mehr Daten ich bereit bin zu teilen, desto genauer ist das Feedback, das ich bekomme. Für die Teilnahme am Gewinnspiel sind übrigens keine Haushalts- oder Verbrauchsdaten erforderlich.
Die Stromspar-Challenge soll drei Jahre dauern. Welche Ziele sollen bis dann erreicht werden?
Die Projektdauer bis 2027 wurde so gewählt, dass unser Projekt den Smart Meter Rollout in der Schweiz begleitet. Dies erlaubt es jedem Haushalt, der neu einen Smart Meter erhält, direkt Nutzen aus den neu gewonnenen Daten zu ziehen und Strom zu sparen.
Brigitte Mader, Medien und Kommunikation, Bundesamt für Energie
Symbolbild: Shutterstock; Stock Photo ID: 2205886299; Grusho Anna
Neuste Kommentare