ETH Energy Week: Das Potenzial von Daten für die Energietransformation nutzen
Daten zum Energieverbrauch oder zur Produktion spielen eine zentrale Rolle für die Energiezukunft. Das zeigte sich auch bei der dritten Ausgabe der Energy Week der ETH Zürich im Dezember 2023. Im neu eingeführten Energy Data Summit diskutierten Experten aus Forschung, Industrie und Verwaltung über die Bedeutung von Daten und auch die mit der Nutzung verbundenen Herausforderungen und Hürden.
Philip Schütz von der Hochschule Luzern (HSLU) skizzierte, wie Echtzeitdaten die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit fördern können. Endkunden und -kundinnen können so ihren Verbrauch in Echtzeit überwachen und anpassen. Zudem: Wenn man weiss, wie der eigene Energieverbrauch im Vergleich zu den Nachbarn aussieht, kann dies auch zu Verhaltensänderungen respektive einer Senkung des eigenen Verbrauchs führen.
Das Potenzial von Daten ist auch bei den Energieversorgungsunternehmen ein Thema. Das machte Arne Kähler vom EW Höfe im Kanton Zürich klar. Der Energieversorger nutzt Echtzeitdaten aus intelligenten Zählern (sogenannte Smart-Meter), um fundiertere Entscheidungen für den Infrastrukturausbau zu treffen. Der Versorger sieht sich damit als ein Pionier in der Branche und ist überzeugt vom Nutzen solcher Daten.
Dem grossen Potenzial von Daten im Energiebereich stehen jedoch ebenso grosse Herausforderungen gegenüber. Phillip Schütz (HSLU) und Raimund Neubauer (Solarify GmbH) betonen, dass viele Daten – auch von grossem, öffentlichem Interesse – kaum zugänglich oder gar offen verfügbar seien. Das hemme die digitale Innovation und erschwere Verhaltensänderungen der Konsumenten und Konsumentinnen in der Schweiz.
Matthias Galus, Leiter der Sektion Geoinformation & Digitale Innovation beim Bundesamt für Energie (BFE), erläuterte in seiner Keynote mögliche Gründe: „Wir sehen derzeit einen toxischen Cocktail für die Verfügbarkeit offener Daten. Es gibt keine expliziten Anforderungen oder rechtlichen Rahmenbedingungen, die erzwingen, dass Energiedaten im öffentlichen Interesse auch offen verfügbar gemacht werden. Gleichzeitig fehlen jegliche Anreize für Energieunternehmen oder Netzbetreiber, Daten zu veröffentlichen oder Dritten einfach zugänglich zu machen. Dabei muss vordergründig der Datenschutz als Begründung herhalten um möglichst wenig zu tun». Immerhin, so Matthias Galus: «Es gibt erste Pioniere wie das Beispiel der EW Höfe zeigt, die vermehrt Daten zu nutzen suchen, um ihre Prozesse effizienter und schneller zu gestalten.
Ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern zeigt die Kluft bei der Datenverfügbarkeit. Während die die Marktliberalisierung im Strombereich und die Anforderungen an die Datenweitergabe in der EU die Digitalisierung in der Branche vorangetrieben haben, hinkt die Schweiz in diesem Bereich hinterher.
Die Workshops zum Abschluss des Energy Data Summit zeigten, dass es unerlässlich ist, vorhandene Daten, die für die Öffentlichkeit von Bedeutung sind, zu teilen. Die potenziellen Anwendungen zugunsten der Digitalisierung und Transformation erscheinen vielfältig. Die Einführung von Datenstandards kann die Datenverfügbarkeit stark fördern, indem die Interoperabilität der Daten verbessert, die Datenqualität erhöht und damit der Aufwand für die Datenbereitsteller längerfristig reduziert wird. Klarheit über die Verantwortlichkeiten und die Nutzung der Daten ist von entscheidender Bedeutung. Dazu müssen entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auch klar, dass von oben verordnete Lösungen nicht funktionieren können, wenn ihre Durchsetzung nicht sichergestellt wird.
Autor: Lucas Tochtermann, Digital Innovation Office, Bundesamt für Energie
Bild: Shutterstock; Stock Photo ID: 2192100713; Andrey_Popov
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