Was wäre, wenn das Wallis ein Stausee würde?
Die Idee, an der Rhonekurve im Wallis einen riesigen Staudamm zu bauen, wird oft als Scherz bezeichnet. Ein See würde die Ebene bedecken und die Täler und ihre Skigebiete sicher lassen. Gab es wirklich ein Projekt, wie es in einem deutschsprachigen Zeitungsausschnitt von 1978 erwähnt wurde? Wollte die Bundesregierung das Rhonetal versenken? Wir haben es uns angesehen.
Gehen wir zurück ins Jahr 1978, zum ersten April, um genau zu sein. Das "Magazin" des Tagesanzeigers enthielt einen Artikel mit dem vielsagenden Titel "Das Wallis-Projekt: Ein (fast) begrabenes Vorhaben in neuer Auflage?", was ins Französische übersetzt heisst: "Le projet Valais: une nouvelle version d'un projet (presque) enterré? In einer Schweiz, die ihre nukleare Zukunft und ihre Stromversorgung in Frage stellt (ja, wir sprechen von 1978), wird über den Bau eines 575 Meter hohen Staudamms mit einer Krone von 2975 Metern zwischen den Dörfern Collonges und Dorénaz knapp unterhalb von Martigny gesprochen. Eine Baustelle, die 16 Jahre dauern würde. Die Pegelgrenze des Stausees läge bei 1000 Metern, was die Walliser Ebene und die Talböden für einen See, der bis nach Brig ansteigt, verschlingen würde. Das ist der Inhalt des geheimen Dossiers "Wallis 2000". Dies ist ein wichtiges Projekt in einer Zeit, in der entschieden werden muss, ob die Kernenergie in der Schweiz weiter betrieben werden soll oder ob dieser riesige Staudamm nicht eine einfachere Lösung wäre.
Das Ziel von "Wallis 2000" war es, die Versorgung unseres Landes mit einem Staudamm und seinem Wasserkraftwerk zu sichern. Ein Beweis für die Planung sind die geologischen Untersuchungen, die 1971 in der Nähe von Saint-Maurice durchgeführt wurden, wo sich das Rhonetal verengt und somit für die Errichtung eines Staudamms geeignet ist.
In dem Artikel stellt der Journalist auch fest, dass die sozialen Auswirkungen bewertet wurden. Es wäre notwendig, 150.000 in den Ebenen lebende Walliser (der Kanton hat dann 206.000 Einwohner) in die Täler umzusiedeln. Dies hätte den Vorteil, dass sie neu besiedelt werden. Auf wirtschaftlicher Ebene würde das Verschwinden von Obstbäumen und Weinstöcken durch den Seetourismus und die finanziellen Nebeneffekte der Stromerzeugung kompensiert werden. Auch Arbeitsplätze wären in diesen "neuen Resorts" möglich.
Der Artikel von Paul Aufdermaur (Paul Surlemur) beleuchtete ein Projekt, das eine Lösung für den Bau zusätzlicher Atomkraftwerke in der Schweiz hätte sein können. Letztendlich scheint "Wallis 2000" nie aus dem Schrank des Bundesamtes für Wasserwirtschaft (inzwischen in das BFE integriert) gekommen zu sein.
Fabien Lüthi, Kommunikation Schweizerisches Bundesamt für Energie
Bilder: "Magazin" Tages Anzeiger 1978
- „Magazin“ Tages Anzeiger 1978
- „Magazin“ Tages Anzeiger 1978
- „Magazin“ Tages Anzeiger 1978
Im Jahr 2011 erhielt das BFE eine Anfrage eines SRF-Journalisten, der sich für dieses "vergessene" Projekt interessierte. Nach umfangreichen internen Recherchen mit Experten für Wasserkraft und Dammüberwachung wurde keine Spur eines solchen Projekts gefunden. Es wurden schnelle Berechnungen angestellt, um zu sehen, ob ein solches Projekt vorstellbar wäre, aber es wurde schnell klar, dass es unmöglich und aus hydrologischer und wirtschaftlicher Sicht nicht machbar war. Außerdem war die Größe der Wand unmöglich. Nach all den Recherchen von SRF und BFE entpuppte sich das Ganze als subtiler Aprilscherz
. Ein anderes Mega-Staudammprojekt war vor etwa zehn Jahren in einem anderen Zusammenhang im Kanton Uri vorgestellt worden, und diesmal war es wirklich so. Wir werden auf diese Geschichte in einer zukünftigen Publikation zurückkommen.
Dieser Aprilscherz könnte wieder aktuell werden. Denn mit dem Klimawandel wird das Tal immer mehr versteppen weil das Wasser der Rhone nicht für die Bewässerung reicht.
In dem erwähnten Tages Anzeiger Magazin war eine ausführliche Studie der ETH Zürich über die technischen. volkswirtschaflichen und geologischen Details enthalten.
Der Staudamm sollte ca. 100m Höhe haben. Die Leistung des Wasserkraftwerkes ca wie ein AKW. Das wäre eine Touristenattraktion.
Derart realistisch, dass es im Wallis eine grosse Empörung darüber gab weil der Aprilscherz nur als Vertuschung bezeichnet wurde.