Entsorgung radioaktive Abfälle: Internationaler Wissensaustausch und Besuch des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi
Vom 7. bis 10. Oktober 2025 fand in Yokohama, Japan, das internationale “Symposium on Information, Data and Knowledge Management for Radioactive Waste: Challenges Across All Timescales” statt. Gastgeberin war die japanische Nuclear Waste Management Organization (NUMO). Das Bundesamt für Energie (BFE) wirkte im Programmkomitee mit und war auch bei Planung und Durchführung eingebunden.
Präsentiert und diskutiert wurden Strategien für den Umgang mit Daten und Wissen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle. Dabei ging es auch um den Einbezug neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz. Ein Schwerpunkt lag auf der Beteiligung junger Menschen. Denn Wissen über Lagerstätten für radioaktive Abfälle muss über Generationen hinweg erhalten bleiben. Ziel des Symposiums war der Austausch von Erfahrungen und die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Fachleuten weltweit.

Fukushima Präfektur; Bild: Pascale Künzi BFE
Zum Abschluss fand ein Besuch des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi statt. Rund 4’800 Personen arbeiten täglich auf dem dreieinhalb Quadratkilometer grossen Gelände. Aus etwa 100 Metern Entfernung können die vier beschädigten Reaktorblöcke besichtigt werden. Der Rückbau schreitet voran, doch komplexe und zeitintensive Aufgaben wie die Entfernung der Brennstofftrümmer in den Reaktoren 1 bis 3 stehen noch bevor.
Ein zentrales Thema ist das mit Tritium belastete Wasser, dessen Ableitung auch international diskutiert wird. Vor Ort wurde deutlich, welche umfangreichen Massnahmen die Tepco (Tokyo Electric Power Company Holdings) zur Reduktion und Reinigung der kontaminierten Wassermengen unternimmt. Das verbleibende Tritium kann bislang nicht entfernt werden, da eine entsprechende Technologie bisher nicht existiert.
Die Stilllegung soll bis etwa 2051 abgeschlossen sein. Viele Fragen sind noch offen, beispielsweise ob die Anlage vollständig zurückgebaut wird und was mit den radioaktiven Abfällen geschieht. Wie die Schweiz, plant auch Japan, hochradioaktive Abfälle in einem geologischen Tiefenlager zu entsorgen. Der Suchprozess läuft bereits seit einigen Jahren – eine anspruchsvolle Aufgabe, insbesondere vor dem Hintergrund der komplexen nuklearen Geschichte des Landes.
Trotz der gewaltigen Anstrengungen beim Wiederaufbau und der Dekontamination bleibt die Region gezeichnet: Abgetragene Erde, versiegelte Flächen, Schutthaufen, weiterhin abgesperrte Bereiche und zahlreiche Messstationen prägen das Bild. Die Gegend wirkt leer und unbelebt. Vor März 2011 war sie von Landwirtschaft und Fischerei geprägt. Rund 150’000 Menschen mussten infolge der Nuklearkatastrophe etappenweise evakuiert werden. Nur wenige ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner sind bisher zurückgekehrt, meist ältere Menschen. Einige junge Familien aus anderen Regionen sind zugezogen, erreicht aber nur einen Bruchteil der ursprünglichen Bevölkerungszahl.
Es bleiben viele Fragen offen. Wie können die zahlreichen technischen, sozialen und kommunikativen Herausforderungen bewältigt werden? Kann das Vertrauen sowie die auch subjektiv empfundene Sicherheit wiederhergestellt werden – und wenn ja, wie? Einfache oder rasche Antworten darauf gibt es leider nicht.
Pascale Jana Künzi; Fachspezialistin Regionale Partizipation, Bundesamt für Energie
Bild: Tokyo Electric Power Company Holdings, Inc
Quelle: Tokyo Electric Power Company Holdings, Inc
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