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„Form und Farbe, Grösse und Glanz frei wählbar“

Leuchtturmprojekt

Photovoltaikmodule eröffnen heute neue gestalterische Dimensionen beim Bau und der Erneuerung von Gebäuden. Architekt und Solarpreisträger Karl Viridén über die rasanten Entwicklungsfortschritte und die Ästhetik von Solarfassaden.

Herr Viridén, reiten wir zur Einstimmung auf einem Vorurteil herum: Photovoltaikmodule sind hässlich und verunmöglichen eine architektonische Gestaltung.
Wenn Sie von den klassischen, kristallinen Standardmodulen in Schwarz oder Blau sprechen, sind die gestalterischen Möglichkeiten tatsächlich eingeschränkt. Deshalb haben wir bei unserem jüngsten Projekt, der Totalsanierung eines Mehrfamilienhauses direkt am Zürcher Schaffhauserplatz, von Anfang an einen neuen Weg gesucht (siehe Kasten). Ausgangspunkt war unser mit einer Solarfassade verkleidetes Mehrfamilienhaus in Romanshorn, für das wir einen europäischen Solarpreis erhalten haben. Das war 2010 und zu einer Zeit, als erst Normmodule mit gehärtetem Glas erhältlich waren. Sie liessen sich weder zuschneiden, noch konnte mit ihnen farblich ein Akzent gesetzt werden. In der Folge setzten wir uns zum Ziel, Hersteller zu finden, welche Module anbieten können, die es uns erlauben, die Fassaden individuell zu gestalten.

Wie war die Reaktion der Hersteller?
Sie witterten den Markt und entwickelten neue Produkte. Bereits beim Verwaltungsgebäude der Flumroc in Flums hatten wir 2014 ein Modul zur Verfügung, bei dem die Zellstrukturen nicht sichtbar sind. Nur bei der Farbe waren wir weiterhin eingeschränkt und konnten lediglich zwischen Dunkelblau und Schwarz auswählen. Die nächste Innovation erfolgte im Jahr 2016 beim erwähnten Mehrfamilienhaus in Zürich. Neu konnten wir Farbe als gestalterisches Mittel einsetzen.

Sie arbeiteten mit sogenannten «aktiven Glasmodulen», also Glaseindeckungen, die Photovoltaikmodul und Bauteil zugleich sind. Ist das mit Blick auf die Ästhetik ein Durchbruch?
Ja, und der Vorwurf, Photovoltaik lasse keine Flexibilität in der Gestaltung zu, ist damit vom Tisch. Inzwischen hat sogar die ETH Zürich einen Lehrgang durchgeführt und dabei die gestalterische Integration der Photovoltaik in die Fassade zum Thema gemacht. Das zeigt: Das Thema ist definitiv auch in der Lehre angekommen!

Photovoltaik findet man bisher vorwiegend auf Dächern. Was spricht für Solarfassaden?
Die bessere Verteilung des Solarertrags über den Tag und das Jahr. Bei Dachanlagen liegt die Produktionsspitze in den warmen Monaten Juli und August. Während der kalten Monate – also just während der Zeit, in der wir am meisten Energie brauchen – liefern sie am wenigsten Strom. Solarfassaden haben den Vorteil, dass sie vom Herbst bis in den Frühling die flach im Tagesverlauf liegende Sonne besser erfassen. Entsprechend liefern sie vor allem in den Übergangszeiten mehr Energie als im Sommer. Das macht sie so interessant.

Lesen Sie das vollständige Interview in der Zeitung „EnergieSchweiz für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer“.

Leuchtturmprojekt ausgezeichnet
Das totalsanierte und erweiterte Mehrfamilienhaus beim Schaffhauserplatz in Zürich mit seiner neuartigen, aktiven Glasfassade wurde vom Bundesamtes für Energie im Rahmen seines Leuchtturmprogramms unterstützt. Nun wurde es mit dem Schweizer Solarpreis 2017 ausgezeichnet.

 

 

 

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