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Bilanz 10 Jahre Solarbildung – Solarboom führt zu mehr Angeboten


In den letzten zehn Jahren hat die Schweiz punkto Photovoltaik (PV) aufgerüstet. Das schlägt sich auch bei den Bildungsangeboten im Solarbereich nieder. Im Jahr 2022 besuchten über 10’000 Personen Ausbildungen, Lehrgänge oder Kurse, bei denen die Solarenergie bedeutender Inhalt oder Hauptinhalt war. Im Jahr 2013 waren es rund 6000 Absolvierende.

Inhalte rund um die Solarenergie sind vorab in der Grund- und Weiterbildung von Berufen im Bereich Elektro, Gebäudehülle (Holzbau, Dachdecker, etc) oder in der Gebäudetechnik (Sanitär, Spengler, Heizung) enthalten. In der Grundbildung (eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) absolvierten 4800 angehende Berufsleute solche Bildungsangebote.

Je zwischen 1700 und 2100 Teilnehmende besuchten formale Weiterbildungen, nicht-formale Bildungsangebote und Firmenkurse. In den letzten beiden Jahren hat die Zahl der Absolvierenden vor allem im nicht-formalen Bildungsangebot stark zugelegt. Stagnierend ist die Zahl der Abschlüsse auf tertiärer Stufe und bei den Berufslehren.

Mit dem Wachstum im PV-Markt konnte der Anstieg im Solarbildungs-Bereich allerdings nicht ganz mithalten. Das zeigt die Bilanz der Bildung im Solarbereich, die nun zum 10. Mal publiziert wurde. Der PV-Markt wuchs um 58,5% (installierte Leistung) gegenüber dem Vorjahr, die Zahl der Absolvierenden von Solarbildungs-Angeboten um 5,5%.

Wie ist diese Entwicklung zu werten? Energeiaplus ordnet die Ergebnisse der 10-Jahres-Bilanz mit Priska Lorenz von der Koordinationsstelle Solarbildung Schweiz ein. Sie hat den Bericht mitverfasst.

Energeiaplus: Fast doppelt so viele Berufsleute haben 2022 in ihrer Aus- oder Weiterbildung Kenntnisse im Solarbereich erworben im Vergleich zu 2013. Wie werten Sie diese Entwicklung?

Priska Lorenz, Koordinationsstelle Solarbildung, Bild: zvg

Priska Lorenz:Das ist natürlich erstmal erfreulich und zeigt, wie die Solarbildung Fuss gefasst hat. Solare Kompetenzen wurden in diverse Aus- und Weiterbildungen integriert. Wir beobachten zudem, dass je nach Markt und aktuellen Themen auch entsprechende Kurse angeboten und nachgefragt werden. Gleichzeitig hat sich natürlich auch der PV-Markt in der letzten zehn Jahren stark entwickelt, dementsprechend hat sich auch die Nachfrage nach Bildung vergrössert.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wo und wie ich mir Wissen zur Solarenergie aneignen kann. Firmen bieten interne Kurse an, Verbände haben Ausbildungsangebote, auch in vielen EFZ-Berufen ist Solarenergie mittlerweile fixer Bestandteil. Da kann man schnell den Überblick verlieren.

Das ist sicher eine Herausforderung, gerade im Moment, wenn erfreulicherweise das Bildungsangebot wächst. Als Koordinationsstelle holen wir die Akteure der Solarbildung an einen Tisch und leisten damit einen Beitrag, dass das Bildungsangebot soweit wie möglich koordiniert weiterentwickelt wird. Ziel dabei ist es, dass die Bildungsangebote aufeinander abgestimmt entwickelt werden und wo möglich Kooperationen entstehen.

Vor allem die Angebote im nicht-formalen Bereich haben im letzten Jahr stark zugelegt. Gemeint sind dabei Angebote von Verbänden, Vereinen und anderen privaten Kursveranstaltern. Die Branche hat sich also sozusagen selber organisiert. Wie werten Sie das?

Der rasche Aufbau von Kompetenzen durch Kurse und Lehrgänge ist in der momentanen Phase des starken Wachstums zentral. So können Quer- oder Wiedereinsteigende rasch auf die auszuübenden Tätigkeiten vorbereitet werden.

Gleichzeitig und längerfristig ist die Verankerung in den formalen Aus- und Weiterbildungen ebenso wichtig, damit künftig möglichst viele Berufsleute die erforderlichen Kompetenzen der Solarenergie mitbringen. Damit diese Kompetenzen erhalten und aktuelles Wissen erworben werden kann, braucht es auch künftig ein attraktives Angebot an Kursen und Veranstaltungen.

Was weiter auffällt: Auf Tertiärstufe gibt es weniger Abschlüsse. Braucht es nicht gerade mehr solche Fachleute? Wie erklärt sich diese Entwicklung?

Wir beobachten seit längerem, dass die Zahlen auf der Tertiärstufe stagnieren und zwar sowohl in der höheren Berufsbildung als auch bei Universitäten und Fachhochschulen. Dadurch fehlen wichtige Mitarbeitende im Bereich Planung und Projektleitung, beziehungsweise diese müssen aufwändig in den Betrieben «on-the-job» ausgebildet werden.

Die Gebäudeberufe müssen aber als Gesamtes, das heisst auf allen Stufen und nicht nur bezüglich Solarenergie, attraktiver werden. Hier ist das Bundesamt für Energie zusammen mit der Gebäudebranche, Bildungsinstitutionen und Behörden ja mit der Bildungsoffensive Gebäude unterwegs.

2023 war wieder ein Rekordjahr für den PV-Markt. Spielt es überhaupt eine Rolle, wer wie ausgebildet wird? Hauptsache: Ein Fachmann, eine Fachfrau montiert das Solarpanel richtig.

Klar, die betriebsinterne Bildung ist heute enorm wichtig, sonst wäre das starke Wachstum im PV-Bereich gar nicht möglich. Es besteht aber das Risiko für Qualitätsmängel, da diesen Personen eventuell Grundlagen fehlen, es oft schnell gehen muss und die Zeit für Weiterbildung knapp ist. Daher ist es schon wichtig, dass das Aus- und Weiterbildungsangebot attraktiv bleibt und die Kurse besucht werden. Als Koordinationsstelle werden wir dieses Jahr das Thema der betriebsinternen Bildung bearbeiten und ausloten, wie die Betriebe dabei unterstützt werden können.

Im Sommer 2024 starten die beiden neuen Grundausbildungen EFZ respektive EBA Solarinstallateur und -monteur. Grosse Erwartungen sind damit verbunden. Zu grosse?

Ich denke, dass es etwas Zeit brauchen wird, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Die Branche muss sich ja auf das neue Angebot vorbereiten, und die Lehren müssen sich etablieren. Der rasche Aufbau der neuen Grundausbildungen ist für die Solarbildung sicherlich ein Erfolg. Spannend wird sein, ob damit auch gesamthaft mehr junge Leute für einen Bauberuf begeistert werden können.

Wagen wir noch einen Ausblick: was denken Sie, wie wird sich die Solarbildung in den nächsten zehn Jahren entwickeln?

Um die Zubauziele für die Solarenergie zu erreichen, muss die PV-Branche in den nächsten zehn Jahren weiterwachsen. Es braucht also noch mehr Arbeitskräfte mit den notwendigen Kompetenzen. Dementsprechend muss und wird auch das Bildungsangebot weiter ausgebaut werden. Damit dies möglichst koordiniert geschieht, haben wir für die Zeit bis 2030 im Austausch mit den Akteuren und Akteurinnen aus der Solarbranche und der Solarbildung die «Strategie und Umsetzung Solarbildung Schweiz» erarbeitet. Diese wird im Frühling 2024 publiziert.

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Bild: Shutterstock; Stock Photo ID: 1482201512; anatoliy_gleb

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