Energiedaten für Ihre Gemeinde – Energie Reporter mit neuen Features
Wieviel Strom wird in Ihrer Gemeinde pro Kopf verbraucht? Wo steht Ihre Gemeinde beim Ausbau der E-Ladeinfrastruktur? Informationen zu diesen Fragen sind neu im Energie Reporter zu finden. Das Online-Tool, das 2021 lanciert wurde, wurde mit zusätzlichen Energiedaten zu den Schweizer Gemeinden erweitert.
Der Energie Reporter bildet ab, wie sich Gemeinden und Kantone im Energiebereich entwickeln. Man erfährt, wo die eigene Gemeinde bei den Themen Elektroautos, Ladeinfrastruktur, erneuerbare Heizungen, erneuerbare Stromproduktion und Stromverbrauch steht. Auch Vergleiche mit anderen Gemeinden oder zum Kanton sind möglich. Die Daten sind öffentlich zugänglich.
Fabian Heymann arbeitet in der Sektion Geoinformation und digitale Innovation des Bundesamts für Energie (BFE). Er hat an der Erweiterung des Energie Reporters mitgearbeitet. Warum diese Neuerungen? Und was lässt sich über die Nutzerinnen und Nutzer dieses Tools sagen? Energeiaplus hat bei ihm nachgefragt.
Energeiaplus: Der Energie Reporter zeigt, wo die Gemeinde steht beim Zubau von PV, der Stromproduktion erneuerbarer Energien oder beim Stromverbrauch. Wem nützen diese Infos?
Fabian Heymann: Wir unterstützen die Entwicklung des Energie-Reporters seit 2020 als ein zentrales Transparenz-Tool für Gemeinden, für interessierte Bürgerinnen und Bürger aber auch für die öffentliche Verwaltung, Projektentwickler und Forscherinnen und Forscher. Das Projekt ist ein Beispiel, wie Digitalisierung und Daten die Transformation des Energiesystems unterstützen können. Die Daten sind frei zum Download verfügbar. So können auch Vergleiche angestellt und Trends erkannt und ausgewertet werden.
Die dargestellten Informationen im Energie Reporter sind keine offizielle Statistik des Bundes. Wie verlässlich sind die Infos denn?
Der Energie Reporter verwendet teils durchaus offizielle Statistiken des Bundes. Basis für die Angaben zur Anzahl der Elektrofahrzeuge sind zum Beispiel Daten des Bundesamts für Strassen zu den Neuzulassungen. Für andere Informationen wie beispielsweise den Pro-Kopf-Energieverbrauch werden verschiedenen Datenquellen beigezogen und aufbereitet, um eine Aussage machen zu können. Insofern sind diese dargestellten Informationen tatsächlich nicht «offiziell».
Der Energie Reporter muss als digitales Innovationsprojekt verstanden werden, das aufzeigen kann, wie die Energietransformation in den Gemeinden respektive dem Kanton vorangeht. Denn dort passieren die Veränderungen. Der Energie Reporter erlaubt also Aussagen, die so bislang nicht möglich waren.
Zudem: Dort, wo noch Datenlücken bestehen, werden sie mit Methoden der Data Science geschlossen. Alle abgeleiteten, also modellierten, Datenprodukte wurden ausserdem mit den Statistiken des BFE plausibilisiert. Methodisch Interessierte finden in der umfangreichen Dokumentation viele weitere Informationen zu genutzten Datenquellen, Aktualität und Genauigkeit.
Neu zeigt das Tool an, wie hoch der Stromverbrauch pro Kopf ist. Sind in einer Gemeinde stromintensive Unternehmen daheim, hat das auch einen Einfluss auf den Pro-Kopf-Verbrauch. Wie aussagekräftig sind dann diese Informationen?
Hier muss mit einem Modell gearbeitet werden. Der schweizweit gemessene Stromverbrauch wird gemäss eines Strombedarfsmodells auf die einzelnen Gemeinden aufgeteilt. Das Strombedarfsmodell schätzt den Verbrauch durch die unterschiedlichen Sektoren Haushalte, Dienstleistungen, Industrie, Landwirtschaft und Verkehr in den Gemeinden. Es ist wichtig zu verstehen, welche Gemeinde in ihrem Verbrauch durch stromintensive Unternehmen oder durch Haushalte dominiert ist. So kann man auf allen Stufen (Bund, Kanton, Gemeinde) passgenauere Instrumente vorsehen, z.B. zur Unterstützung der Energieeffizienz.
Was der Energie Reporter zeigt:
Stromverbrauch: Der Wert Stromverbrauch zeigt den jährlichen Stromverbrauch pro Einwohnerin und Einwohner, gemessen in Megawattstunden pro Jahr und Person (MWh/Jahr pro Person). Der Wert umfasst den Strom, welcher durch Haushalte, Dienstleistungen, Industrie, Landwirtschaft und Verkehr in den letzten 12 verfügbaren Monaten verbraucht wurde.
Erneuerbare Stromproduktion: Der Indikator Erneuerbare Stromproduktion zeigt die jährliche Stromproduktion pro Einwohnerin und Einwohner aus erneuerbaren Energiequellen, gemessen in MWh/Jahr pro Person. Der Wert umfasst die Stromproduktion aus Wasserkraft-, Solastrom-, Windkraft-, Biomasse- und Kehrichverbrennungsanlagen, wobei bei Kehrichtverbrennungsanlagen nur die Hälfte des gesamthaft produzierten Stroms als erneuerbar gezählt wird.
Öffentlich zugänglichen Ladepunkte: Auf den Detailseiten der einzelnen Gemeinden wird neu die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte sowie die Anzahl der Elektroautos pro Ladepunkt angegeben.
Der Energie-Reporter wird von EnergieSchweiz, dem Programm des Bundesamts für Energie (BFE) für Energieeffizienz und erneuerbare Energien, und dem Digital Innovation Office des BFE unterstützt. Die Verantwortung für die Methodik und die angezeigten Ergebnisse liegt bei der Firma Geoimpact AG.
Natürlich gibt es noch Abweichungen in den Zahlen, insbesondere bei Gemeinden mit einzelnen Grossverbrauchern sowie bei Gemeinden mit einem hohen Zweitwohnungsanteil. In einer Belastbarkeitsanalyse wurde für zwei Drittel der Gemeinden eine Abweichung unter 20% festgestellt, und für 42% sogar eine Abweichung unter 10%. Für einen ersten Wurf ist dies schon sehr gut und hilfreich. Mit mehr Digitalisierung und verfügbaren Messdaten pro Gemeinde, wird dies in den kommenden Jahren noch besser werden. Solche Daten kann die im Bundesgesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien vorgesehene Datenplattform («Datahub») liefern.
Informationen gibt’s neu auch zum Ausbau der Ladeinfrastruktur. Beinhaltet das nur die öffentlich zugänglichen Ladestationen?
Das ist richtig. Dies ist auch die Infrastruktur, auf die öffentliche Entscheidungsträger auf den verschiedenen Ebenen direkt einwirken können. Die Informationen, auch über den Vergleich zu anderen Nachbarsgemeinden, ist für die Entscheidungsträger vor Ort sicher hilfreich. Leider gibt es noch keine belastbare Datengrundlage zum privaten Netz an Ladestationen, um diese auf Gemeindeebene darzustellen. Die Verteilnetzbetreiber sollten hierzu eigentlich mehr wissen. Der Datahub, unter Mitwirkung der Verteilnetzbetreiber, könnte diese Lücke aber auch bald schliessen.
Warum wurde der Energie Reporter überhaupt erweitert?
Die erste Version des Energie-Reporters hat viel mediale Aufmerksamkeit und positive Rückmeldungen erhalten. Auch haben andere Akteure, beispielsweise das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) oder 20Minuten den Energie-Reporter aufgegriffen und Ergebnisse fortlaufend weiterverwendet. Erst kürzlich hat die Wochenzeitung «Beobachter» wieder Daten nachgefragt. All das hat uns dazu motiviert, die Datengrundlage zu vergrössern, um der Bevölkerung ein noch besseres Bild zur Energietransformation liefern zu können.
Vergleiche zwischen Gemeinden sind möglich. Ich kann auch sehen, wo meine Gemeinde im Vergleich zum Kanton steht. Auf eine Rangliste wird aber bewusst verzichtet. Warum?
Das Ziel des Energie-Reporters ist es, zum Wandel anzuspornen. Es soll ein Austausch zwischen den Gemeinden stattfinden, um gegenseitig von Erfahrungen zu profitieren, Potenziale voll auszuschöpfen und gemeinsam zur Tat zu schreiten. Die Grundlage dafür wurde nun erweitert. Eine Rangliste kann missverstanden werden, insbesondere da lokal immer ganz unterschiedliche Voraussetzungen vorhanden sind, die in so einer Liste nur sehr schwer berücksichtigt werden könnten, zumindest derzeit.
Alle Daten sind frei zugänglich. Wofür werden sie genutzt? Können Sie ein Anwendungsbeispiel machen?
Grundsätzlich fördert das Bundesamt für Energie die wachsende Verfügbarkeit von offenen und weiterverwendbaren Energiedaten (Energeia berichtete 2022). Die Daten können von der Forschung genutzt werden, um bessere Modelle zu entwickeln, von Projektentwicklern zur Identifikation von Gemeinden/ Kantonen mit starkem Handlungsbedarf oder auch von der interessierten Öffentlichkeit. Uns erreichen beispielsweise immer wieder Anfragen interessierter Bürger zu den Kennzahlen der Energietransformation in ihrer Gemeinde. Zuletzt werden die Daten auch von den Medien genutzt und weiter aufbereitet, zum Beispiel im SRF Klimamonitor.
Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
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