, , ,

Wimby – Wie Windenergieanlagen nicht nur Projekte bleiben


Windenergieanlagen in der Schweiz sollen bis ins Jahr 2050 4,3 TWh Strom produzieren. Das entspricht 7 Prozent der heutigen durchschnittlichen Stromproduktion. Doch die Windkraft ist rauem Wind ausgesetzt, wenn es um die Realisierung von Anlagen geht. Das europaweite Forschungsprojekt „WIMBY“ (Wind In My BackYard) hat sich nun zum Ziel gesetzt, innovative und interdisziplinäre Tools zu entwickeln, die den Austausch zwischen den beteiligten Parteien von Windkraftprojekten fördern und die Lösungsfindung erleichtern sollen.

1986 wurde in der Schweiz die erste Windenergieanlage in Betrieb genommen. Heute produzieren 41 Anlagen Strom aus Wind, 6 weitere werden voraussichtlich noch im Jahr 2023 in Betrieb genommen werden. Um das Ziel von 4,3 TWh zu erreichen, braucht es gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie der ETH Zürich ungefähr 760 Windturbinen. Die Studie orientiert sich bei ihren Annahmen am gültigen Windenergiekonzept der Schweiz. Darin sind mögliche Räume zur Nutzung von Windenergie definiert.

In ihrer Studie untersuchte die ETH ebenfalls, welche Auswirkung eine Lockerung raumplanerischer Vorgaben auf die regionale Verteilung von Windkraftanlagen hätte, denn der Grossteil des Windkraftpotenzials liegt im Mittelland. So nehmen die Autorinnen und Autoren der Studie in einem Szenario an, dass auch Fruchtfolgeflächen für die Windkraft genutzt werden dürfen. In einem solchen Szenario wären schweizweit immer noch 460 Windturbinen notwendig, um den geplanten Windstrom zu erzeugen.

Potenzial Windenergie gemäss BFE:
Laut
Erkenntnissen des BFE liegt das gesamte nachhaltige Windenergiepotenzial in der Schweiz bei 29.5 TWh pro Jahr, davon 19 TWh im Winter. Der Grossteil dieses Potenzials liegt dabei im Mittelland mit 17.5 TWh. Schon ein Teilausbau von 30% des gesamten Windenergiepotenzials würde eine Windstromproduktion von 8.9 TWh pro Jahr ermöglichen, davon 5.7 TWh im Winter. Zum Vergleich: Das Kernkraftwerk Gösgen hat eine Jahresproduktion von rund 8 TWh.

Doch Rekurse gegen Projekte blockieren die Realisierung zuweilen über Jahrzehnte. Wegen solcher Verzögerungen bei den Bewilligungsverfahren rechnet der Bund damit, dass der Ausbau von Windanlagen erst in zwölf Jahren nennenswert ansteigt. Das Projekt WIMBY soll hier Abhilfe schaffen.

WIMBY wird sich von 2023 bis 2025 mit allen Aspekten befassen, die bei der Entwicklung der Windenergie eine Rolle spielen. Das Projekt beinhaltet zum einen Studien über Auswirkungen auf die Biodiversität und das Landschaftsbild, zum anderen technische Studien zur Entwicklung der jeweils individuell geeignetsten Anlagen sowie auch zur Entwicklung von effizienten und nachhaltigen Verfahren für den Einbezug lokaler Interessensgruppen in die Entscheidungsprozesse.

Auf Schweizer Seite beteiligen sich die ETH und das Paul-Scherrer-Institut am Projekt unter der Leitung von Prof. Russell McKenna. Die beteiligten Schweizer Forschungsinstitute sind auf der Seite der ETH das Institut für Energy System Analysis (ESA) und auf der Seite des PSI das Labor für Energy System Analysis (LEA). Das WIMBY-Projekt läuft unter dem EU-Forschungsprogramm Horizon Europe. Weil die Schweiz derzeit nicht bei Horizon Europe dabei ist, trägt der Bund respektive das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, die WIMBY-Forschungsbeiträge der ETH.

Unter den 16 beteiligten europäischen Forschungsinstituten übernehmen das ESA und das LEA folgende Aufgaben:

  • Das Entwickeln einer Methode zur Abschätzung der Auswirkungen auf die Landschaft
  • Das Zusammentragen der von den verschiedenen Partneruniversitäten erarbeiteten Ergebnissen zu den sozialen und ökologischen Auswirkungen der Windenergie und die Integration in einen ganzheitlichen Analyserahmen

Das Endergebnis dient als Grundlage für die Entwicklung einer grafischen Benutzeroberfläche, die es Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern ermöglichen wird, mit detaillierten Datensätzen für den gesamten europäischen Kontinent zu interagieren und Interessenskonflikte und Lösungsansätze zu identifizieren.

Marco Leandro Wyss, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Bild: Shutterstock; Stock Photo ID: 158326277; XiXinXing

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne 3 Vote(s), Durchschnitt: 3,67
Loading...