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Tiefenlager in der Wohnumgebung – Ablehnung geht weiter zurück


Ein geologisches Tiefenlager in der Nähe des eigenen Wohnorts? Seit 2012 lässt das Bundesamt für Energie regelmässig untersuchen, wie verschiedene Infrastrukturanlagen (inkl. Kernkraftwerke) von der Bevölkerung wahrgenommen und beurteilt werden. Nun liegt das Ergebnis der letzten Befragung vom Juni 2022 vor. Fazit: Die Ablehnung gegenüber einem Tiefenlager ist nicht mehr so gross wie auch schon.

Für die Befragung wurden repräsentative Stichproben der Bevölkerung der ganzen Deutschschweiz sowie insbesondere der drei damals noch möglichen Standortregionen für ein geologisches Tiefenlagers herangezogen. Deren Rückmeldungen bestätigen die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen. Die seit 2012 beobachteten Trends haben sich weiter fortgesetzt.

Nach wie vor lehnt eine Mehrheit der Befragten ein allfälliges geologisches Tiefenlager in der Nähe ihres Wohnortes ab. Allerdings sind es seit 2012 immer weniger Befragte, die negativ gegenüber einem Tiefenlager eingestellt sind (vgl. Grafik). Zum ersten Mal waren es weniger als 70% der Befragten (Deutschschweiz gesamt) bzw. 60% (Standortregionen). Besonders stark gesunken ist der Anteil der Personen, die ein allfälliges Tiefenlager im Wohnumfeld als «sehr negativ» einschätzen: Dieser betrug 2022 noch 46% (Deutschschweiz) bzw. 34% (Standortregionen).

Grafik: BFE

Eine Erklärung dafür, dass die Ablehnung in den Standortregionen geringer ist, könnte der bessere Informationsstand der lokalen Bevölkerung gegenüber der Schweizer Gesamtbevölkerung sein. In den letzten zwei Jahren hat in den Standortregionen der Anteil der Personen stark zugenommen, denen ein Tiefenlager in der Nähe egal wäre. Er beträgt dort nun ein Drittel.

Die Beurteilung eines Tiefenlagers ist eine hypothetische Frage («was wäre wenn»), weil es in der Schweiz noch keine solche Anlage gibt. In der Studie wurde aber auch die Einschätzung zu schon existierenden Infrastrukturen erhoben (u.a. KKW, Zwischenlager, Autobahn, Flughafen etc.). Dabei hat sich gezeigt, dass Personen, die in der Nähe solcher Infrastrukturen wohnen, diese meist weniger negativ beurteilen als jene, die weiter davon entfernt leben. Das lässt darauf schliessen, dass auch die Ablehnung eines geologischen Tiefenlagers dereinst weniger gross sein dürfte als heute angenommen wird.

Da die Nagra unterdessen bekanntgegeben hat, dass sie das Tiefenlager in der Region Nördlich Lägern planen will, kann die Befragung zukünftig nicht mehr in dieser Form durchgeführt werden. Das Bundesamt für Energie wird aber den Themenkomplex im Rahmen des Monitorings geologisches Tiefenlager weiterhin im Auge behalten. Der Bericht sowie die fünf weiteren Berichte seit 2012 stehen hier in der Kategorie «Raumplanung und Umwelt» zum Download zur Verfügung.

Der «Immo-Barometer» ist eine repräsentative Umfrage zu den Themen Wohnzufriedenheit und Wohnbedürfnisse, die seit 1988 vom Immobilienspezialist Wüest Partner in Kooperation mit der «Neuen Zürcher Zeitung» durchgeführt wird.

Seit 2012 wurde die Umfrage in der Deutschschweiz alle zwei Jahre um ein Zusatzmodul zum Thema Wahrnehmung und Beurteilung von verschiedenen Infrastrukturanlagen (inkl. Kernanlagen) in der Wohnumgebung ergänzt. Dafür wurden zusätzlich zu den ca. 760 Befragten der Hauptstudie je ca. 100 Personen in den drei möglichen Standortregionen eines Tiefenlagers für radioaktive Abfälle in der Nordostschweiz befragt.

Niklaus Schranz, Fachspezialist Entsorgung radioaktive Abfälle, Bundesamt für Energie
Bild: Modell der Oberflächenanlage des geologischen Tiefenlagers in Nördlich Lägern der Nagra, Foto ©srn) 

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