Solarexpress: Die neue Storymap zeigt, wo PV-Grossanlagen geplant werden
Mindestens 10 GWh pro Jahr im Endausbau und im Winterhalbjahr 500 kWh pro 1kW installierte Leistung. Das müssen Photovoltaik-Anlagen leisten, wenn sie von den vereinfachten Bewilligungsverfahren und der Einmalvergütung des Bundes von bis 60% der Investitionskosten profitieren wollen. Nun sind die ersten Projekte öffentlich aufgelegt und dem Bund gemeldet worden. Eine neue interaktive Storymap liefert eine Übersicht über die geplanten Projekte.
Warum publiziert das Bundesamt für Energie diese Karte? Wem soll sie nützen? Das wollte Energeiaplus von Leo-Philipp Heiniger wissen – er ist Fachspezialist für Erneuerbare Energien – und von Nico Rohrbach – Fachspezialist für Geoinformation.
Leo-Philipp Heiniger: Photovoltaik-Grossanlagen geben viel zu reden. Die einen sehen darin einen wichtigen Beitrag an die erneuerbare Stromversorgung, insbesondere im Winter, die anderen befürchten negative Auswirkungen auf Natur und Landschaft. Daher besteht ein öffentliches Interesse zu wissen, wo solche Projekte in Planung oder in Betrieb sind. Nicht zuletzt ist die Publikation der Daten auch eine Vorgabe aus der Energieverordnung.
Energeiaplus: Zahlreiche Projekte wurden in den Medien bereits vorgestellt. Welche sind jetzt auf dieser Storymap zu finden?
Leo-Philipp Heiniger: Von der ersten Projektidee bis zur Baueingabe muss ein Projekt schon einige Hürden meistern. Ein Projekt kommt bei uns erst dann auf die Liste, wenn es öffentlich aufgelegt wurde und somit bereits in einem fortgeschrittenen Projektstadium ist. Bis Mitte November 2023 wurden uns drei Projekte von den Kantonen gemeldet, zwei im Kanton Graubünden und eines im Kanton Bern. Diverse weitere sind aber in Planung und werden voraussichtlich in den kommenden Wochen und Monaten auf die Liste aufgenommen.
Die im Gesetz formulierten erleichterten Bewilligungen gelten, bis die neuen Photovoltaik-Grossanlagen schweizweit eine jährliche Gesamtproduktion von maximal 2 Terawattstunden (TWh) erlauben. Wo stehen wir mit den bis jetzt gemeldeten Projekten?
Momentan sind wir noch weit von diesem Wert entfernt, es wurden aber auch erst drei Projekte öffentlich aufgelegt. Diese drei Projekte rechnen mit einer Leistung von 60 MW und ermöglichen gemäss den Angaben der Projektanten eine Jahresproduktion knapp 90 GWh. Der durchschnittliche erwartete spezifische Winterertrag liegt bei 656 kWh/kW. In vielen Gemeinden finden in den nächsten Wochen und Monaten Abstimmungen zu Photovoltaik-Grossanlagen statt. Wir rechnen damit, dass danach weitere Baueingaben erfolgen.
Welche Informationen liefert die Storymap über die Projekte?
Die Storymap erlaubt, quasi in Echtzeit, den Projektfortschritt der PV-Grossanlagen zu verfolgen, von der öffentlichen Auflage bis zur Inbetriebnahme. Die Karte gibt einen Überblick, wo solche Anlagen geplant oder realisiert werden und liefert zudem Informationen zur Leistung und zum erwarteten Ertrag. Sobald die Anlagen dann vollständig in Betrieb sind, werden auch Informationen zu den bezahlten Förderbeiträgen publiziert.
Die Daten der Storymap stehen als OGD, also als Open Government Data zur Verfügung. Das heisst: Man kann diese Daten runterladen und nutzen. Wem könnten diese Daten nützen? Wozu?
Nico Rohrbach: Grundsätzlich sind diese Daten Teil der Information an die Bevölkerung und die Wirtschaft über den Fortschritt des Solarexpress. Sie bilden eine wichtige Datengrundlage, die auch für Medien, Hochschulen und Behörden nützlich sein kann. Die Daten können beispielsweise einfach mit den Daten der Elektrizitätsproduktionsanlagen verglichen werden. Damit können die Photovoltaik-Grossprojekte mit dem effektiven monatlichen Zubau an Solaranlagen verglichen werden.
Informationen zu den Anforderungen an Photovoltaik-Grossanlagen finden Sie hier: PV-Grossanlagen: Was sind die Anforderungen? | BFE-Magazin energeiaplus | Energiemagazin des Bundesamtes für Energie
Hochalpine Photovoltaik-Anlagen können pro installierte Kilowatt Leistung und je nach Standort und Ausrichtung im Winterhalbjahr mehr Strom erzeugen als vergleichbare Anlagen im Flachland. Dies weil die Einstrahlungsverhältnisse besser sind (dünnere Atmosphäre, weniger Nebel) und weil das Sonnenlicht vom Schnee reflektiert wird (sogenannter Albedo-Effekt).
Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
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