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Windkraft in unseren Nachbarländern: Das Beispiel Österreich
Die Windenergie ist eine der ältesten vom Menschen genutzten Energieformen. Ein Österreicher soll der erste gewesen sein, der eine Windanlage zur Stromerzeugung baute. Ende 2023 produzierten in Österreich 1426 Anlagen 8 Terawattstunden Strom. Energeiaplus mit einem Blick auf den Stand der Windkraft in unser Nachbarland.
«Die erste belegte windbetriebene Anlage zur Stromerzeugung errichtete 1883 der österreichische Ingenieur Josef Friedländer anlässlich der Internationalen Elektrizitätsausstellung 1883, sie stand im Eingangsbereich des Ausstellungsgeländes vor der Rotunde im Wiener Prater.» So steht es auf Wikipedia.
Bis der Wind in Österreich dann tatsächlich für die Stromproduktion genutzt wurde, dauerte es aber noch. Die erste Windkraftanlage Österreichs ging zwar 1994 ans Netz. Doch, so heisst es auf der Homepage der IG Windkraft, waren «Österreichs Meteorologinnen und Meteorologen bis vor etwa 20 Jahren der Meinung, dass es hierzulande nicht genügend Wind gibt, um damit in grossem Stil Strom zu erzeugen». Erst 2002 startete der Windkraftausbau dann richtig. Ab dann regelte ein Ökostromgesetz die Stromerzeugung durch Windkraftanlagen. Damit wurde auch die Grundlage für die Förderung von Ökostrom gelegt. Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) wurde die Förderung von Ökostrom auf eine neue Basis gestellt, um erneuerbare Erzeugungskapazitäten im Ausmass von 27 TWh bis 2030 zu errichten. Davon sollen 11 TWh aus Windkraft stammen, welche (beinahe) ausschliesslich über Marktprämien gefördert werden.
Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 70 neue Windenergieanlagen errichtet. Insgesamt waren Ende 2023 1426 Anlagen in Betrieb. Das zeigt die Statistik zur Marktentwicklung der innovativen Energietechnologien. Die 8 TWh Jahresproduktion entsprachen rund 12% des österreichischen Stromverbrauchs oder dem Verbrauch von 2,55 Millionen Haushalten. Die Windanlagen konzentrieren sich zu einem grossen Teil auf die Region Niederösterreich und auf das Burgenland.
Was begünstigt in Österreich den Zubau? Wo sind Hemmnisse? Und wie sieht die Wind-Zukunft in Österreich aus? Energeiaplus hat bei Marie-Theres Thöni nachgefragt. Sie leitet die Abteilung Erneuerbare Energie Erzeugung im österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.
Energeiaplus: Bis 2030 sollen laut IG Windkraft 1150 Windräder mit einer Leistung von 6900 MW dazukommen. Wie kommt der Zubau voran?
Marie-Theres Thöni: Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) wurden die notwendigen rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen und ein langfristig stabiles Investitionsklima für den Ausbau der Windkraft in Österreich geschaffen. Bislang werden rund 800 MW an Windkraftleistung mittels Marktprämie gefördert.
Die im Gesetz festgelegte Mindestmenge an förderbaren Leistungen betragen jährlich 400 MW. Damit kann die gesetzlich verankerte Zielerreichung für Windkraft von +10 TWh bis 2030 erreicht werden.
Die ersten Ausschreibungen für die Förderung mittels Marktprämie haben Ende 2022 stattgefunden und laufen seitdem mehrmals jährlich. Wir sind daher zuversichtlich, dass die gesetzten Ziele des Windkraftausbaus in Österreich realisierbar sind. Obgleich es natürlich noch einige Herausforderungen gibt.
Sie sprechen die Herausforderungen an. Wo sind denn in Österreich die grössten Hemmnisse bei der Planung und Realisierung von Windanlagen?
Die grössten Hemmnisse sind sowohl auf der rechtlichen als auch der technischen Ebene zu finden. Zum einen müssen Genehmigungsverfahren weiter beschleunigt werden, z.B. durch die Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) sowie mehr Flächenausweisung für den Windkraftausbau. Hier bedarf es jedoch, durch den hohen Grad an Kompetenzen der Bundesländer wie z.B. dem Raumplanungsrecht, sehr intensiven und feingliedrigen Abstimmungen zwischen dem Bund und den Bundesländern.
Problembereiche auf der technischen Seite sind mangelnde Netzanschlusskapazitäten sowie teilweise auch längere Lieferzeiten von Windkraftanlagen oder die Logistik dahinter. Der Netzausbau sowohl im Verteil- als auch im Übertragungsnetz hat mit dem raschen Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung nicht Schritt halten können. Dadurch können Projekte erst später realisiert werden. Zwar wird intensiv an Lösungen für den beschleunigten Netzausbau gearbeitet. Verständlicherweise sind solche grossen Infrastrukturprojekte und Investitionen mit einer mittel- bis langfristigen Perspektive zu sehen.
Die meisten Windkraftanlagen stehen im Burgenland und in Niederösterreich. Ist diese Region besonders wind-affin?
Grundsätzlich ist Österreich was die Potentiale für die Windkraft angeht, sehr gut aufgestellt. Es gibt sowohl in den östlichen aber auch westlichen Regionen hohe Potentiale für Windkraft. Wie sie bereits in Ihrer Frage richtig gesagt haben, haben wir aktuell in Österreich eine Art Ost/West-Gefälle was den Windkraftausbau angeht.
Es stimmt, dass Niederösterreich und das Burgenland mitunter die besten und durch die Topographie (meist Flachland) die windhöffigsten und am einfachsten zugänglichen Flächen für Windkraft haben. Allerdings wird auch seit langem gerade in diesen zwei Bundesländern auch auf politischer Ebene der Wert und das volkswirtschaftliche Potential der Windkraft für die Regionen sowie das Gesamtsystem erkannt. Daher haben diese Bundesländer schon früh Zonen für Windkraft implementiert und konnten so eine Vorreiterrolle einnehmen. Für den Ausbau spielen neben der technischen Ebene auch die die politische Ebene sowie die Akzeptanz der Bevölkerung eine wichtige Rolle.
Wie wird die Bevölkerung ins Boot geholt?
Seitens der österreichischen Windkraftbranche und den Betreibern und Betreiberinnen sowie den Betreiberfirmen vor jedem neuen Projekt gibt es intensive Gespräche mit den Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen der Projektgemeinden sowie Informationskampagnen. Zusätzlich werden auch regelmässig bei der Inbetriebnahme von Windparks Events und Feste für die ansässigen Bewohner veranstaltet. Dadurch werden offene Fragen, Diskussionen aber oftmals auch Sorgen der BewohnerInnen ausgeräumt. Durch die Möglichkeit, die Anlagen auch zu besichtigen wird ein Naheverhältnis und oftmals auch eine Faszination für die Windkraft erzeugt.
Zudem gibt es Bundesländer wie das Burgenland, wo gesetzliche Abgaben an das Bundesland und die Gemeinden festgelegt sind, um wichtige Investitionen in den Gemeinden zu finanzieren. Darüber hinaus bieten einige Betreiberfirmen die Möglichkeit an, sich direkt an Projekten oder über Anleihen und Aktien an der Windkraft auch finanziell zu beteiligen. Dadurch wird neben den finanziellen Investitionsmöglichkeiten nochmal eine persönliche Verbindung zur Windkraft hergestellt.
Welche Einsprachemöglichkeiten bestehen – z.B. für die direkt betroffene Bevölkerung oder für Umweltorganisationen? Wie werden sie genutzt?
Die meisten Projekte in Österreich fallen in die rechtliche Betrachtung des Umweltverträglichkeitsgesetzes. Darin ist auch geregelt, wie die Parteien während des ganzen Verfahrens Stellung nehmen können respektive Einwände vorbringen können.
In Zukunft sollen durch die nationale Umsetzung der Erneuerbaren Energie Richtlinie RED III der Europäischen Union Genehmigungsverfahren verschlankt werden. Mit den zukünftigen „Beschleunigungsgebieten“ (Gebiete, die speziell ausgewiesen wurden) werden bereits vorab im Rahmen der Zonierung Umweltverträglichkeit und der Schutz von Fauna und Flora überprüft und Ausschlusszonen bestimmt. Dadurch wird es für Projekte und Behörden einen reduzierten Prüfaufwand geben. Jedoch wird es auch hier zuverlässige Elemente in Genehmigungsverfahren geben, um sämtliche relevante Interessensgruppen einzubinden.
In der Schweiz weht den Windkraftanlagen ein steifer Wind entgegen. Argumente der Kritiker und Kritikerinnen sind unter anderem das Landschaftsbild, die Nähe zu bewohntem Gebiet, Zweifel am effektiven Umfang der Windproduktion oder die Gefahr für Vögel. Angesichts des Zubaus in Österreich entsteht der Eindruck, in Österreich gebe es nicht so viel Gegenwind. Stimmt dieser Eindruck?
Die Frage der Akzeptanz der Windkraft ist in Österreich differenziert zu sehen. Umfragen zeigen, dass besonders in Gebieten, wo es Windkraft gibt, diese zum Landschaftsbild gehören und dort auch eine hohe Zustimmung für Windkraft erreicht wird. Wichtig ist hier die regionale Verankerung der Betreiberfirmen und die aktive Kommunikation mit der Bevölkerung. Es wurde auch schon wissenschaftlich gezeigt, dass in den letzten Jahren trotz Windkraftausbau in bestimmten Gebieten die Population diverser Vogelarten gleich geblieben oder sogar gestiegen ist. All diese Faktoren begünstigen die Akzeptanz der Windkraft.
Trotzdem muss man eingestehen, dass in Regionen mit wenig bis keiner Windkraft, noch sehr viel an Überzeugungsarbeit für neue Projekte zu leisten ist.
Noch wenig Windkraft gibt es in den weiter westlich gelegenen Bundesländern (Gebiete Richtung Schweiz)? Wird die Windenergienutzung künftig auch dort ausgebaut?
Auch in Bundesländern abseits von Niederösterreich oder dem Burgenland werden Schritte zu einem Windkraftausbau gesetzt. Beispielsweise hat die Steiermark bereits eine eigene Windkraftzonierung und auch schon mehrere Windparks errichtet. In anderen westlicheren Bundesländern wie Tirol wurden vor kurzem aktuelle Windmessungen durchgeführt, um eine Potentialabschätzung machen zu können, was eine Grundlage für mögliche Zonierungsgebiete sein wird.
Darüber hinaus muss Österreich sein westliches Windpotential nützen, um die von der Europäischen Union gesetzten Klima – und Energieziele zu erreichen. Gerade die Windkraft deckt, bereits jetzt und wird das in Zukunft immer stärker tun, Lücken in der Erzeugung in den Wintermonaten ab. Das heisst also in Zeiten, in denen PV und Wasserkraft weniger erzeugen können.
Seitens des Klimaschutzministeriums wurde zudem ein Konsortium aus spezialisierten Unternehmen mit Unterstützung der ESA (Europäische Raumfahrtbehörde) zur Aktualisierung des bestehenden Windatlas beauftragt. Ziel der Aktualisierung ist, über ein kürzlich entwickeltes Tool sowohl die in Österreich vorhandenen wissenschaftlich ermittelten Windpotentiale inklusive relevanter Geländeinformationen auf den heutigen Wissensstand zu bringen und darzustellen. Damit soll in interaktiver und benutzerfreundlicher Weise eine Abschätzung über mögliche neue Projekte ermöglicht und online zugänglich gemacht werden. Gerade in dem Bereich wird das Tool für viele Stakeholder Barrieren in der Projektplanung bzw. Abschätzung beseitigen. Dieses Tool kann natürlich auch für andere Länder angewendet werden, sofern die Datenbasis gegeben ist.
Welche Rolle spielt die Förderung im Zusammenhang mit dem Zubau?
Gerade im Bereich der Windkraft sind Investitionssummen in Millionenhöhe für neue Windparks auch in Österreich eher die Regel als die Ausnahme. Daher ist es wichtig für Banken und Investoren aber auch für Windkraftbetreiber, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um Risiko aus den Projekten zu nehmen. Dabei spielt die staatliche Förderung von Windkraft eine wichtige Rolle. Durch die Marktprämienförderung wird ein möglicher Verlust beim Stromverkauf am Markt durch zu niedrige Preise kompensiert. Das bietet eine wichtige Absicherung für Projekte.
In Österreich werden nicht nur neue Windanlagen gebaut, es werden auch alte abgebaut. In den letzten Jahren waren es rund 100. Warum?
Wie bereits erwähnt gibt es seit rund 30 Jahren in Österreich Windkraft. In den letzten 5 bis10 Jahren gab es dabei enorme Technologiesprünge, besonders was die Leistung einzelner Anlagen angeht. Während vor ein paar Jahren die Leistung einer Standardanlage noch bei rund 3 MW lag, bewegen wir uns mittlerweile im 5 bis 7 MW Bereich. Gerade in Österreich bzw. Onshore ist derzeit meistens die Logistik und Transport der limitierende Faktor, was die Grösse neuer Anlagen angeht.
Aufgrund der letzten technologischen Entwicklungen und teilweise auch dem Lebenszyklusende vieler Anlagen, haben viele Betreiber beschlossen, alte Anlagen auszutauschen bzw. zu Repowern. Mögliche Gründe, warum Anlagen weiter in Betrieb bleiben oder ausgetauscht werden, liegen natürlich in Strategieentscheidungen der Betreiberfirmen.
Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie
Bild: Windenergieanlagen im Burgenland, Österreich; Shutterstock;Stock-Foto ID: 706977850; Zoltan Tarlacz
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Förderprogramm Fahrpläne zur Dekarbonisierung: Eine erste Bilanz
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Wahr oder Fake: Der grosse Mythen-Check zum Stromnetz – Teil 2
Etliche Mythen rund ums Stromnetz halten sich hartnäckig. Doch stimmen sie wirklich? Der Swissgrid-Netzexperte Marc Vogel kennt die Fakten. Die nationale Netzgesellschaft Swissgrid hat in ihrer Blog-Serie «Unser Netz» den Mythen-Check zu 12 häufigen Behauptungen gemacht. Energeiaplus publiziert den Blog als Zweitverwertung. Hier gehts zum 1. Teil mit den Mythen 1 bis 6, Fakten zu den Mythen 7 bis 12 lesen Sie in diesem Artikel.
Mythos 7: Strom kann gezielt über einzelne Leitungen von A nach B geleitet werden.
Marc Vogel: Wenn der Strom von Punkt A zu Punkt B fliesst, gelangt er nicht zwangsweise auf direktem Weg dorthin, sondern teilt sich auf die verschiedenen Leitungen die A und B verbinden auf. Das ist unter anderem für den grenzüberschreitenden Handel relevant: Unter Umständen fliesst nur ein Teil des gehandelten Stroms direkt über die Landesgrenze – und ein anderer Teil über das Netz eines benachbarten, am Handel unbeteiligten Landes. Ein Beispiel: Deutschland liefert Strom an Frankreich. Der Strom fliesst aber nur teilweise direkt über die deutsch-französische Landesgrenze und zu einem anderen Teil via Schweiz von Deutschland nach Frankreich. Solche ungeplanten Flüsse führen zu einer Grundbelastung des Stromnetzes unbeteiligter Länder, in unserem Beispiel der Schweiz, was deren Import- und Exportmöglichkeiten reduzieren kann.
Link: Ungeplantes im Stromnetz – ein Risiko für die Schweiz (swissgrid.ch)
Mythos 8: Das Schweizer Übertragungsnetz funktioniert unabhängig von den Nachbarländern.
Das stimmt nicht. Denn das Übertragungsnetz der Schweiz ist ein Teil des europäischen Übertragungsnetzes, das von Portugal bis Lettland und von Dänemark bis Griechenland reicht. Es funktioniert wie eine einzige grosse Maschine, die mit gleichen Spielregeln von allen europäischen Netzbetreibern gemeinsam betrieben wird. Swissgrid hat als Koordinatorin für Südeuropa zusammen mit dem deutschen Übertragungsnetzbetreiber Amprion, der für Nordeuropa zuständig ist, eine wichtige Aufgabe für den sicheren Netzbetrieb in ganz Europa. Damit das Netz auch zukünftig sicher und effizient betrieben werden kann, braucht es ein Stromabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union. Ohne Stromabkommen steigen die volkswirtschaftlichen Kosten und die Netzstabilität sowie die Versorgungssicherheit sind gefährdet. Ein Stromabkommen ist somit nicht nur im Interesse von Swissgrid, sondern auch im Interesse aller Schweizer Endverbraucherinnen und -verbraucher.
Link: Europäischer Strombinnenmarkt (swissgrid.ch)
Mythos 9: Das Übertragungsnetz verliert an Bedeutung, da immer mehr erneuerbarer Strom lokal erzeugt wird und lediglich übers Verteilnetz transportiert werden muss.
Der Ausbau von Solaranlagen und Windparks beansprucht tatsächlich zuerst die Verteilnetze mit niedriger Spannung. Doch gerade bei grossen Anlagen wie alpinen Solaranlagen und grossen Windparks vor den Küsten Europas, wie sie die EU plant, braucht es für den Transport des Stroms auch das inländische und das grenzüberschreitende Übertragungsnetz. Hinzu kommt: In Zeiten mit geringer lokaler Stromproduktion durch Solar- und Windenergieanlagen muss Strom von weiter entfernten Kraftwerken oder Speichern zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern transportiert werden. Auch deshalb bleibt das Übertragungsnetz unverändert wichtig.
Link: Bei Solaranlagen immer auch ans Stromnetz denken (swissgrid.ch)
Mythos 10: Bei Bedarf lassen sich rasch neue Übertragungsleitungen bauen oder bestehende verstärken.
Das wäre wünschenswert, entspricht aber nicht der Realität. Derzeit dauern solche Projekte vom Projektstart bis zur Inbetriebnahme einer neuen Leitung rund 15 Jahre. Einsprachen und Gerichtsurteile führen allerdings immer wieder dazu, dass sich Projekte deutlich verzögern – und bis zu 30 Jahre dauern. Diese Zeitdauer soll in Zukunft möglichst gesenkt werden, damit die Entwicklung des Stromnetzes mit dem Wandel des Energiesystems sowie mit den Anforderungen der Netzbetreiber und -nutzerinnen Schritt halten kann. Nur so kann der Strom vom Erzeugungsort zu den Verbraucherzentren abgeführt und die Stromversorgung auch zukünftig sichergestellt werden.
Link: Bewilligungsverfahren (swissgrid.ch)
Mythos 11: Wenn viel mehr Elektroautos in Betrieb sind, bricht das Stromnetz zusammen.
Um Lastspitzen beim gleichzeitigen Laden vieler E-Autos zu vermeiden, muss ein cleveres Lademanagement implementiert werden. Smart gesteuert, haben Elektroautos sogar das Potenzial, das Stromnetz zu entlasten, indem sie als Speicher dienen. Dazu braucht es an den Arbeitsplätzen konventionelle Ladestationen und zu Hause bidirektionale Ladestationen. So können die Elektrofahrzeuge tagsüber geladen und in der Nacht entladen werden. Vehicle-to-Grid und bidirektionales Laden ist aktuell in Europa noch teuer, und es bestehen regulatorische Hürden.
Mythos 12: Jede Tarifanpassung beim Übertragungsnetz wirkt sich stark auf die Stromkosten der Haushalte aus.
Der Stromtarif für Haushalte setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. So bezahlen die Konsumentinnen und Konsumenten nicht nur für den gelieferten Strom, sondern unter anderem auch für dessen Transport. Swissgrid verantwortet als nationale Netzgesellschaft einen Teil des Wegs des Stroms. Mit den Tarifen für das Übertragungsnetz finanziert Swissgrid den sicheren und stabilen Betrieb sowie den Ausbau und die Modernisierung des Übertragungsnetzes. Diese Komponente macht nur rund sieben Prozent der jährlichen Stromkosten eines Haushaltskunden aus. Daher hat eine Tariferhöhung oder -senkung von Swissgrid nur eine geringe Relevanz für den einzelnen Stromverbraucher, die einzelne Stromverbraucherin. Aktuell verrechnet Swissgrid im Auftrag des Bundes die mit der Stromreserve verbundenen Kosten. Die Stromreserve ist eine Versicherung gegen eine Strommangellage im Winter. Für das Rückhalten von Wasser in den Speicherseen und für die Vorhaltung von Gas-Reservekraftwerken entstehen Kosten, welche rund vier Prozent der jährlichen Stromkosten ausmachen.
Link: Alles rund um den Strompreis (swissgrid.ch)
Autorin: Sandra Bläuer; Communication Manager, Swissgrid
Bild: Swissgrid
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