Tiefenlager verschlossen – wie weiter?
Im geplanten geologischen Tiefenlager für schwach- und mittelaktive Abfälle (SMA) wird Platz sein für gewisse Mengen an radioaktivem Abfall. Die Kapazitäten des Lagers basieren auf Prognosen. Aufgrund des geltenden Verbots von neuen Kernkraftwerken im Kernenergiegesetz gehen diese davon aus, dass keine neuen Abfälle aus Kernkraftwerken mehr hinzukommen werden. Weiterhin wird es aber SMA-Abfälle aus den Bereichen Medizin, Industrie und Forschung geben. Deshalb hat die Arbeitsgruppe des Bundes für die nukleare Entsorgung (Agneb) 2018 eine Untergruppe ins Leben gerufen, die sich Gedanken zum Umgang mit diesen Abfällen macht und dazu einen Bericht erarbeitet. Diesen Bericht hat die Agneb Ende 2019 zur Kenntnis genommen und diskutiert.
Der Bericht zeigt neben den Prognosen zu den Abfallmengen auch Optionen für deren Entsorgung. Die bis zum Ende der Einlagerungsphase (ca. bis zum Jahr 2065) anfallenden SMA-Abfälle werden im Tiefenlager eingelagert. In den darauffolgenden 100 Jahren fällt zusätzlich ein Volumen von etwa 4000 m3 radioaktive Abfälle an. Das ist etwa ein Fünftel der bis 2065 eingelagerten Mengen. Diese Abfälle werden kurzlebiger und weniger toxisch sein.
Die Optionen zur Entsorgung umfassen eine Einlagerung im geplanten Tiefenlager gegen Ende der Beobachtungszeit, eine Einlagerung in geologischen Schichten nahe der oder an der Oberfläche sowie weitere Optionen. Die Varianten haben alle Vor- und Nachteile und benötigen teilweise auch eine Änderung des Gesetzes.
Die Agneb sieht wegen der langen Zeiträume keinen Grund, sich heute schon für eine Option entscheiden. Die Lösung, die Abfälle nach 2065 in der Beobachtungsphase im geplanten SMA-Lager zu lagern, ist zeitlich begrenzt. Abfälle, die nach dem Verschluss des Lagers anfallen, müssen anders entsorgt werden. Der Entscheid muss deshalb späteren Generation überlassen werden. Der Bund ist sich seiner Verantwortung für die SMA-Abfälle bewusst und wird zu gegebener Zeit entscheiden, wie diese Abfälle entsorgt werden.
José Rodriguez, Fachspezialist geologische Tiefenlager, BFE
Nebst der fixierten Planungswerte für in dieser fernen Zukunft anfallenden Abfälle kann die momentane sowie die kommende Generation dei Situation derart entschärfen dass weniger bis fast keine solche Abfälle mehr auftreten werden.
Das Zauberwort ist Substitution. Wer jetzt aufschreit, hat schon verlohren:
– Es gibt in letzter Zeit sehr viele höchst erfolgreiche Beispiele, wo Isotope in Technik und Medizin ersetzt wurden, und dabei sogar aus Sicht der Prozesstechnik eine bedeutend bessere Lösung sich etabliert hat (Beispiel Schichtdickenmessung von dünnen Stoffen, einige Therapiemethoden in der Medizin)
– es ist ein umfassendes Programm zur Verbannung radioaktiver Stoffe gefragt ähnlich ROHS1 und 2, wo Blei und Quecksilber in radikaler Art aus den Konsumprodukten verschwanden, und das in einer Rekordzeit. Die Restmengen sind in geschlossenen Stoffkreisläufen von einer kleinen Gruppe von Firmen / Anwender in Eigenverantwortung behandelt. Das ist volkswirtschaftlich effizient, schont die Biologie der Natur und verhindert die Verschleppung / Vererbung von menschenverursachten Umwelt-„Zeitbomben“.