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Rekord für die Elektromobilität 2022: Knapp mehr als jedes vierte Auto, das im vergangenen Jahr neu für den Verkehr zugelassen wurde, hatte einen Stecker. Wie sieht es mit der Infrastruktur für die Elektromobilität aus? Und wie verträgt sich die aktuelle Energiemangellage mit der Elektrifizierung der Mobilität? Christoph Schreyer, Leiter Sektion Energieeffizienter Verkehr beim Bundesamt für Energie, hat sich in der Spezialausgabe «Alternative Antriebe» des Fachmagazins AUTOINSIDE dazu geäussert. Lesen Sie bei Energeiaplus das AUTOINSIDE-Interview mit Christoph Schreyer.

Sieht Aufholpotenzial bei der Infrastruktur bei Mehrparteiengebäuden und wartet auf seinen VW ID.3: Christoph Schreyer, Leiter Sektion Energieeffizienter Verkehr; Bild: BFE

Christoph Schreyer, von aussen betrachtet entsteht der Eindruck, dass der Aufbau einer ausreichenden Ladeinfrastruktur – öffentlich wie privat – eher langsam vorankommt. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?

Christoph Schreyer: Dieser Eindruck täuscht. Die Infrastruktur wächst rasant. Allein in den letzten zwei Jahren stieg die Zahl öffentlicher Ladestationen in der Schweiz von 5100 auf gegen 9000. McKinsey hat in einer Publikation im Jahr 2021 den Ausbaustand der öffentlichen Ladeinfrastruktur in der Schweiz als weit fortgeschritten eingestuft, auf einer Linie mit Ländern wie den Niederlanden sowie den nordischen Staaten wie Norwegen oder Schweden. Wo es heute noch klemmt, ist vor allem in Mehrparteiengebäuden. Dort sind zu Beginn hohe Anfangsinvestitionen notwendig, damit eine skalierbare Ladeinfrastruktur mit Lastmanagement erstellt werden kann, auch wenn erst wenige Elektroautos in der Garage stehen. Diese Hürden sollen beispielsweise mit der geplanten Förderung im CO2-Gesetz überwunden werden. Und im Rahmen der Roadmap Elektromobilität erstellen wir gerade mit allen beteiligten Verbänden und weiteren Wirtschaftsakteuren einen gemeinsamen Leitfaden zum Laden in Mehrparteiengebäuden. Da gibt es heute auch noch grosse Informationsdefizite.

Inwiefern beeinflusst die aktuelle Perspektive einer Energiemangellage die rasche und breite Einführung der Elektromobilität? Wie nachhaltig könnte sich die aktuelle Situation Ihrer Ansicht nach auswirken?

Die aktuelle Energiemangellage ist primär verursacht durch Verwerfungen bei den nicht erneuerbaren Energien. Diese Situation hat uns schlagartig vor Augen geführt, wie stark wir in diesem Bereich vom Ausland abhängig sind. Diese Abhängigkeit besteht im Übrigen ebenso bei der Versorgung mit fossilen Treibstoffen. Umso wichtiger ist es, rasch die einheimischen erneuerbaren Energien auszubauen. Hier haben Bundesrat und Parlament in der Herbst-Session 2022 grosse Pflöcke eingeschlagen, damit es rasch vorwärtsgeht. Das Potenzial ist enorm.

Warum soll jemand in der aktuellen Situation ein Elektroauto kaufen?

Weil ein Elektroauto sehr effizient mit Energie umgeht, den CO2-Ausstoss auch unter Berücksichtigung der Herstellung der Batterie massiv reduziert und einen höheren Wiederverkaufswert haben wird als beispielsweise ein Verbrenner. Wir dürfen uns bei langfristigen Entscheiden hier nicht von den aktuellen Verwerfungen im Energiemarkt – die nota bene vor allem durch Probleme mit der Versorgung nicht erneuerbarer Energieträger verursacht wurden – verunsichern lassen. Und wenn wir gleichzeitig mit dem Elektroauto noch eine PV-Anlage installieren, können wir einen beträchtlichen Teil des Strombedarfs gleich selber produzieren. Ich kenne aber niemand, der eine Tankstelle im Garten hat.

Auf der einen Seite promotet das BFE eine konsequente Umstellung auf Elektrofahrzeuge, die mit erneuerbarer Energie versorgt werden, auf der anderen Seite werden wir aber genau davon auch auf absehbare Zeit zu wenig haben. Wie kann dieser Widerspruch Ihrer Ansicht nach aufgelöst werden?

Einerseits durch den raschen Zubau erneuerbarer Energien, das Parlament hat hier in der Herbstsession wichtige Entscheide getroffen. Und andererseits durch mehr Effizienz. Im Frühjahr haben wir einen Bericht zu den Stromeffizienzpotenzialen publiziert, dieser fand damals kaum Beachtung. Darin wird aufgezeigt, dass wir kurz- und mittelfristig bis zu 20 Prozent unseres Stromverbrauchs mit wirtschaftlichen Massnahmen einsparen können. Diese Potenziale müssen wir nutzen, sie rechnen sich.

Das BFE setzt sich für die Elektromobilität ein. Wie steht es dem Begriff «Technologieoffenheit» gegenüber?

«Technologieoffenheit» wird in der Debatte nach meiner Wahrnehmung häufig von denen eingefordert, die am liebsten bei der bestehenden Technologie bleiben möchten. Wenn Sie sehen, was wir beim BFE im Rahmen von Forschungs- und Pilotprojekten alles unterstützen und wie das Regulativ ausgestaltet ist, dann sieht man, dass wir sehr technologieoffen sind. Aber Technologieoffenheit ist kein Selbstzweck. Irgendwann ist auch die Industrie fertig mit Rechnen und Testen und schaut sich die Vor- und Nachteile der verschiedenen Technologien sowie deren Potenziale an zieht ihre Schlüsse daraus.

Halten Sie eine sachliche Antriebsdebatte überhaupt noch für möglich – oder ist der Zug definitiv in Richtung Elektromobilität abgefahren?

Ich nehme die Debatte mehrheitlich – ausser vielleicht in den Kommentarspalten –sachlich wahr. Und das Resultat dieser Debatte sehen sie bei den Plänen der grossen Hersteller. Die allermeisten werden bis 2030/2035 bei den leichten Fahrzeugen aus dem Verbrennungsmotor aussteigen. Diese Hersteller denken langfristig, äusserst sachlich und können sehr gut rechnen. Industriepolitisch ist hier eine klare Positionierung der europäischen Hersteller auch dringend notwendig. In den letzten Monaten kamen vermehrt chinesische Hersteller mit modernen und preislich äusserst attraktiven elektrischen Modellen auf den europäischen Markt. Will die europäische Automobilindustrie den Anschluss nicht verlieren, können nicht mehrere Technologien gleichzeitig mit gleicher Intensität weiterentwickelt werden.

Der CO2-Ausstoss aller Fahrzeuge in den 27 Ländern der EU beträgt 0,9 Prozent der weltweiten CO2-Belastung. Sehen Sie das faktische Verbot von Fahrzeugen mit einem Verbrennungsmotor und die damit verbundenen wirtschaftlichen Konsequenzen in einem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen?

Gegenfrage: meine Steuern machen weit weniger als 0,000x Promille des Schweizer Steuersubstrats aus. Soll ich darum wirklich Steuern zahlen? Stehen die Konsequenzen einer allfälligen Betreibung für mich und weiterer steuer- oder strafrechtlicher Massnahmen tatsächlich in einem vertretbaren Verhältnis zum möglichen Steuerausfall? Im Ernst, wir müssen auch auf die Schweiz schauen, der CO2-Ausstoss der Personenwagen machen bei uns knapp einen Viertel der inländischen CO2-Emissionen aus, sind also eine sehr relevante Grösse. In der EU ist der Anteil des Verkehrs an den gesamten CO2-Emissionen in einer ähnlichen Grössenordnung. Sollen die klimapolitischen Ziele erreicht werden, müssen die CO2-Emissionen in diesem Bereich gesenkt werden.

Dürfen wir Sie fragen, was für ein Auto Sie persönlich fahren?

Bald einen VW ID.3, wenn er denn endlich geliefert wird. Und beim Warten bin ich nicht alleine, die Lieferfristen sind gerade für E-Autos sehr hoch, da wurden einige Hersteller offenbar von der grossen Nachfrage überrascht.

Link zur Online-Ausgabe von AUTOINSIDE: https://www.yumpu.com/de/document/read/67442487/autoinside-special-alternative-antriebe

Interview: Reinhard Kronenberg, Viva AG
Bild: shutterstock, Stock-Foto ID: 1792558600; manfredxy

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Seit 2014 fördert der Bund Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) mit einer Einmalvergütung (EIV). Eine neue Storymap des Bundesamts für Energie (BFE) zeigt nun einen Überblick über die geförderten Projekte – pro Kanton, installierter Leistung oder ausbezahlter Beiträge. Was fällt auf? Weiterlesen

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In Repair Cafés helfen Freiwillige, kaputte Gegenstände wieder funktionstüchtig zu machen und so Abfall zu vermeiden. Besuch in der Flickstatt in Baden, einem von rund 190 Repair Cafés in der Schweiz.
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Das Bundesamt für Energie (BFE) hat heute den Vorabzug der Schweizerischen Statistik der Erneuerbaren Energien, Ausgabe 2021 veröffentlicht. Die Statistik zeigt, dass 2021 eine Photovoltaik Leistung von 705 Megawatt (MW) verkauft wurde. Das ist ein neuer Jahres-Zubau-Rekord. Insgesamt sind in der Schweiz nun 3’650 MW Leistung installiert. Das entspricht einer Modulfläche von etwa 3’000 Fussballfeldern oder 20 Millionen Quadratmetern. Gegenüber 2019 hat sich der Zubau mehr als verdoppelt und gegenüber 2017 sogar fast verdreifacht. Im laufenden Jahr 2022 scheint sich das starke Wachstum fortzusetzen: Erwartet wird ein Zubau von etwa 900 MW. Weiterlesen

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Immer mehr Autofahrerinnen und Autofahrer sind elektrisch unterwegs. Und es sollen noch mehr werden. 50 Prozent der Fahrzeuge, die neu zugelassen werden in der Schweiz, sollen 2025 mit Strom fahren, und die Ladeinfrastruktur soll stärker aufgebaut werden. Weiterlesen

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Sonnenenergie ist so gefragt wie nie: Das zeigen die jüngsten Zahlen von Pronovo, die im Auftrag des Bundesamts für Energie die Gesuche für Fördermittel für erneuerbare Produktionsanlagen bearbeitet. Sowohl bei der Anzahl Gesuche wie bei der Produktionsleistung gab’s im ersten Quartal einen Rekord. Weiterlesen

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Erste Schätzungen zeigen, dass der Energieverbrauch der Schweiz 2021 gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen hat. Diese Schätzungen publiziert das Bundesamt für Energie erstmals. Weiterlesen

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Haben die Stromkonsumentinnen und -konsumenten die Wahl, entscheiden sich viele bewusst für Strom- und Gasprodukte aus erneuerbaren Quellen. Das zeigt die jüngste Marktumfrage des Vereins für umweltgerechte Energie (VUE) bei Schweizer Energieversorgungsunternehmen im Auftrag des Bundesamtes für Energie. Energeiaplus wollte von Domenica Bucher von der Geschäftsstelle des VUE wissen, wie die Ergebnisse einzuordnen sind.

Energeiaplus: 44 Prozent aller Schweizer Haushalte haben bei ihrem Energieversorger bewusst Strom aus erneuerbaren Quellen bestellt. Wie ist dieser Anteil zu werten?

Domenica Bucher vom Verein für umweltgerechte Energie

Domenica Bucher: Das sind über zwei Fünftel der Bevölkerung, die bereit sind, einen kleinen Aufpreis zu bezahlen, um mit 100% erneuerbaren Strom versorgt zu werden. Dies, obwohl sie die Möglichkeit hätten, günstigeren und nicht 100% erneuerbaren Strom zu beziehen.

Andere Haushalte beziehen ebenfalls 100% erneuerbaren Strom, weil ihr Stromversorger ihnen nur ein erneuerbares Produkt anbietet. Diese Kunden beziehen rund 13% des gesamten Stromabsatzes. Der Prozentsatz an Haushalten, welche 100% erneuerbaren Strom wählen ist somit noch höher. 

Zwischen 2009 und 2019 haben Bestellungen für erneuerbare Stromprodukte kontinuierlich zugenommen. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. 2020 ist die Anzahl Bestellungen um 4% gesunken. Es wird sich mit den Jahren zeigen, ob es sich dabei um eine Trendwende oder einen punktuellen Rückgang handelt.

Wie sieht die Situation bei den Strom-Grosskunden aus? Wie setzen diese auf erneuerbaren Strom? Was sagt Ihre Marktumfrage dazu?

Als Grosskunde bezeichnen wir diejenigen, welche pro Jahr mehr als 100 MWh Strom beziehen. Das ist ungefähr so viel Strom wie 40 durchschnittliche 4-Personenhaushalte zusammen im Jahr verbrauchen. Solche Grosskunden sind nicht an die Angebote ihres Stromversorgers gebunden, sondern können ihren Strom frei vom Markt beziehen. Sie haben damit die Möglichkeit, jeweils die günstigsten Stromangebote zu wählen, welche in der Regel nicht oder nicht komplett erneuerbar sind. Gemäss unseren Auswertungen beziehen aber knapp ein Drittel (25 bis 32%, Annahme, dass diese Kunden durchschnittlich 1 bis 1.3 Stromprodukte wählen) aller Grosskunden Stromprodukte aus erneuerbaren Energien. Das sind Unternehmen, welche freiwillig mehr für ihren Strom bezahlen, damit dieser aus erneuerbaren Quellen stammt.

Mittlerweile bieten viele Energieversorger standardmässig ein erneuerbares Produkt (Green-Default) an. Die StrombezügerInnen können also nicht auf ein anderes, (teilweise) nicht erneuerbares Produkt wechseln, auch wenn sie dies wollten. Sie müssen also quasi erneuerbaren Strom beziehen. Wird das in Ihrer Marktumfrage berücksichtigt?

Ja, diese Unterscheidung ist sehr wichtig. Es ist aber so, dass einige Energieversorger mit erneuerbaren Standardprodukten auch Stromprodukte anbieten, welche nicht, oder nicht zu 100% erneuerbar sind.

Wir unterscheiden deshalb zwischen Green-Default-Produkten mit Opting-out und Green-Default-Produkten ohne Opting-out. Bei ersteren können die Kunden auf ein günstigeres und nicht 100% erneuerbares Stromprodukt wechseln. Bei Letzteren können die Kunden höchstens auf andere, ebenfalls erneuerbare Produkte wechseln.

Den Stromabsatz über Green-Default-Produkte ohne Opting-out betrachten wir separat, er fliesst nicht in die Marktauswertung ein.

Inwiefern tragen solche Green-Default-Produkte zum Ausbau der erneuerbaren Energien bei?

Über Green-Default-Produkte steigt die Nachfrage für erneuerbaren Strom. Selbst wenn die Kunden und Kundinnen auf ein anderes, günstigeres und teilweise nicht erneuerbares Stromprodukt wechseln könnten, tun sie dies selten.

Energieversorger haben also über die Gestaltung ihrer Produkte einen grossen Einfluss auf die Qualität des Schweizer Liefermixes. Wenn sie erneuerbare Standardprodukte anbieten, steigt der Anteil an erneuerbaren Energien.

Eine grössere Nachfrage für erneuerbaren Strom ist wiederum förderlich für den Ausbau der Produktion. Für den Ausbau von erneuerbaren Energien sind aber noch weitere Faktoren wie Politik und Weltgeschehen entscheidend. Die Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen Green-Default-Produkten und Ausbau der erneuerbaren Energien ist nicht so einfach.

Etwas direkter ist die Ursache-Wirkung-Beziehung über Stromprodukte, die naturemade oder naturemade star zertifiziert sind. Mit diesen Produkten wird der Zubau von erneuerbaren Energien direkt gefördert: Für jede verkaufte naturemade star Kilowattstunde gehen 0.7 Rappen in einen Fonds. Einen Anteil naturemade star Strom hat es auch in allen naturemade zertifizierten Stromprodukten. Die Fondsgelder können neuerdings nicht nur für ökologische Massnahmen wie Renaturierungen genutzt werden, sondern auch für den Zubau von Stromproduktion aus erneuerbaren Energien.

Etwas mehr als die Hälfte der befragten Stromversorger bieten ihren KundInnen naturemade star zertifizierte Ökostrom-Produkte an. Diese stammen nicht nur aus erneuerbaren Quellen, sondern wurden besonders natur- und umweltschonend produziert. 2020 betrug der Anteil von naturemade star zertifizierten Stromprodukten 5% des erneuerbaren Stromabsatzes. Welches Potenzial sehen Sie hier?

Wenn man den Anteil naturemade star Strom berücksichtigt, der über naturemade Produkte verkauft wurden, dann sind wir bei 8% des erneuerbaren Stromabsatzes.

Für den Trägerverein von naturemade ist klar: Die Schweiz braucht 100% erneuerbare und ökologische Energie zur Schonung des Klimas und der Biodiversität. Also hat der Verein ein Modell entwickelt, welches diesen Pfad umsetzt: In jedem naturemade zertifizierten Stromprodukt hat es einen Mindestanteil naturemade star Strom. Der vorgeschriebene Mindestanteil naturemade star in naturemade Produkten steigt in den nächsten Jahren kontinuierlich an. Gleichzeitig fördern naturemade star Fonds den Zubau der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien.

Der VUE sieht demnach das Potenzial in der Ökologisierung des Energiesystems. Diese ist kein Luxus, sondern eine dringende Notwendigkeit, insbesondere wenn wir künftige Generationen im Blick haben.

Die Marktumfrage erfasst nicht den ganzen Stromabsatz. Das heisst: Es machen nicht alle Stromversorger mit. Würde sich das Resultat bei einer 100-prozentigen Abdeckung stark verändern? Wie schätzen Sie das ein?

Mit der Ökostromumfrage erfassen wir 75% des Stromverbrauchs der Schweiz. Entsprechend verändern sich die Aussagen über Anteile, wenn wirklich alle Stromlieferanten bei der Umfrage mitmachen würden. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass wir nicht wissen können, wie sie sich verändern würden.

Wir achten jedoch darauf, auch eine repräsentative Balance zwischen den kleinen, mittleren und grossen Energieversorgern zu erreichen.

Noch zum Gas: Biogas macht derzeit 3,6% am gesamten Gasverbrauch aus. Wie ist dieser Anteil einzuordnen?

Wenn wir betrachten, wie sich der Biogasanteil in den letzten Jahren entwickelt hat, ist 3.6% nicht so wenig wie es auf den ersten Blick scheint. Im Jahr 2019 waren es noch 2.6%, 2018 2%. Trotzdem: Im Hinblick auf das Netto Null Ziel des Bundes bis 2050 und der Energiestrategie 2050+ haben wir noch viel Arbeit vor uns. Ebenso hinsichtlich des Zwischenziels der Gasbranche für 2030: Demnach soll bis 2030 der Anteil von erneuerbaren Gasen im Gasmarkt für Raumwärme bei 30% liegen.

Meist wird das Biogas als Mischprodukt verkauft. Das heisst dem Erdgas wird ein grösserer oder kleinerer Teil an Biogas beigemischt. Reines Biogas wird also selten verkauft. Warum ist das so?

Biogas ist teurer als Erdgas. Wenn also nur gewisse Anteile Biogas der Gaslieferung beigemischt werden, so führt dies zu Preisen, die vom Markt akzeptiert werden. Würden in den Erdgaspreisen die Kosten für die heutige und zukünftige Gesellschaft durch Treibhausgas Emissionen, weitere Umweltbelastungen sowie geopolitische Konflikte mitberücksichtigt, würden sich die Preise wahrscheinlich angleichen.

In der Schweiz wird 89% des Biogases über Erdgasprodukte mit Biogasanteil verkauft. Die Mixprodukte sind wohl der Kompromiss zwischen Preis und Ökologie und dadurch ein wichtiges Instrument, um den Biogasabsatz zu fördern. Das Angebot von Biogas ist noch gering. Die Produktion in Europa – und erst recht in der Schweiz – deckt bei weitem nicht die Nachfrage für Gas ab.

2020 stammte 29% des in der Schweiz verbrauchten Biogases aus der Schweiz. Wir hatten also einen Auslandanteil von 71%.

Zur Marktumfrage:

Der Verkauf von Strom- und Gasprodukten aus erneuerbaren Quellen wird jährlich vom Verein für umweltgerechte Energie (VUE) im Auftrag des Bundesamtes für Energie ermittelt. Bei der Marktumfrage wird die bewusste Wahl der EnergiekundInnen ausgewertet. Die in der Umfrage erfassten Energieversorger decken rund 75% des Schweizer Stromabsatzes und 80% des Schweizer Gasabsatzes ab.

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

 

 

 

 

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