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Wie der Umstieg auf eine klimaneutrale Firmenflotte gelingt


Rund 250’000 Personenwagen werden jedes Jahr in der Schweiz neu zugelassen. 40% davon – so schätzt der Verein Clean Fleet – sind für Firmen auf den Strassen unterwegs. Die meisten sind Verbrenner. Der Umstieg auf alternative Antriebe ist nicht nur eine Frage des Geldes, auch die Mitarbeitenden müssen mitziehen. Ein Massnahmen-Katalog, der von EnergieSchweiz unterstützt wurde, zeigt auf, wie das gelingen kann.

Der Massnahmen-Katalog baut auf den Erfahrungen der SBB auf. Die SBB unterhält mit 2600 Fahrzeugen eine der grössten Firmenflotten der Schweiz. Bis 2040 will sie nun umstellen auf erneuerbare Antriebe. In einem Projekt mit der Universität Bern und dem Behavior Lab wurden die gängigsten Bedenken gegenüber E-Mobilität zusammengetragen und Massnahmen definiert, um diese Vorbehalte zu entkräften. Die Tipps sind so gestaltet, dass sie auch für kleinere Unternehmen anwendbar sind.

Ein Beispiel:
«Die Reichweite von Elektrofahrzeugen reicht doch niemals für meine täglichen Arbeiten.» Ein Vorbehalt, der häufig auftaucht im Zusammenhang mit E-Mobilität. Ganz wichtig, so der Tipp in der Broschüre, das Thema Reichweite nicht runterspielen, sondern transparent machen.

Zum Beispiel mit einer Karte, auf der realistische Alltagswerte mit einem Radius rund um den Firmenstandort visualisiert werden. Dazu gehört auch, aufzuzeigen wie weit das entsprechende Fahrzeug im Winter fahren kann, ohne unterwegs laden zu müssen. Eine weitere Möglichkeit, um Bedenken zu entkräften, sind Datenerhebungen. Mitarbeitende, die künftig ein E-Fahrzeug fahren würden, sollen über einen gewissen Zeitraum festhalten, wie viele Kilometer sie bis jetzt im Arbeitsalltag fahren. So kann einfach aufgezeigt werden, «dass die Reichweite von E-Fahrzeugen für die täglichen Dienstreisen in den meisten Fällen ausreiche.» (Zitat aus der Broschüre)

Die SBB hatte die häufigsten Argumente der Mitarbeitenden gegen Elektrofahrzeuge mit Interviews erfasst und den passenden Umgang gesucht und festgehalten. EnergieSchweiz, das Programm des Bundesamts für Energie, hat das SBB-Projekt unterstützt, mit dem Ziel, die Erkenntnisse auch anderen Unternehmen zugänglich zu machen.

Und hier geht’s zur Broschüre:

Jean-Marc Geiser ist Mobilitätsspezialist beim Bundesamt für Energie. Energeiaplus wollte von ihm wissen, wie ein KMU von den Erkenntnissen der SBB profitieren kann.

Jean-Marc Geiser ist Fachspezialist Mobilität im Bundesamt für Energie; Bild: BFE

Jean-Marc Geiser: Die Energiewende bringt grosse Herausforderungen mit sich, und die Frage ist nicht mehr wann, sondern wie die Elektrifizierung der Fahrzeugflotten erfolgen soll. Der von der SBB erstellte Massnahmenkatalog ist zwar nicht abschliessend, zeigt aber eine Reihe von pragmatischen Lösungen für die wichtigsten Stolpersteine auf. Die Unternehmen erhalten mögliche Tipps, wie sie auf gängige Hindernisse reagieren können – basierend auf den Erfahrungen aus der Praxis eines anderen Unternehmens.

Die SBB werden ein eigenes Ladeinfrastrukturnetz aufbauen. Das dürfte für ein KMU schwieriger sein.

Jedes Unternehmen hat andere Bedürfnisse. Die Ladeinfrastruktur bleibt jedoch ein entscheidender Punkt, der bei der Umstellung auf Elektromobilität gut durchdacht sein muss. Dabei sind verschiedene Möglichkeiten denkbar. Zum Beispiel: Ein mobiles Ladegerät auf Baustellen verwenden, ein intelligentes Ladesystem im Unternehmen planen, ein Abonnement mit verschiedenen Energieversorgern für das Aufladen unterwegs abschliessen, das Aufladen zu Hause vorwegnehmen, in einen Mini-Hub mit anderen benachbarten Unternehmen investieren, eine Infrastruktur in Kombination mit einer Photovoltaikanlage konzipieren.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen beim Umstieg auf alternative Antriebe in Firmen?

Lückenhaftes, falsches und veraltetes Wissen im Bereich der Elektromobilität führt in der Regel zu Fragen, Zweifeln und Verwirrung. Mit diesem Mangel an Verständnis und Vertrauen ist es schwierig, sich wirklich für alternative Antriebe zu begeistern. Objektive Informationen an die richtige Zielgruppe weiterzugeben, bleibt daher eine grosse Herausforderung. Und um ein Team zu haben, das bereit für Veränderungen ist, ist es unerlässlich, Vertrauen aufzubauen, indem man eine Debatte schafft, um Vorurteile zu überwinden und gleichzeitig praktische Lösungen anzubieten.

Firmenflotte der SBB:

Die SBB Strassenfahrzeugflotte umfasst rund 2600 Transporter und Personenwagen, welche z.B. Inspektionen in abgelegenen Gebieten ermöglichen oder Baupersonal und Material auf ihre Baustellen bringen. Bis 2040 dekarbonisiert die SBB ihre Flotte und rüstet sie kontinuierlich mit erneuerbaren Antriebssystemen aus. Als Etappenziel sollen bis 2030 rund 50 Prozent der Fahrzeuge elektrisch unterwegs sein. Fürs Laden der Fahrzeuge baut die SBB ein internes Infrastrukturnetz auf.

Mehr zu Energie und Klimaschutz bei der SBB hier.

Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Shutterstock; Stock-Foto ID: 1356920432; Olivier Le Moal

 

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