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USA meets Switzerland: Energy Innovation Days 2015


Ich habe selten so viele zufriedene Gesichter gesehen wie am vergangenen Freitag, 21. August 2015, beim Abschluss der zweiten Swiss-US Energy Innovation Days in Zürich. Was 2014 in Boston mit einer Veranstaltung im Umfeld von MIT, Harvard und der Northeastern University begonnen hatte, wurde dieses Jahr bei der Austragung in der Schweiz zu einem dreitägigen spannenden und abwechslungsreichen Event mit über 300 Vertretern verschiedenster Regionen der USA und der Schweiz. Das Format sprach an: Ein Mix von intensiven Diskussionen zu Themen wie Mobilität, Gebäude, Raumplanung, Gesellschaft etc. gekoppelt mit instruktiven Besuchen bei Firmen und Institutionen, welche bei der Gestaltung der Energiezukunft vorne mit dabei sind.

USA: Chancen- statt Risikodenken Der Austausch mit den US-Amerikanern hat auch mir viele Anregungen gebracht. In vielen Bereichen liegen wir, wie EMPA-Vertreter Peter Richner zurecht betonte, gar nicht so weit auseinander, doch haben wir teils eine ganz andere Herangehensweise. Wie oft hörte ich von der US-Seite den Begriff „opportunity“. Der Change im Energiesektor wird dort als Chance angesehen. Demgegenüber wird bei uns in der Schweiz der Wandel als ein primär mit Risiken verbundener Prozess verstanden, der ja möglicherweise zu Abstrichen vom bisher Erreichten führt. Deshalb wenden sich noch immer viele Schweizer Stromunternehmen gegen die volle Marktöffnung oder eine durchaus sinnvolle Bündelung von Daten der Konsumenten. Sie hätten das Referat von Patrick Warnking, Country Director Google Switzerland, hören sollen. Er zeigte auf, welche neuen Dienstleistungen und Plattformen seine Firma für die nächsten Jahre im Energiebereich plant und welches die Effizienzverbesserungen sein können. Diese IT-getriebenen Innovationen werden sich wohl unabhängig vom allfälligen Widerstand der Strombranche durchsetzen.

Story telling statt nüchterner Zahlen und Fakten Wo wir von den US-Vertretern auch viel lernen können, ist bei der Präsentation von Technologien, Innovationen und Unternehmen. Wir Schweizer machen dies jeweils sehr deskriptiv mit vielen Zahlen und mehr oder weniger plausiblen Argumenten. Bei den Amerikanern ist die Präsentationskunst sozusagen eine eigene Disziplin: Im story telling sind sie uns Meilen voraus. Da wird eine Innovation eingebettet in einen attraktiven Rahmen, da wird in einer spannenden Geschichte das Wesentliche zusammengefasst. Dank der Rahmen-Geschichte bleiben die wesentlichen Elemente und Eckdaten beim Zuhörer viel besser haften.

Die Swiss-US Energy Innovation Days 2015 boten den US- und Schweizer-Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft sowie Politik auch vielfältige Möglichkeiten, sich untereinander noch besser zu vernetzen und gemeinsame Projekte anzustossen. Ein Tessiner Jungunternehmer hat mir seine Erfolgsbilanz wie folgt geschildert: Er hatte deutlich zu wenig Visitenkarten bei sich und konnte mit Vertretern grosser Baufirmen sowie Generalunternehmen Kontakte knüpfen, aber auch den Vizepräsidenten des SIA kennenlernen, der ihm den Weg zeigen kann, wie seine Technologie künftig normenmässig richtig erfasst werden kann. Viel Aufmerksamkeit gab es auch für die Referate von Bundesrätin Doris Leuthard sowie US-Botschafterin Suzi LeVine, welche die aktuellsten Entscheide der US- und Schweizer Klima- und Energiepolitik darstellten. Beide haben sich für einen auf Anreizen basierenden Umbau der Energiesysteme ausgesprochen, auf dass das 2-Grad-Ziel erreicht werden kann.

Wie können wir voneinander lernen? Diese Frage stand bei verschiedensten Diskussionen im Zentrum: Soll die Schweiz versuchen, die amerikanischen Erfahrungen und Erfolgsmodelle zu kopieren und mit einem swiss-touch mit viel Aufwand neu erfinden? Oder wäre es vielleicht sinnvoller, die Väter der US-Erfolgsmodelle, beispielsweise dem weltweit erfolgreichen Accelerator MassChallenge, direkt anzugehen und gleich das Original in die Schweiz zu importieren? Wenn wir alles alleine aufbauen und von vorne beginnen, könnte die den amerikanischen Innovationen innewohnende global wirkende Dynamik abhanden kommen und nicht mehr als gutes Schweizer Mittelmass resultieren. Ich habe Mühe, die tiefer liegenden Motive derartiger „Not-invented-here“-Aktionen der aktuellen Schweizer Innovationspolitik zu verstehen. Werden wir uns so im immer globaleren Wettbewerb behaupten können?

Ein grosses Dankeschön Diese zweite Ausgabe wurde möglich, weil die Initianten – der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (sia), Switzerland Global Enterprise (S-GE), die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), swissnex Boston und das Bundesamt für Energie BFE – von einer Vielzahl von Unternehmen und Organisationen unterstützt wurden. Treibende Kräfte waren Felix Moesner, Konsul und Leiter Swissnex Boston, sowie Marianne Zünd, Leiterin der Abteilung Medien und Politik im BFE. Sie haben in den letzten Wochen zusammen mit dem Organisationskomitee Enormes geleistet, um die Swiss-US Energy Innovation Days 2015 zum Erfolg werden zu lassen. Allen ein ganz herzliches Dankeschön (Photo: Organisationskomitee)!

2016: Back to the USA Was 2014 in Boston als kleines Pflänzchen das Licht der Welt erblickte, präsentierte sich 2015 in Zürich bereits als starke Pflanze, welche 2016 – wiederum in den USA – zur Blüte kommen soll. Verschiedenste Staaten und Städte von Chicago über Rhode Island bis Kalifornien und – gemäss Botschafterin LeVine – sogar dem Bundesstaat Washington haben uns ihr Interesse an einer Durchführung signalisiert.

Walter Steinmann, Direktor Bundesamt für Energie BFE

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