Das Querschnittsprogramm Energie-Wirtschaft-Gesellschaft (EWG) befasst sich mit ökonomischen, soziologischen, psychologischen sowie politologischen Fragestellungen über die ganze Wertschöpfungskette der Energie hinweg. Das Forschungsprogramm dient sowohl der Entwicklung neuer als auch der Überprüfung bestehender energiepolitischer Instrumente.

Im Jahr 2016 wurde eine breite Palette von Forschungsprojekten unterstützt zu unterschiedlichen Themen wie dem Verhalten der Energieverbraucher, Effizienzpotenziale, Energiemarktdesign, oder den möglichen volkswirtschaftlichen Auswirkungen von energiepolitischen Instrumenten sowie deren soziale Akzeptanz. Verschiedene Studien untersuchen die Frage, wie noch ungenutzte Potenziale zur Reduzierung des individuellen Energieverbrauchs erschlossen werden können.

Effizienzlücke beim Kauf von Geräten
Bei der Verbesserung der Energieeffizienz im Haushalt spielt Information beim Kauf neuer Geräte eine wichtige Rolle. Ziel ist es, dem Konsumenten durch Information einen rationalen und effizienten Kaufentscheid zu ermöglichen. Insbesondere gilt es, die Energieeffizienzlücke zu reduzieren. Diese entsteht dann, wenn der Konsument nicht das energieeffizienteste Gerät wählt, obwohl dies mit den geringsten Kosten über die gesamte Lebensdauer einhergehen würde. Julia Blasch, Massimo Filippini und Nilkanth Kumar von der ETH Zürich sind der Frage nachgegangen, welche Art von Informationen Konsumenten beim Kauf brauchen, und welche Vorkenntnisse erforderlich sind, um diese Informationen richtig zu verstehen. Sie zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit der Wahl des kosteneffizienten Gerätes steigt, wenn die Jahresenergiekosten in Franken, und nicht der Jahresenergieverbrauch in kWh angegeben werden. Diese Wahrscheinlichkeit ist auch höher bei Konsumenten, die Kompetenzen in der Berechnung des Wertes von Investitionen vorweisen. Somit heben die Autoren nicht nur die Wichtigkeit eines Vorwissens der Käufer, sondern auch einer sorgfältig gewählten Präsentation der Informationen zum Energieverbrauch hervor.

Zusatzinformationen auf Energieetiketten
Informationen zur Energieeffizienz erhalten Konsumenten aktuell vor allem über die Energieetikette. Marcel Stadelmann und Renate Schubert von der ETH Zürich untersuchten in einem Feldexperiment den Einfluss zweier verschiedener Energieetiketten auf Onlinekäufe von Haushaltsgeräten und Fernsehern. Es zeigte sich, dass die fest etablierte EU-Energieetikette ebenso wie eine neue Energieetikette mit monetären und Lebenszyklus-bezogenen Informationen zum Stromverbrauch den jährlichen Stromverbrauch gekaufter Geräte unter bestimmten Voraussetzungen senken können. Bei Geräten mit hohen jährlichen Stromkosten scheinen monetäre und Lebenszyklus-bezogene Informationen auf Energieetiketten besonders Erfolg versprechend zu sein.

Rating für Energieeffizienz
Dass es trotz des Nutzens der EU-Energieetikette noch immer zu Missverständnissen kommt, zeigen Michael Siegrist, Bernadette Sütterlin und Signe Maria Wächter in einer weiteren Studie der ETH Zürich. Laut der Autoren beurteilen viele Konsumenten die Energiefreundlichkeit von elektrischen Geräten basierend auf der Energieeffizienz, und vernachlässigen den effektiven Stromverbrauch. Sie gehen davon aus, dass Energieeffizienz mit Stromverbrauch gleichzusetzen ist und somit eine hohe Effizienz automatisch einen tiefen Stromverbrauch impliziert. Dieser Fehlschluss zur Energieeffizienz ist problematisch, da er dazu führen kann, dass aufgrund des guten Effizienzratings beispielsweise ein grösseres Gerät gewählt wird oder ein Gerät häufiger verwendet wird. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass viele Konsumenten Mühe haben Energieinformation korrekt zu interpretieren und dementsprechend Schwierigkeiten haben, das energiefreundlichste Gerät aus einer Auswahl zu identifizieren.

Anne-Kathrin Faust, Programmverantwortliche Energie-Wirtschaft-Gesellschaft, BFE

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