Smart Meter: Neuer Standard soll Nutzung von Echtzeit-Daten erleichtern
Echtzeit-Daten zu Verbrauch und Produktion abrufen: Smartmeter vereinfachen dies. Allerdings gibt es bei den Kundenschnittstellen, wo diese Daten abgeholt werden könnten, keine Standards – bis jetzt. Nun soll sich das ändern mit dem neuen Branchendokument, das der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) mit Unterstützung von Energie Schweiz ausgearbeitet hat.
Bis 2027 sollen die Anschlüsse von Stromkundinnen und -kunden mit Smartmetern ausgerüstet sein. Ganz im Sinne des Subsidiaritätsprinzips hat es das Bundesamt für Energie der Branche ab 2018 überlassen, für eine Standardisierung der Kundenschnittstelle zu sorgen, möglichst bevor der Rollout im grossen Stil beginnt. Dies war bis heute erfolglos. Die Konsequenz ist, dass Endkunden und -kundinnen selbst mithilfe von Energiedienstleistern ihre digitalen Echtzeitdaten zu Verbrauch und Produktion nicht nutzen können. Zu gross sind die Unterschiede bei den Schnittstellen und zu viele Informationen fehlen bisher. Die für Energieeffizienz und Steuerungen wichtigen Echtzeitdaten der Smartmeter herauszuholen, ist mit enormen administrativem und technischem Aufwand verbunden.
Im Rahmen von EnergieSchweiz, dem Programm des Bundesamts für Energie für Energieeffizienz und erneuerbare Energien, hat der VSE nun einen neuen Anlauf genommen, um einen Standard für die Kundenschnittstellen zu definieren. Unterstützt wurde das Vorhaben von technischen Experten der Hochschule Luzern. Ende Juni hat der VSE das Branchendokument «Standards der Kundenschnittstelle intelligente Messsysteme» veröffentlicht . Damit geht die Schweiz einen grossen Schritt in der Digitalisierung der Energieversorgung. Allerdings ist der Smartmeter-Rollout schon weit fortgeschritten. Die Festlegung eines einzigen Standards für Hardware und Datenoutpout ist daher in diesem Rollout nicht mehr möglich.
Im Branchendokument wird deswegen eine überschaubare aber abschliessende Liste an Standards für die Kundenschnittstelle der Smartmeter festgelegt. Die Standards beziehen sich zum einen auf den physischen Stecker (RJ12, ein Standard-Telefonstecker), zum anderen auf die auszugebenden Daten (Momentanleistung, Zählerstände, etc.), ihre Kodierung und die Frequenz, mit der die Daten ausgegeben werden (mindestens alle 10 Sekunden).
Was es dann noch braucht, ist ein Adapter, ein sogenannter Smartmeter-Reader, der aus den standardisierten Schnittstellen die Daten für Visualisierungen oder Steuerungen in Drittsystemen, z.B. in Smart Home, bereitstellen kann. Erste Smartmeter-Reader sind schon bei Energiedienstleistern erhältlich und mit den unterschiedlichen Schnittstellen der Smartmeter kompatibel. Damit die Dienstleister wissen, bei welchen VNB sie mit welchen physischen Schnittstellen und Datenoutpouts zu rechnen haben, wird der VSE auf einer zentralen Website die pro VNB verwendeten Standards pro Zählertyp publizieren.
In einem nächsten Schritt geht es nun darum, dass die Verteilnetzbetreiber die Standards gemäss dem Branchendokument bei den Smartmetern, die sie installieren, sicherstellen. Den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern und im Besonderen den Betreibenden von virtuellen ZEV (Zusammenschluss für den Eigenverbrauch) und LEG (Lokale Elektrizitätsgemeinschaften) soll die Kundenschnittstelle ermöglichen, dass sie Daten der Smartmeter in Echtzeit zur Verfügung haben für die Steuerung und Optimierung ihres Energieverbrauchs.
Autoren: Daniel Klauser, Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Hochschule Luzern
Matthias Galus, Leiter Geoinformation und Digital Innovation, Bundesamt für Energie BFE
Bild: Keystone; Gaetan Bally
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