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Benoît Revaz: Einblick in die Welt der Rohölraffineure

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Zwischen dem Bieler- und dem Neuenburgersee befindet sich die letzte Erdölraffinerie der Schweiz. Seit 2015 ist die Anlage des Unternehmens VARO Energy die einzige Anlage dieser Art in unserem Land, nachdem die Anlagen in Collombey im Wallis geschlossen wurden. Die 1966 in Betrieb genommene Raffinerie in Cressier (NE) liefert rund 30 % des Schweizer Bedarfs an Treibstoffen und fossilen Brennstoffen wie Benzin, Diesel, Heizöl oder auch Flugbenzin. Sie hat 300 Mitarbeiter. Im Rahmen eines seiner Tage im Herzen der Arbeit der Energieberufe tauchte der Direktor des Bundesamtes für Energie in die Welt der Raffinerie ein.

Drei Millionen Tonnen Erdölprodukte verlassen jedes Jahr die Tanks der Raffinerie. Sie werden dann zwischen Cressier und sechs VARO-Lagern sowie verschiedenen anderen Lagerstätten in der Schweiz verteilt. Der Transport erfolgt hauptsächlich per Zug zwischen den verschiedenen Standorten. Zur Versorgung mit Rohöl nutzt die Raffinerie eine Pipeline, die direkt von Fos-sur-Mer bei Marseille über Besançon und den Vue-des-Alpes-Pass zwischen La Chaux-de-Fonds und Neuchâtel kommt. Da die Pipeline damals unter vielen Raffineriestandorten aufgeteilt wurde, versorgt sie heute nur noch eine Raffinerie in der Nähe von Lyon und die Raffinerie in Cressier.

Treffen mit den Raffinerietechnikern
Nach einer Vorstellung des Standorts durch den Leiter der Raffinerie, Eduard Geus, und vor allem einer Präsentation zum Thema Sicherheit kann die Besichtigung beginnen. Sicherheit, ein überaus wichtiger Punkt, der den ganzen Tag über immer wieder auftauchen wird, da in einer Raffinerie große Mengen an Kohlenwasserstoffen gelagert und gehandhabt werden. Mit Spezialkleidung, Sicherheitsbrille, Handschuhen und Helm auf dem Kopf und vor allem ohne Handy kann die Besichtigung mit einem Rundgang durch das Gelände beginnen. Da die Anlagen eine große Fläche einnehmen und die Abstände zwischen den Anlagen aus Sicherheitsgründen oft groß sind, wurden am Rande des Geländes große Bereiche angelegt, die für die biologische Vielfalt förderlich sind.

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Der erste Teil des Treffens findet mit den Raffinerietechnikern statt, einem 80-köpfigen Team, das kontinuierlich die Verarbeitung des Rohöls steuert. Von seiner Ankunft in der Pipeline, seiner genauen Destillation bis hin zur Abfüllung in Tanks vor der Verteilung steuert dieses Team den gesamten Prozess. Ein Teil arbeitet im Freien, der andere im Kontrollraum. Es sind ständig mindestens 13 Personen vor Ort, die sich in 12-Stunden-Schichten abwechseln. "Die Arbeit ist hart und unterliegt ständig dem Wetter, je nach Jahreszeit kalt oder warm, die Feuchtigkeit und Kälte in diesem Dezember sind der Beweis dafür", stellt der Direktor des BFE vor Ort fest. Sie sind 80 Raffinerietechniker, die in vier Schichten arbeiten. Die Ausbildung erfolgt hauptsächlich intern, indem man Jahr für Jahr eine Stufe höher steigt, da es in der Schweiz keine schulische Ausbildung für diese Arbeit gibt. Aber jeder Operator soll sich nach 7 Jahren selbstständig weiterentwickeln und die Aufsicht über die Tausenden von Rohren und Sensoren in der Anlage ausüben können.

Spezialisierte Reparateure
Das Wartungsteam besteht aus etwa 75 Personen, die aus verschiedenen technischen Bereichen kommen. Sie sind dafür verantwortlich, die Verfügbarkeit der Raffinerie zu gewährleisten, indem sie proaktive Wartungsmaßnahmen durchführen und reaktive Maßnahmen ergreifen, indem sie von den Betreibern festgestellte Fehlfunktionen unverzüglich beheben. So wird durch diese Teamarbeit eine Verfügbarkeit der Anlagen von über 99 % erreicht.

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Eine der größten Herausforderungen für das Team ist jedoch, dass es an einer Vielzahl von Anlagen arbeiten muss, von den modernsten bis zu den ältesten. Dabei können sie auf ein Know-how zurückgreifen, das sie in den letzten sechs Jahrzehnten aufgebaut haben. In enger Zusammenarbeit mit der gesamten Organisation müssen Lösungen gefunden werden, um einen sicheren und ununterbrochenen Betrieb der Einheiten zu gewährleisten. Ein wichtiger Moment für die Instandhaltung ist die alle drei Jahre stattfindende Generalüberholung, bei der etwa 1000 Personen vor Ort sind, um die gesamte Raffinerie zu überholen. Die meisten Wartungsarbeiten werden mit den VARO-Spezialisten in den Werkstätten und vor Ort durchgeführt. Nur wenn nötig, zieht das Unternehmen externe Experten hinzu. "Diese Raffinerie vereint ein großes Know-how mit leidenschaftlichen Menschen, denen die Produktion und die Sicherheit ihrer Arbeitsmittel am Herzen liegen", stellte der BFE-Direktor an diesem Vormittag fest.

Produkte aus dem Werk in Cressier herausholen
Nachdem er Ingenieure getroffen hatte, die in den Labors oder für die Zukunft des Standorts arbeiteten, begann Benoît Revaz den zweiten Teil seines Besuchs mit dem Verladeteil der Raffinerie. VARO raffiniert nicht nur Öl, sondern lagert auch die fertigen Produkte und organisiert den Vertrieb an seine Partner oder in seine Lager. Jeden Tag befüllen die Teams um Leiterin Christine Gonus durchschnittlich 160 Waggons. Im Bereich der Straßenverladung kommen die Kunden selbst und befüllen täglich 150 bis 200 Lkw an einer der 10 Laderampen, die die verschiedenen verfügbaren Produkte anbieten. VARO Energy befüllt die Waggons ausschließlich mit ihren Produkten und anschließend stellen die Lokomotivbesatzungen den Konvoi zusammen, bevor sie ihn zum Bahnhof Cornaux bringen, wo die SBB oder ein anderes Transportunternehmen die Waggons zur Auslieferung an die verschiedenen Akteure übernimmt. Die Mitarbeiter kombinieren Kenntnisse des Eisenbahnfahrens und des Rangierbetriebs, so dass die Vielfalt in der täglichen Arbeit und die Flexibilität in der Organisation gefördert werden.

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Eine Zukunft zu schreiben
Nach mehreren Stunden unter dem Stratus des Schweizer Mittellandes und dem kalten Wind wurde Benoît Revaz mit der Zukunft der Raffinerie konfrontiert, die mit gestrichelten Linien geschrieben wird. Letztes Jahr weihte VARO Energy in Zusammenarbeit mit Groupe E ein 45.000 m2 großes Solarkraftwerk ein (das größte Bodenkraftwerk der Schweiz), das 7 % des Jahresverbrauchs der Anlage deckt. Die Abwärme der Raffinerie ist bereits mit einem Fernwärmenetz gekoppelt. Die größten Herausforderungen bestehen jedoch im Bereich der Produktion. VARO Energy wird seine Kraftstoffproduktion mit einem Anteil an Biokomponenten erhöhen, sei es durch Beimischung oder durch die Zugabe dieser Komponenten direkt in seinen Raffinationsprozess (Co-Processing). Dabei stehen die Verantwortlichen vor zahlreichen Herausforderungen, um auf der Hochpreisinsel Schweiz wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Senkung der Kohlenstoffemissionen bleibt auch in Zukunft ein zentrales Anliegen, denn auch VARO Energy möchte mit seinen Produkten bis 2040 eine Netto-Null erreichen. Bei den Emissionen aus dem Raffinerieprozess wurden seit 2012 mit der Einsparung von 170kt/Jahr CO2 und einem zusätzlichen Ziel für 2035 von mindestens 700kt/Jahr bereits erhebliche Anstrengungen unternommen. Diese Aussichten stimmen mit Benoît Revaz überein: "Wir können nicht von einem Tag auf den anderen auf Moleküle verzichten, der Übergang wird Jahre dauern. Deshalb ist es wichtig, dass eine Anlage wie die Raffinerie in Cressier weiterhin Fortschritte bei den Klimazielen macht.

Fabien Lüthi, Kommunikation Bundesamt für Energie

Fotos: Daniel Märki, VARO Energy

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