Schlagwortarchiv für: erneuerbarer Strom

Die Windenergie ist eine der ältesten vom Menschen genutzten Energieformen. Ein Österreicher soll der erste gewesen sein, der eine Windanlage zur Stromerzeugung baute. Ende 2023 produzierten in Österreich 1426 Anlagen 8 Terawattstunden Strom. Energeiaplus mit einem Blick auf den Stand der Windkraft in unser Nachbarland.

«Die erste belegte windbetriebene Anlage zur Stromerzeugung errichtete 1883 der österreichische Ingenieur Josef Friedländer anlässlich der Internationalen Elektrizitätsausstellung 1883, sie stand im Eingangsbereich des Ausstellungsgeländes vor der Rotunde im Wiener Prater.» So steht es auf Wikipedia.

Bis der Wind in Österreich dann tatsächlich für die Stromproduktion genutzt wurde, dauerte es aber noch. Die erste Windkraftanlage Österreichs ging zwar 1994 ans Netz. Doch, so heisst es auf der Homepage der IG Windkraft, waren «Österreichs Meteorologinnen und Meteorologen bis vor etwa 20 Jahren der Meinung, dass es hierzulande nicht genügend Wind gibt, um damit in grossem Stil Strom zu erzeugen». Erst 2002 startete der Windkraftausbau dann richtig. Ab dann regelte ein Ökostromgesetz die Stromerzeugung durch Windkraftanlagen. Damit wurde auch die Grundlage für die Förderung von Ökostrom gelegt. Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) wurde die Förderung von Ökostrom auf eine neue Basis gestellt, um erneuerbare Erzeugungskapazitäten im Ausmass von 27 TWh bis 2030 zu errichten. Davon sollen 11 TWh aus Windkraft stammen, welche (beinahe) ausschliesslich über Marktprämien gefördert werden.

Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 70 neue Windenergieanlagen errichtet. Insgesamt waren Ende 2023 1426 Anlagen in Betrieb. Das zeigt die Statistik zur Marktentwicklung der innovativen Energietechnologien. Die 8 TWh Jahresproduktion entsprachen rund 12% des österreichischen Stromverbrauchs oder dem Verbrauch von 2,55 Millionen Haushalten. Die Windanlagen konzentrieren sich zu einem grossen Teil auf die Region Niederösterreich und auf das Burgenland.

Was begünstigt in Österreich den Zubau? Wo sind Hemmnisse? Und wie sieht die Wind-Zukunft in Österreich aus? Energeiaplus hat bei Marie-Theres Thöni nachgefragt. Sie leitet die Abteilung Erneuerbare Energie Erzeugung im österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.

Energeiaplus: Bis 2030 sollen laut IG Windkraft 1150 Windräder mit einer Leistung von 6900 MW dazukommen. Wie kommt der Zubau voran?

Marie-Theres Thöni leitet die Abteilung Erneuerbare Energie Erzeugung im österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie; Bild: zvg Marie-Theres Thöni

Marie-Theres Thöni: Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) wurden die notwendigen rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen und ein langfristig stabiles Investitionsklima für den Ausbau der Windkraft in Österreich geschaffen. Bislang werden rund 800 MW an Windkraftleistung mittels Marktprämie gefördert.

Die im Gesetz festgelegte Mindestmenge an förderbaren Leistungen betragen jährlich 400 MW. Damit kann die gesetzlich verankerte Zielerreichung für Windkraft von +10 TWh bis 2030 erreicht werden.

Die ersten Ausschreibungen für die Förderung mittels Marktprämie haben Ende 2022 stattgefunden und laufen seitdem mehrmals jährlich. Wir sind daher zuversichtlich, dass die gesetzten Ziele des Windkraftausbaus in Österreich realisierbar sind. Obgleich es natürlich noch einige Herausforderungen gibt.

Sie sprechen die Herausforderungen an. Wo sind denn in Österreich die grössten Hemmnisse bei der Planung und Realisierung von Windanlagen?

Die grössten Hemmnisse sind sowohl auf der rechtlichen als auch der technischen Ebene zu finden. Zum einen müssen Genehmigungsverfahren weiter beschleunigt werden, z.B. durch die Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) sowie mehr Flächenausweisung für den Windkraftausbau. Hier bedarf es jedoch, durch den hohen Grad an Kompetenzen der Bundesländer wie z.B. dem Raumplanungsrecht, sehr intensiven und feingliedrigen Abstimmungen zwischen dem Bund und den Bundesländern.

Problembereiche auf der technischen Seite sind mangelnde Netzanschlusskapazitäten sowie teilweise auch längere Lieferzeiten von Windkraftanlagen oder die Logistik dahinter. Der Netzausbau sowohl im Verteil- als auch im Übertragungsnetz hat mit dem raschen Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung nicht Schritt halten können. Dadurch können Projekte erst später realisiert werden. Zwar wird intensiv an Lösungen für den beschleunigten Netzausbau gearbeitet. Verständlicherweise sind solche grossen Infrastrukturprojekte und Investitionen mit einer mittel- bis langfristigen Perspektive zu sehen.

Die meisten Windkraftanlagen stehen im Burgenland und in Niederösterreich. Ist diese Region besonders wind-affin?

Grundsätzlich ist Österreich was die Potentiale für die Windkraft angeht, sehr gut aufgestellt. Es gibt sowohl in den östlichen aber auch westlichen Regionen hohe Potentiale für Windkraft. Wie sie bereits in Ihrer Frage richtig gesagt haben, haben wir aktuell in Österreich eine Art Ost/West-Gefälle was den Windkraftausbau angeht.

Es stimmt, dass Niederösterreich und das Burgenland mitunter die besten und durch die Topographie (meist Flachland) die windhöffigsten und am einfachsten zugänglichen Flächen für Windkraft haben. Allerdings wird auch seit langem gerade in diesen zwei Bundesländern auch auf politischer Ebene der Wert und das volkswirtschaftliche Potential der Windkraft für die Regionen sowie das Gesamtsystem erkannt. Daher haben diese Bundesländer schon früh Zonen für Windkraft implementiert und konnten so eine Vorreiterrolle einnehmen. Für den Ausbau spielen neben der technischen Ebene auch die die politische Ebene sowie die Akzeptanz der Bevölkerung eine wichtige Rolle.

Wie wird die Bevölkerung ins Boot geholt?

Seitens der österreichischen Windkraftbranche und den Betreibern und Betreiberinnen sowie den Betreiberfirmen vor jedem neuen Projekt gibt es intensive Gespräche mit den Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen der Projektgemeinden sowie Informationskampagnen. Zusätzlich werden auch regelmässig bei der Inbetriebnahme von Windparks Events und Feste für die ansässigen Bewohner veranstaltet. Dadurch werden offene Fragen, Diskussionen aber oftmals auch Sorgen der BewohnerInnen ausgeräumt. Durch die Möglichkeit, die Anlagen auch zu besichtigen wird ein Naheverhältnis und oftmals auch eine Faszination für die Windkraft erzeugt.

Zudem gibt es Bundesländer wie das Burgenland, wo gesetzliche Abgaben an das Bundesland und die Gemeinden festgelegt sind, um wichtige Investitionen in den Gemeinden zu finanzieren. Darüber hinaus bieten einige Betreiberfirmen die Möglichkeit an, sich direkt an Projekten oder über Anleihen und Aktien an der Windkraft auch finanziell zu beteiligen. Dadurch wird neben den finanziellen Investitionsmöglichkeiten nochmal eine persönliche Verbindung zur Windkraft hergestellt.

Welche Einsprachemöglichkeiten bestehen – z.B. für die direkt betroffene Bevölkerung oder für Umweltorganisationen? Wie werden sie genutzt?

Die meisten Projekte in Österreich fallen in die rechtliche Betrachtung des Umweltverträglichkeitsgesetzes. Darin ist auch geregelt, wie die Parteien während des ganzen Verfahrens Stellung nehmen können respektive Einwände vorbringen können.

In Zukunft sollen durch die nationale Umsetzung der Erneuerbaren Energie Richtlinie RED III der Europäischen Union Genehmigungsverfahren verschlankt werden. Mit den zukünftigen „Beschleunigungsgebieten“ (Gebiete, die speziell ausgewiesen wurden) werden bereits vorab im Rahmen der Zonierung Umweltverträglichkeit und der Schutz von Fauna und Flora überprüft und Ausschlusszonen bestimmt. Dadurch wird es für Projekte und Behörden einen reduzierten Prüfaufwand geben. Jedoch wird es auch hier zuverlässige Elemente in Genehmigungsverfahren geben, um sämtliche relevante Interessensgruppen einzubinden.

In der Schweiz weht den Windkraftanlagen ein steifer Wind entgegen. Argumente der Kritiker und Kritikerinnen sind unter anderem das Landschaftsbild, die Nähe zu bewohntem Gebiet, Zweifel am effektiven Umfang der Windproduktion oder die Gefahr für Vögel. Angesichts des Zubaus in Österreich entsteht der Eindruck, in Österreich gebe es nicht so viel Gegenwind. Stimmt dieser Eindruck?

Die Frage der Akzeptanz der Windkraft ist in Österreich differenziert zu sehen. Umfragen zeigen, dass besonders in Gebieten, wo es Windkraft gibt, diese zum Landschaftsbild gehören und dort auch eine hohe Zustimmung für Windkraft erreicht wird. Wichtig ist hier die regionale Verankerung der Betreiberfirmen und die aktive Kommunikation mit der Bevölkerung. Es wurde auch schon wissenschaftlich gezeigt, dass in den letzten Jahren trotz Windkraftausbau in bestimmten Gebieten die Population diverser Vogelarten gleich geblieben oder sogar gestiegen ist. All diese Faktoren begünstigen die Akzeptanz der Windkraft.

Trotzdem muss man eingestehen, dass in Regionen mit wenig bis keiner Windkraft, noch sehr viel an Überzeugungsarbeit für neue Projekte zu leisten ist.

Noch wenig Windkraft gibt es in den weiter westlich gelegenen Bundesländern (Gebiete Richtung Schweiz)? Wird die Windenergienutzung künftig auch dort ausgebaut?

Auch in Bundesländern abseits von Niederösterreich oder dem Burgenland werden Schritte zu einem Windkraftausbau gesetzt. Beispielsweise hat die Steiermark bereits eine eigene Windkraftzonierung und auch schon mehrere Windparks errichtet. In anderen westlicheren Bundesländern wie Tirol wurden vor kurzem aktuelle Windmessungen durchgeführt, um eine Potentialabschätzung machen zu können, was eine Grundlage für mögliche Zonierungsgebiete sein wird.

Darüber hinaus muss Österreich sein westliches Windpotential nützen, um die von der Europäischen Union gesetzten Klima – und Energieziele zu erreichen. Gerade die Windkraft deckt, bereits jetzt und wird das in Zukunft immer stärker tun, Lücken in der Erzeugung in den Wintermonaten ab. Das heisst also in Zeiten, in denen PV und Wasserkraft weniger erzeugen können.

Seitens des Klimaschutzministeriums wurde zudem ein Konsortium aus spezialisierten Unternehmen mit Unterstützung der ESA (Europäische Raumfahrtbehörde) zur Aktualisierung des bestehenden Windatlas beauftragt. Ziel der Aktualisierung ist, über ein kürzlich entwickeltes Tool sowohl die in Österreich vorhandenen wissenschaftlich ermittelten Windpotentiale inklusive relevanter Geländeinformationen auf den heutigen Wissensstand zu bringen und darzustellen. Damit soll in interaktiver und benutzerfreundlicher Weise eine Abschätzung über mögliche neue Projekte ermöglicht und online zugänglich gemacht werden. Gerade in dem Bereich wird das Tool für viele Stakeholder Barrieren in der Projektplanung bzw. Abschätzung beseitigen. Dieses Tool kann natürlich auch für andere Länder angewendet werden, sofern die Datenbasis gegeben ist.

Welche Rolle spielt die Förderung im Zusammenhang mit dem Zubau?

Gerade im Bereich der Windkraft sind Investitionssummen in Millionenhöhe für neue Windparks auch in Österreich eher die Regel als die Ausnahme. Daher ist es wichtig für Banken und Investoren aber auch für Windkraftbetreiber, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um Risiko aus den Projekten zu nehmen. Dabei spielt die staatliche Förderung von Windkraft eine wichtige Rolle. Durch die Marktprämienförderung wird ein möglicher Verlust beim Stromverkauf am Markt durch zu niedrige Preise kompensiert. Das bietet eine wichtige Absicherung für Projekte.

In Österreich werden nicht nur neue Windanlagen gebaut, es werden auch alte abgebaut. In den letzten Jahren waren es rund 100. Warum?

Wie bereits erwähnt gibt es seit rund 30 Jahren in Österreich Windkraft. In den letzten 5 bis10 Jahren gab es dabei enorme Technologiesprünge, besonders was die Leistung einzelner Anlagen angeht. Während vor ein paar Jahren die Leistung einer Standardanlage noch bei rund 3 MW lag, bewegen wir uns mittlerweile im 5 bis 7 MW Bereich. Gerade in Österreich bzw. Onshore ist derzeit meistens die Logistik und Transport der limitierende Faktor, was die Grösse neuer Anlagen angeht.

Aufgrund der letzten technologischen Entwicklungen und teilweise auch dem Lebenszyklusende vieler Anlagen, haben viele Betreiber beschlossen, alte Anlagen auszutauschen bzw. zu Repowern. Mögliche Gründe, warum Anlagen weiter in Betrieb bleiben oder ausgetauscht werden, liegen natürlich in Strategieentscheidungen der Betreiberfirmen.

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Bild: Windenergieanlagen im Burgenland, Österreich; Shutterstock;
Stock-Foto ID: 706977850; Zoltan Tarlacz

 

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Etliche Mythen rund ums Stromnetz halten sich hartnäckig. Doch stimmen sie wirklich? Der Swissgrid-Netzexperte Marc Vogel kennt die Fakten. Die nationale Netzgesellschaft Swissgrid hat in ihrer Blog-Serie «Unser Netz» den Mythen-Check zu 12 häufigen Behauptungen gemacht. Energeiaplus publiziert den Blog als Zweitverwertung. Hier gehts zum 1. Teil mit den Mythen 1 bis 6, Fakten zu den Mythen 7 bis 12 lesen Sie in diesem Artikel.

Mythos 7: Strom kann gezielt über einzelne Leitungen von A nach B geleitet werden.

Marc Vogel ist Senior Specialist Market & System Design bei Swissgrid. Bild: Swissgrid

Marc Vogel: Wenn der Strom von Punkt A zu Punkt B fliesst, gelangt er nicht zwangsweise auf direktem Weg dorthin, sondern teilt sich auf die verschiedenen Leitungen die A und B verbinden auf. Das ist unter anderem für den grenzüberschreitenden Handel relevant: Unter Umständen fliesst nur ein Teil des gehandelten Stroms direkt über die Landesgrenze – und ein anderer Teil über das Netz eines benachbarten, am Handel unbeteiligten Landes. Ein Beispiel: Deutschland liefert Strom an Frankreich. Der Strom fliesst aber nur teilweise direkt über die deutsch-französische Landesgrenze und zu einem anderen Teil via Schweiz von Deutschland nach Frankreich. Solche ungeplanten Flüsse führen zu einer Grundbelastung des Stromnetzes unbeteiligter Länder, in unserem Beispiel der Schweiz, was deren Import- und Exportmöglichkeiten reduzieren kann.

Link: Ungeplantes im Stromnetz – ein Risiko für die Schweiz (swissgrid.ch)

Mythos 8: Das Schweizer Übertragungsnetz funktioniert unabhängig von den Nachbarländern.

Das stimmt nicht. Denn das Übertragungsnetz der Schweiz ist ein Teil des europäischen Übertragungsnetzes, das von Portugal bis Lettland und von Dänemark bis Griechenland reicht. Es funktioniert wie eine einzige grosse Maschine, die mit gleichen Spielregeln von allen europäischen Netzbetreibern gemeinsam betrieben wird. Swissgrid hat als Koordinatorin für Südeuropa zusammen mit dem deutschen Übertragungsnetzbetreiber Amprion, der für Nordeuropa zuständig ist, eine wichtige Aufgabe für den sicheren Netzbetrieb in ganz Europa. Damit das Netz auch zukünftig sicher und effizient betrieben werden kann, braucht es ein Stromabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union. Ohne Stromabkommen steigen die volkswirtschaftlichen Kosten und die Netzstabilität sowie die Versorgungssicherheit sind gefährdet. Ein Stromabkommen ist somit nicht nur im Interesse von Swissgrid, sondern auch im Interesse aller Schweizer Endverbraucherinnen und -verbraucher.

Link: Europäischer Strombinnenmarkt (swissgrid.ch)

Mythos 9: Das Übertragungsnetz verliert an Bedeutung, da immer mehr erneuerbarer Strom lokal erzeugt wird und lediglich übers Verteilnetz transportiert werden muss.

Der Ausbau von Solaranlagen und Windparks beansprucht tatsächlich zuerst die Verteilnetze mit niedriger Spannung. Doch gerade bei grossen Anlagen wie alpinen Solaranlagen und grossen Windparks vor den Küsten Europas, wie sie die EU plant, braucht es für den Transport des Stroms auch das inländische und das grenzüberschreitende Übertragungsnetz. Hinzu kommt: In Zeiten mit geringer lokaler Stromproduktion durch Solar- und Windenergieanlagen muss Strom von weiter entfernten Kraftwerken oder Speichern zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern transportiert werden. Auch deshalb bleibt das Übertragungsnetz unverändert wichtig.

Link: Bei Solaranlagen immer auch ans Stromnetz denken (swissgrid.ch)

Mythos 10: Bei Bedarf lassen sich rasch neue Übertragungsleitungen bauen oder bestehende verstärken.

Das wäre wünschenswert, entspricht aber nicht der Realität. Derzeit dauern solche Projekte vom Projektstart bis zur Inbetriebnahme einer neuen Leitung rund 15 Jahre. Einsprachen und Gerichtsurteile führen allerdings immer wieder dazu, dass sich Projekte deutlich verzögern – und bis zu 30 Jahre dauern. Diese Zeitdauer soll in Zukunft möglichst gesenkt werden, damit die Entwicklung des Stromnetzes mit dem Wandel des Energiesystems sowie mit den Anforderungen der Netzbetreiber und -nutzerinnen Schritt halten kann. Nur so kann der Strom vom Erzeugungsort zu den Verbraucherzentren abgeführt und die Stromversorgung auch zukünftig sichergestellt werden.

Link: Bewilligungsverfahren (swissgrid.ch)

Mythos 11: Wenn viel mehr Elektroautos in Betrieb sind, bricht das Stromnetz zusammen.

Um Lastspitzen beim gleichzeitigen Laden vieler E-Autos zu vermeiden, muss ein cleveres Lademanagement implementiert werden. Smart gesteuert, haben Elektroautos sogar das Potenzial, das Stromnetz zu entlasten, indem sie als Speicher dienen. Dazu braucht es an den Arbeitsplätzen konventionelle Ladestationen und zu Hause bidirektionale Ladestationen. So können die Elektrofahrzeuge tagsüber geladen und in der Nacht entladen werden. Vehicle-to-Grid und bidirektionales Laden ist aktuell in Europa noch teuer, und es bestehen regulatorische Hürden.

Mythos 12: Jede Tarifanpassung beim Übertragungsnetz wirkt sich stark auf die Stromkosten der Haushalte aus.

Der Stromtarif für Haushalte setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. So bezahlen die Konsumentinnen und Konsumenten nicht nur für den gelieferten Strom, sondern unter anderem auch für dessen Transport. Swissgrid verantwortet als nationale Netzgesellschaft einen Teil des Wegs des Stroms. Mit den Tarifen für das Übertragungsnetz finanziert Swissgrid den sicheren und stabilen Betrieb sowie den Ausbau und die Modernisierung des Übertragungsnetzes. Diese Komponente macht nur rund sieben Prozent der jährlichen Stromkosten eines Haushaltskunden aus. Daher hat eine Tariferhöhung oder -senkung von Swissgrid nur eine geringe Relevanz für den einzelnen Stromverbraucher, die einzelne Stromverbraucherin. Aktuell verrechnet Swissgrid im Auftrag des Bundes die mit der Stromreserve verbundenen Kosten. Die Stromreserve ist eine Versicherung gegen eine Strommangellage im Winter. Für das Rückhalten von Wasser in den Speicherseen und für die Vorhaltung von Gas-Reservekraftwerken entstehen Kosten, welche rund vier Prozent der jährlichen Stromkosten ausmachen.

Link: Alles rund um den Strompreis (swissgrid.ch)

Autorin: Sandra Bläuer; Communication Manager, Swissgrid
Bild: Swissgrid

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Am 6. September 2023 traf sich die Energieforschungs-Community in Bern zur zweiten SWEET-Konferenz. Diese bot eine Plattform für den Austausch zwischen der Energieforschung und Umsetzungspartnern aus der Privatwirtschaft, von Verbänden, Kantonen, Städten, Gemeinden und dem Bund. Weiterlesen

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Wärmepumpe statt Ölheizung: Im Gebäudebereich ist der Ersatz von fossilen Energieträgern mit bereits bewährten Technologien möglich. In anderen Bereichen ist noch Innovation nötig, um den Schritt hin zu CO2-freien Prozessen zu schaffen. Der Bund will deshalb den praktischen Einsatz innovativer Technologien fördern. Das sieht das «Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit» (KlG) vor, über das wir demnächst abstimmen. Weiterlesen

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An Lärmschutzwänden und Mauern entlang der Schweizer Nationalstrassen existiert ein unangetastetes Potenzial von rund 55 GWh Strom, welches mit Photovoltaikanlagen genutzt werden könnte. Das Bundesamt für Strassen ASTRA will dieses schlummernde Potenzial nun erschliessen: mit eigenen Solarstromanlagen sowie mit einem Bewerbungsverfahren für die Nutzung der Flächen durch Dritte. Weiterlesen

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2012 wurde die letzte der elf Gemeinden in Liechtenstein zur Energiestadt. Liechtenstein ist somit das erste und einzige Land, das sich «Energieland» nennen darf. Was zeichnet das Energiebewusstsein Liechtensteins aus? Energeiaplus hat bei den Verantwortlichen nachgefragt.

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Haben die Stromkonsumentinnen und -konsumenten die Wahl, entscheiden sich viele bewusst für Strom- und Gasprodukte aus erneuerbaren Quellen. Das zeigt die jüngste Marktumfrage des Vereins für umweltgerechte Energie (VUE) bei Schweizer Energieversorgungsunternehmen im Auftrag des Bundesamtes für Energie. Energeiaplus wollte von Domenica Bucher von der Geschäftsstelle des VUE wissen, wie die Ergebnisse einzuordnen sind.

Energeiaplus: 44 Prozent aller Schweizer Haushalte haben bei ihrem Energieversorger bewusst Strom aus erneuerbaren Quellen bestellt. Wie ist dieser Anteil zu werten?

Domenica Bucher vom Verein für umweltgerechte Energie

Domenica Bucher: Das sind über zwei Fünftel der Bevölkerung, die bereit sind, einen kleinen Aufpreis zu bezahlen, um mit 100% erneuerbaren Strom versorgt zu werden. Dies, obwohl sie die Möglichkeit hätten, günstigeren und nicht 100% erneuerbaren Strom zu beziehen.

Andere Haushalte beziehen ebenfalls 100% erneuerbaren Strom, weil ihr Stromversorger ihnen nur ein erneuerbares Produkt anbietet. Diese Kunden beziehen rund 13% des gesamten Stromabsatzes. Der Prozentsatz an Haushalten, welche 100% erneuerbaren Strom wählen ist somit noch höher. 

Zwischen 2009 und 2019 haben Bestellungen für erneuerbare Stromprodukte kontinuierlich zugenommen. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. 2020 ist die Anzahl Bestellungen um 4% gesunken. Es wird sich mit den Jahren zeigen, ob es sich dabei um eine Trendwende oder einen punktuellen Rückgang handelt.

Wie sieht die Situation bei den Strom-Grosskunden aus? Wie setzen diese auf erneuerbaren Strom? Was sagt Ihre Marktumfrage dazu?

Als Grosskunde bezeichnen wir diejenigen, welche pro Jahr mehr als 100 MWh Strom beziehen. Das ist ungefähr so viel Strom wie 40 durchschnittliche 4-Personenhaushalte zusammen im Jahr verbrauchen. Solche Grosskunden sind nicht an die Angebote ihres Stromversorgers gebunden, sondern können ihren Strom frei vom Markt beziehen. Sie haben damit die Möglichkeit, jeweils die günstigsten Stromangebote zu wählen, welche in der Regel nicht oder nicht komplett erneuerbar sind. Gemäss unseren Auswertungen beziehen aber knapp ein Drittel (25 bis 32%, Annahme, dass diese Kunden durchschnittlich 1 bis 1.3 Stromprodukte wählen) aller Grosskunden Stromprodukte aus erneuerbaren Energien. Das sind Unternehmen, welche freiwillig mehr für ihren Strom bezahlen, damit dieser aus erneuerbaren Quellen stammt.

Mittlerweile bieten viele Energieversorger standardmässig ein erneuerbares Produkt (Green-Default) an. Die StrombezügerInnen können also nicht auf ein anderes, (teilweise) nicht erneuerbares Produkt wechseln, auch wenn sie dies wollten. Sie müssen also quasi erneuerbaren Strom beziehen. Wird das in Ihrer Marktumfrage berücksichtigt?

Ja, diese Unterscheidung ist sehr wichtig. Es ist aber so, dass einige Energieversorger mit erneuerbaren Standardprodukten auch Stromprodukte anbieten, welche nicht, oder nicht zu 100% erneuerbar sind.

Wir unterscheiden deshalb zwischen Green-Default-Produkten mit Opting-out und Green-Default-Produkten ohne Opting-out. Bei ersteren können die Kunden auf ein günstigeres und nicht 100% erneuerbares Stromprodukt wechseln. Bei Letzteren können die Kunden höchstens auf andere, ebenfalls erneuerbare Produkte wechseln.

Den Stromabsatz über Green-Default-Produkte ohne Opting-out betrachten wir separat, er fliesst nicht in die Marktauswertung ein.

Inwiefern tragen solche Green-Default-Produkte zum Ausbau der erneuerbaren Energien bei?

Über Green-Default-Produkte steigt die Nachfrage für erneuerbaren Strom. Selbst wenn die Kunden und Kundinnen auf ein anderes, günstigeres und teilweise nicht erneuerbares Stromprodukt wechseln könnten, tun sie dies selten.

Energieversorger haben also über die Gestaltung ihrer Produkte einen grossen Einfluss auf die Qualität des Schweizer Liefermixes. Wenn sie erneuerbare Standardprodukte anbieten, steigt der Anteil an erneuerbaren Energien.

Eine grössere Nachfrage für erneuerbaren Strom ist wiederum förderlich für den Ausbau der Produktion. Für den Ausbau von erneuerbaren Energien sind aber noch weitere Faktoren wie Politik und Weltgeschehen entscheidend. Die Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen Green-Default-Produkten und Ausbau der erneuerbaren Energien ist nicht so einfach.

Etwas direkter ist die Ursache-Wirkung-Beziehung über Stromprodukte, die naturemade oder naturemade star zertifiziert sind. Mit diesen Produkten wird der Zubau von erneuerbaren Energien direkt gefördert: Für jede verkaufte naturemade star Kilowattstunde gehen 0.7 Rappen in einen Fonds. Einen Anteil naturemade star Strom hat es auch in allen naturemade zertifizierten Stromprodukten. Die Fondsgelder können neuerdings nicht nur für ökologische Massnahmen wie Renaturierungen genutzt werden, sondern auch für den Zubau von Stromproduktion aus erneuerbaren Energien.

Etwas mehr als die Hälfte der befragten Stromversorger bieten ihren KundInnen naturemade star zertifizierte Ökostrom-Produkte an. Diese stammen nicht nur aus erneuerbaren Quellen, sondern wurden besonders natur- und umweltschonend produziert. 2020 betrug der Anteil von naturemade star zertifizierten Stromprodukten 5% des erneuerbaren Stromabsatzes. Welches Potenzial sehen Sie hier?

Wenn man den Anteil naturemade star Strom berücksichtigt, der über naturemade Produkte verkauft wurden, dann sind wir bei 8% des erneuerbaren Stromabsatzes.

Für den Trägerverein von naturemade ist klar: Die Schweiz braucht 100% erneuerbare und ökologische Energie zur Schonung des Klimas und der Biodiversität. Also hat der Verein ein Modell entwickelt, welches diesen Pfad umsetzt: In jedem naturemade zertifizierten Stromprodukt hat es einen Mindestanteil naturemade star Strom. Der vorgeschriebene Mindestanteil naturemade star in naturemade Produkten steigt in den nächsten Jahren kontinuierlich an. Gleichzeitig fördern naturemade star Fonds den Zubau der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien.

Der VUE sieht demnach das Potenzial in der Ökologisierung des Energiesystems. Diese ist kein Luxus, sondern eine dringende Notwendigkeit, insbesondere wenn wir künftige Generationen im Blick haben.

Die Marktumfrage erfasst nicht den ganzen Stromabsatz. Das heisst: Es machen nicht alle Stromversorger mit. Würde sich das Resultat bei einer 100-prozentigen Abdeckung stark verändern? Wie schätzen Sie das ein?

Mit der Ökostromumfrage erfassen wir 75% des Stromverbrauchs der Schweiz. Entsprechend verändern sich die Aussagen über Anteile, wenn wirklich alle Stromlieferanten bei der Umfrage mitmachen würden. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass wir nicht wissen können, wie sie sich verändern würden.

Wir achten jedoch darauf, auch eine repräsentative Balance zwischen den kleinen, mittleren und grossen Energieversorgern zu erreichen.

Noch zum Gas: Biogas macht derzeit 3,6% am gesamten Gasverbrauch aus. Wie ist dieser Anteil einzuordnen?

Wenn wir betrachten, wie sich der Biogasanteil in den letzten Jahren entwickelt hat, ist 3.6% nicht so wenig wie es auf den ersten Blick scheint. Im Jahr 2019 waren es noch 2.6%, 2018 2%. Trotzdem: Im Hinblick auf das Netto Null Ziel des Bundes bis 2050 und der Energiestrategie 2050+ haben wir noch viel Arbeit vor uns. Ebenso hinsichtlich des Zwischenziels der Gasbranche für 2030: Demnach soll bis 2030 der Anteil von erneuerbaren Gasen im Gasmarkt für Raumwärme bei 30% liegen.

Meist wird das Biogas als Mischprodukt verkauft. Das heisst dem Erdgas wird ein grösserer oder kleinerer Teil an Biogas beigemischt. Reines Biogas wird also selten verkauft. Warum ist das so?

Biogas ist teurer als Erdgas. Wenn also nur gewisse Anteile Biogas der Gaslieferung beigemischt werden, so führt dies zu Preisen, die vom Markt akzeptiert werden. Würden in den Erdgaspreisen die Kosten für die heutige und zukünftige Gesellschaft durch Treibhausgas Emissionen, weitere Umweltbelastungen sowie geopolitische Konflikte mitberücksichtigt, würden sich die Preise wahrscheinlich angleichen.

In der Schweiz wird 89% des Biogases über Erdgasprodukte mit Biogasanteil verkauft. Die Mixprodukte sind wohl der Kompromiss zwischen Preis und Ökologie und dadurch ein wichtiges Instrument, um den Biogasabsatz zu fördern. Das Angebot von Biogas ist noch gering. Die Produktion in Europa – und erst recht in der Schweiz – deckt bei weitem nicht die Nachfrage für Gas ab.

2020 stammte 29% des in der Schweiz verbrauchten Biogases aus der Schweiz. Wir hatten also einen Auslandanteil von 71%.

Zur Marktumfrage:

Der Verkauf von Strom- und Gasprodukten aus erneuerbaren Quellen wird jährlich vom Verein für umweltgerechte Energie (VUE) im Auftrag des Bundesamtes für Energie ermittelt. Bei der Marktumfrage wird die bewusste Wahl der EnergiekundInnen ausgewertet. Die in der Umfrage erfassten Energieversorger decken rund 75% des Schweizer Stromabsatzes und 80% des Schweizer Gasabsatzes ab.

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

 

 

 

 

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Wie steht es um die künftige Energieversorgung und die Versorgungssicherheit, wenn die Schweiz bis 2050 das Netto-Null-Ziel erreichen will? Die Energieperspektiven 2050+, die im November 2020 publiziert wurden, geben Antworten darauf. Ein wichtiges Thema dabei ist zum Beispiel die Stromversorgung der Schweiz im Winterhalbjahr. Weiterlesen

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Was bieten die Energieversorger ihren Kundinnen und Kunden als Standardstrom an? Auf der interaktiven Karte sieht man auf einen Klick, aus welchen Quellen der Strom in der jeweiligen Ortschaft kommt. Die Karte Stromlandschaft Schweiz gibt es seit 2017. Nun wurde sie angepasst. Neu kommen nur noch Energieversorger in den grünen Bereich, die ein Standardprodukt mit einem massgeblichen Anteil an neuen erneuerbaren Energien wie Solar-, Wind- oder Energie aus Biomasse anbieten.

Die Karte zeigt einen farbigen Flickenteppich. Grün sind Gebiete, wo der Anteil erneuerbarer Energie im Standard-Angebot bereits hoch ist. Orte, die gelb, orange oder rot eingefärbt sind, haben noch Entwicklungspotenzial. Wer die Postleitzahl eingibt, erfährt, wie der betreffende Ort steht. Gibt es mehr als einen Stromversorger im Postleitzahl-Gebiet, dann wird die Farbe durch den Mittelwert der Bewertung bestimmt.

Die Angaben werden von Pronovo für die Stromkennzeichnung erhoben und sind auf der Seite Stromkennzeichnung ersichtlich. Allerdings: Nicht für alle Ortschaften liegen Angaben vor, diese Gebiete sind grau gefärbt auf der Stromlandschafts-Karte.

Grün ist zum Beispiel jener Berner Ort (Fraubrunnen), in der die Verbraucherinnen und Verbraucher im Standard-Angebot folgenden Mix erhalten: 90% Wasser, 10% Solar. Eine rote Bewertung erhält wiederum jene Aargauer Ortschaft (Rothrist), wo das Standard-Angebot 80% Kernenergie und 20% Biomasse enthält.

Klickt man sich durch mehrere Gemeinden, stellt man fest: Viele Energieversorgungsunternehmen (EVU) bieten bereits heute als Standard erneuerbaren Strom an. Grösstenteils ist das Wasserkraft. Wasserkraft ist die wichtigste einheimische Energiequelle.

2019 stammte der Strom aus Schweizer Steckdosen zu rund 75% (2018: 74%) aus erneuerbaren Energien: Zu 66% aus Grosswasserkraft und zu rund 8.4% aus Photovoltaik, Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse. Die Zahlen für 2020 werden im September veröffentlicht.

Hinter der interaktiven Karte steckt der Stromvergleichsdienst MyNewEnergy, der von EnergieSchweiz unterstützt wird. Berücksichtigt werden bei der Bewertung aber nicht nur die Stromherkunft sondern auch noch andere Einflüsse. Zum Beispiel die Umweltbelastung bei der Erstellung und dem Betrieb der Kraftwerke. Mit der Zertifizierung naturemade star oder gleichwertig werden strengere Kriterien verlangt was dazu führt, dass dieser Strom besser bewertet wird.

Auch das Alter der Anlagen fliesst in die Bewertung ein. Das Alter der Anlagen spielt eine Rolle da bei neuen Konzessionen strengere Restwassermengen gemäss Gewässerschutzgesetz gelten und diese somit eine geringere Umweltbelastung aufweisen. Es hat also nicht mit der Effizienz von neueren Generatoren oder Turbinen zu tun.

 

Marc Cavigelli ist Fachspezialist Industrie und Dienstleistungen im BFE.

Marc Cavigelli, Fachspezialist Industrie und Dienstleistungen beim Bundesamt für Energie (BFE) hat das Projekt begleitet. Energeiaplus wollte von ihm wissen, warum EnergieSchweiz dieses Projekt unterstützt.

Das Ziel von EnergieSchweiz ist unter anderen die Information und Sensibilisierung der Schweizer Bevölkerung für Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Das Projekt ist ein gutes Beispiel, wie Private aber auch die öffentliche Hand sich mit dem Thema Stromherkunft beschäftigen können und bewusste Kaufentscheide für eine bestimmte Stromqualität treffen können.

Die Karte zeigt das Standardstrom-Angebot (Default) des jeweiligen Ortes an. Was will man mit dieser Information erreichen?

In erster Linie soll die Darstellung die privaten StromkundInnen, informieren, welche ökologische Stromqualität sie im Default-Fall von ihrem Energieversorgungsunternehmen beziehen. Sind sie damit nicht zufrieden, können sie bei ihrem Stromlieferanten eine höherwertige Qualität bestellen oder auch Zertifikate bei beliebigen Anbietern bestellen. Die Seite www.myNewEnergy.ch zeigt die entsprechenden Angebote.

Die Karte wird auch von den Stromanbietern beachtet und gibt einen Anreiz, den Anteil erneuerbaren Stroms im Standardmix zu erhöhen.

Können solche Informationen den Zubau fördern?

Derzeit wird mehr erneuerbarer Strom produziert als die Kunden bewusst einkaufen. Wenn die bewusste Nachfrage steigt und es weitere Verbesserungen beim Standardstrom gibt, führt das schliesslich zu einem Zubau von erneuerbarer Energie.

Welche Erfahrungen gibt es diesbezüglich?

Im Jahr 2019 wählten mehr als ein Drittel der Haushalte bewusst ein Stromprodukt aus erneuerbaren Energien. Dies entspricht einem Zuwachs von fast 10% im Vergleich zu 2018. Natürlich haben viele andere Faktoren dieses gute Resultat beeinflusst. Immer mehr Leute verstehen, dass Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt, sondern produziert werden muss, und möchten, dass das nachhaltig geschieht.

Es gibt Ortschaften, die im Standard-Angebot bereits 100 Prozent erneuerbare Energie haben, aber dennoch keine grüne Bewertung bekommen. Wie erklärt sich das?

Diese Gemeinden werden mit Wasserkraft versorgt. Je nach Alter der Konzession und Art der Zertifizierung (zum Beispiel naturemade star) unterscheiden sich die Produkte bezüglich der Ökologie. Bei den alten Konzessionen werden noch tiefere Restwassermengen akzeptiert, was zu einer tieferen Bewertung führt.

Als Grundlage für die Bewertung wurden die Ziele der Energiestrategie 2050 genommen. Dort wird ein Zubau von neuen erneuerbaren Energien, also Photovoltaik, Wind und Biomasse, gefordert. Der Zubau fliesst ebenfalls in die Bewertung ein.

Es gibt Ortschaften, wo KEV als Quelle angegeben ist. Wofür steht die Angabe KEV hier?

KEV steht für Kostendeckende Einspeisevergütung und in diesem Zusammenhang wird damit der geförderte Strom gekennzeichnet. Dieser muss gemäss der Stromkennzeichnung separat ausgewiesen werden.

Die Karte Stromlandschaft Schweiz gibt es schon länger. Nun wurde die Bewertung angepasst. Für eine grüne Bewertung braucht es neu mehr Engagement bei den neuen erneuerbaren Energien. Lässt sich daraus schliessen, dass in den letzten Jahren immer mehr Energieversorger im Standard-Angebot auch erneuerbare Energien haben?

Die Standardprodukte der Stromlieferanten haben sich mehr und mehr angeglichen. Um eine besser Differenzierung zu erreichen, wurden die Kriterien verschärft. Die Kriterien wurden jeweils in einem breit abgestützten Soundingboard diskutiert. Dort sind jeweils die wichtigsten Stakeholder aus Wissenschaft, EVU, NGO und Behörden vertreten.

Text und Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

 

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Die jüngste Marktumfrage, die der Verein für umweltgerechte Energie VUE im Auftrag des Bundesamts für Energie BFE durchgeführt hat, zeigt: Mehr als ein Drittel aller Schweizer Haushalte bestellt bewusst Strom aus erneuerbaren Quellen. Weiterlesen

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