Die Formel E elektrisiert Berlin – wo die Musik lauter ist als die Rennautos


Der Formel 1 Zirkus mit seinen brachialen Autos und unerschrockenen Helden gehörte zu meiner Jugend wie das Töffli Frisieren oder der Traum einmal saubere und leise Autos zu bauen. Geblieben ist bis heute die Faszination an diesem Sport und an allem was Räder und Motoren hat. Natürlich hat das auch meine 8-jährige Tochter Liliane inzwischen mitbekommen, deshalb war sie sofort Feuer und Flamme als ich ihr von der Formel E in Berlin erzählte. Und an Pfingsten war es endlich soweit, wir waren live vor Ort. Und siehe da:

Es war alles wie echt! Bruno Senna und Nelson Piquet jr. standen auf der Startliste und auch Formel 1 Senioren wie der Deutsche Nick Heidfeld, der lange für den Schweizer Rennstall Sauber fuhr. Und beim Gang durch die Boxengasse entdeckte ich eine Traube mit Leuten, davor stand…Alain Prost, und gab Autogramme. Die Formel 1–Legende führt das Team E.dams-Renault, seine Fahrer sind sein Sohn Nicolas Prost und der Schweizer Sébastien Buemi. Auch er früher bei der Formel 1 ist heute immerhin 2. des Formel E Championship.

Schauplatz des 8. Rennens der Welttournee der Formel E war der ehemalige Flughafen Tempelhof in Berlin. Aber was ist Formel E eigentlich, ein Rennen mit Elektroseifenkisten? Nein: Die Chassis der Formel E Autos sehen denen der Formel 1 sehr ähnlich und kommen von McLaren. Auch die Daten sind beeindruckend: In 3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, das Gewicht liegt unter 800 kg trotz 200 kg Batterie, der Rundkurs ist eng gesteckt, die Startplätze werden wie üblich im Qualifying ausgemacht. Alles ist umrahmt mit Tribünen und gesäumt mit Sponsorenbannern wohin das Auge reicht. Und mit dem Fanboost bekommen die drei beliebtesten Fahrer via App im Rennen noch Zusatzschub für ein paar Sekunden. Das ist schon mal cool.

Aber auch wenn hier echter Rennsport geboten wird: Die Formel E wird der Formel 1 so schnell nicht den Rang ablaufen. Dafür fehlt noch Power (225 km/h Höchstgeschwindigkeit vs. rund 350 in der Formel 1) und die Geräuschkulisse. Was den Elektroantrieb auf der Strasse und in der Stadt zum Hochgenuss macht, fehlt hier kläglich. Man hört die Dynamik im herunter schalten und das Beschleunigen aus der Kurve nicht, es klingt eher nach Staubsauger. Dauernd läuft dafür Musik auf dem Gelände und die Moderatoren wetteifern um Aufmerksamkeit, damit die Stimmung nicht völlig wegbricht. Immerhin gab es deutlich mehr Überholmanöver als in der Formel 1!

Was bleibt ist ein respektabler Event mit Potenzial – oder um es in Worten des Gourmets zu sagen: ‚Es war zwar bekömmlich, aber noch nicht exquisit‘. Und immerhin: Ab der nächsten Saison werden die heutigen Einheitsautos von mehreren Herstellern weiter entwickelt und v.a. die Leistung soll steigen. Dass sogar Alain Prost wieder ins Cockpit will, wird bestimmt auch für Furore sorgen und der Markteinführung der Elektroautos mehr Schub verleihen.

Liliane will den Sébastien Buemi auf jeden Fall wieder auf dem Podest sehen (er wurde 2. in Berlin!) und hat schon mal vorbestellt, dass ich für die Schweiz Tickets besorgen soll. Aber dann unbedingt solche, wo man auch in die Boxen und ganz nah zu den Autos kann. Wenn alles gut geht könnte das ja schon 2017 in Lausanne soweit sein. Wem das zu lange dauert kann schon in 10 Tagen wieder dabei sein: Live oder im Internet beim DHL ePRIX in Moskau.

Viel Spass dabei!

Pierre Strub, Geschäftsstelle EnergieSchweiz

 

2014/2015 FIA Formula E Championship. Berlin ePrix, Berlin Tempelhof Airport, Germany. Saturday 23 May 2015 Photo: Andrew Ferraro/LAT/Formula E ref: Digital Image _FER0354

2014/2015 FIA Formula E Championship.
Berlin ePrix, Berlin Tempelhof Airport, Germany.
Saturday 23 May 2015

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