Rund 87 Gigawatt (GW) beträgt derzeit die installierte Leistung aus Photovoltaik im gesamten europäischen Netz. Erstmals seit so viele solare Stromerzeuger installiert sind, erlebt Europa nun am 20. März eine partielle Sonnenfinsternis. Dies stellt die Netzbetreiber vor neue Herausforderungen. Bei klarem Wetter wird die Einspeisung von Solarstrom innerhalb von rund zwei Stunden am Vormittag erst sehr schnell und sehr stark sinken, und dann gegen Mittag noch stärker wieder ansteigen. Der maximale Sprung im europäischen Verbundnetz kann bis zu 30 GW betragen. Das entspricht der Leistung von 30 Kraftwerken mit der Leistung des Kernkraftwerks Leibstadt, welche gemeinsam erst aus-, und dann wieder eingeschaltet werden. Die Sonneneinstrahlung ändert sich dabei während dem Vorbeiziehen des Mondes vor der Sonne drei bis vier Mal schneller als bei einem gewöhnlichen Sonnenauf- oder -untergang. Zudem endet die Sonnenfinsternis zur Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht und die Photovoltaik-Anlagen am meisten Strom produzieren.

Die Herausforderung für die Netzbetreiber besteht darin, genügend Regelleistung bereitzustellen. Das heisst, sie müssen sehr viele Kraftwerke auf „Stand-by“ halten, welche in der ersten Stunde der Sonnenfinsternis laufend zugeschaltet werden können, und andere, die während der zweiten Stunde abgeschaltet werden. Dies erfordert eine minutiöse Vorbereitung und eine enge Koordination zwischen den europäischen Übertragungsnetzbetreibern. Für den 20. März 2015 wird in der Schweiz die grösstmögliche Transportkapazität bereitgestellt, das heisst, dass möglichst keine Leitungen für planbare Unterhaltsarbeiten ausgeschaltet werden. Im Extremfall könnten bis zu zehn Prozent der Abweichung der maximalen Netzlast von 8.1 GW (Spitzenlast 2014) von der Netzregelung der Swissgrid abgedeckt werden.

Der Anteil der Photovoltaik an der Stromproduktion in der Schweiz ist derzeit noch gering. Da die Schweiz jedoch eng mit dem europäischen Stromnetz verbunden ist, würden Probleme bei den europäischen Nachbarn auch die Schweiz betreffen. Diese könnten entstehen, wenn am 20. März in ganz Europa schönes Wetter herrscht und zu wenig Regelleistung am richtigen Ort oder zu wenig Netzkapazität vorhanden wäre. Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber bereiten sich allerdings intensiv auf dieses Szenario vor – und hoffen gleichzeitig auf einen möglichst bewölkten Himmel.

Swissgrid

P.S.: Video zum Einfluss der Sonnenfinsternis auf die Solarstromerzeugung in Deutschland

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