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Kühlschrank, Handy, Strassenlampen, Skilift, Röntgengerät, Maschinen in der Fabrik: Es braucht dafür nicht nur genügend Strom, sondern auch die entsprechenden Leitungen, die den Strom von den Stromerzeugungsanlagen zu den Verbrauchern und Verbraucherinnen bringen. Mit einer Informationskampagne will die nationale Netzbetreiberin auf die Bedeutung des Stromnetzes aufmerksam machen. Warum? Was ist das Ziel der Kampagne? Energeiaplus hat bei Patrick Mauron von Swissgrid nachgefragt:

Energeiaplus: Swissgrid ist fürs Übertragungsnetz zuständig. Warum braucht das Stromnetz mehr Aufmerksamkeit?

Patrick Mauron ist bei Swissgrid für strategische Kommunikation zuständig.  Bild: Swissgrid

Patrick Mauron: Das Stromnetz ist das Rückgrat einer sicheren Stromversorgung. Neue Produktionsanlagen, wie beispielsweise grosse Solaranlagen oder Wasserkraftwerke, müssen zuerst ans Stromnetz angeschlossen werden – nur so kommt der Strom zu den Menschen nach Hause.

Doch schon heute hält der Netzausbau nicht mehr mit dem Kraftwerksausbau mit. Und das Strom- und Energiesystem steht vor einem enormen Wandel: Wir brauchen in Zukunft immer mehr Strom, zum Beispiel für Wärmepumpen, Elektroautos oder Rechenzentren. Beim Streaming via Netflix, beim Gamen am PC oder dem Handel von Kryptowährungen denkt kaum jemand an den dadurch steigenden Strombedarf.

Mit der Abschaltung der Kernkraftwerke im Mittelland verschiebt sich die Produktion in die Alpen, wo Wasserkraftwerke und grosse Photovoltaik-Anlagen erneuerbaren Strom produzieren sollen. Doch auch im Flachland produzieren immer mehr kleine Solaranlagen Strom, etwa auf Hausdächern, Gewerbeflächen oder Parkplatzüberdachungen. Unser Energiesystem wird folglich dezentraler und zunehmend vom Wetter abhängig.

Was heisst das nun für das Stromnetz in der Schweiz?

Das Stromnetz, und damit auch das Übertragungsnetz, muss diesen zukünftigen Bedürfnissen gerecht werden. Da gilt es, langfristig zu planen. Denn vom Projektstart bis zur Inbetriebnahme einer Leitung im Übertragungsnetz dauert es in der Regel 15 Jahre. Einsprachen und Gerichtsurteile in einer späteren Phase führen allerdings dazu, dass sich Projekte deutlich verzögern – und bis zu 30 Jahre dauern können. Vor dem Neubau zusätzlicher Kraftwerke muss also bereits der Netzausbau angegangen werden. Nur so gelingt der Anschluss neuer Produktionsanlagen an ein robustes Netz auch rechtzeitig. Deshalb plant Swissgrid schon heute das Netz für das Jahr 2040.

«Unser Netz» heisst der Titel der Kampagne: Was wollen Sie damit ausdrücken?

Wir alle brauchen Strom. Und wir verlassen uns darauf, dass er zuverlässig verfügbar ist. Rund um die Uhr. Deshalb ist Swissgrid der Auffassung, dass das Stromnetz uns alle angeht. Die Wirtschaft, die Politik, die breite Bevölkerung. Zudem ist «Unser Netz» auch ein Schulterschluss mit den Verteilnetzbetreibern, den Kraftwerksbetreibern und der Energiebranche. Die Schweiz verlässt sich auf EIN Stromnetz, das von zahlreichen Akteuren zuverlässig betrieben und im Auftrag der Bevölkerung stetig an neue Bedürfnisse angepasst wird.

Wen soll die Kampagne erreichen? Respektive: Was ist das Ziel davon?

Die letzten Monate riefen der Schweizer Bevölkerung in Erinnerung, wie wichtig eine sichere Stromversorgung ist. Den meisten ist aber nicht bewusst, welche Rolle das Stromnetz für die Energiezukunft spielt. Hier setzt die Kampagne an. Es geht darum, die Bedeutung des Netzes ins Bewusstsein der politischen Entscheidungsträger und der Schweizer Bevölkerung zu rufen und den Dialog dazu zu verstärken – mit dem Ziel, das Verständnis und die Akzeptanz für den notwendigen Um- und Ausbau dieser zentralen Infrastruktur zu fördern.

Herzstück der Kampagne ist ein kurzer Erklärfilm, der die komplexe Stromnetzplanung für das Netz der Zukunft leicht verständlich macht. Flankierend äussern sich Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in einer Videoserie zur Relevanz des Stromnetzes für die Zukunft des Landes.

Swissgrid will das Übertragungsnetz in den nächsten Jahren ausbauen. Im Strategischen Netz 2025 sind  bereits zahlreiche Projekte geplant. (siehe: Netz der Zukunft (swissgrid.ch)). Geht es jedoch um den Bau von neuen Leitungen, ist Widerstand in der Regel garantiert. Sie haben es bereits erwähnt. Auch die Erhöhung der Spannung wird in Frage gestellt – derzeit ist dies bei der Leitung Bickigen-Chippis ein Thema. Was versprechen Sie sich diesbezüglich von der Kampagne?

Um unseren zukünftigen Bedürfnissen gerecht zu werden, braucht es die Modernisierung und den Ausbau des Übertragungsnetzes. Der Stromverbrauch der Schweiz nimmt bis 2040 um ca. 30 Prozent zu. Nun braucht es eine frühzeitige Planung, wie Swissgrid den Strom weiterhin zuverlässig und mit den notwendigen Übertragungskapazitäten dorthin transportieren kann, wo er gebraucht wird. Die Spannungserhöhung auf 380 Kilovolt, wie zum Beispiel auf der Leitung Bickigen – Chippis ist mit Blick auf die Energiestrategie des Bundes nötig, um die wachsende Stromproduktion aus Wasserkraft in den Alpen vollumfänglich ins Schweizer Mittelland zu transportieren.

Zudem werden die bestehenden Kapazitäten für Energieimporte aus dem Ausland erweitert. Das Übertragungsnetz lässt sich mit dem Autobahnnetz vergleichen: Die jetzige 220-Kilovolt-Leitung ist eine vierspurige Autobahn. Wollen wir auf dieser wichtigen Achse zukünftig viel mehr Strom transportieren, dann kommt es zu Netzengpässen. Um diese zu vermeiden, wird die Spannung auf 380 Kilovolt erhöht – die Leitung wird quasi zur sechsspurigen Autobahn.

Mit dem Szenariorahmen Schweiz steht erstmals eine Grundlage für eine koordinierte Netzplanung zur Verfügung. Wie wichtig ist das für Swissgrid?

Der Szenariorahmen Schweiz (SZR CH) wurde vom Bundesrat im November 2022 beschlossen und ist ein Instrument, das die verschiedenen wahrscheinlichen Entwicklungen der Energiewirtschaft in der Zukunft beschreibt – mit dem speziellen Fokus auf die Stromnetzplanung. Dabei fliessen die energiepolitischen Ziele des Bundes und die Entwicklung im europäischen Ausland mit ein.

Der SZR CH ist eine verbindliche Planungsgrundlage für die Netzbetreiber sowie für alle nationalen und kantonalen Behörden. Diese Verbindlichkeit schafft Planungssicherheit. Indem der SZR CH ein breites Spektrum an möglichen Zukunftsentwicklungen abdeckt, wird ein robustes Stromnetz für die Zukunft geschaffen.

Swissgrid war, neben anderen Interessengruppen, als Mitglied der Begleitgruppe an der Erarbeitung des SZR CH beteiligt. Der SZR CH soll nun alle vier Jahre aktualisiert werden.

Wer müsste sich jetzt ganz besonders für das Stromnetz einsetzen?

In erster Linie die Politik sowie die Behörden auf nationaler und kantonaler Ebene. Dann grundsätzlich jede und jeder, der an das Netz angeschlossen ist und darüber Strom bezieht oder selbst produzierten Strom einspeisen möchte. Ein Netzanschluss benötigt Zeit. Ob kleine Anlagen auf dem Dach oder grosse Solarparks: Alle, die ein Stromprojekt planen, sollten von Beginn an den Netzbetreiber involvieren.

Damit die Energiewende gelingt und wir unsere gewohnt sichere Stromversorgung bewahren, braucht die Schweiz ein gut ausgebautes und robustes Stromnetz. Strom soll rund um die Uhr verfügbar sein und dies möglichst ökologisch und günstig. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Wir können uns aber dafür engagieren. Denn das Stromnetz geht uns alle an.

Unter www.swissgrid.ch/unser-netz finden Sie Antworten auf Ihre Fragen zum Übertragungsnetz. Oder Sie schicken eine Mail an info@swissgrid.ch.

Das Interview führte Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

 

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Sieht Aufholpotenzial bei der Infrastruktur bei Mehrparteiengebäuden und wartet auf seinen VW ID.3: Christoph Schreyer, Leiter Sektion Energieeffizienter Verkehr; Bild: BFE

Christoph Schreyer, von aussen betrachtet entsteht der Eindruck, dass der Aufbau einer ausreichenden Ladeinfrastruktur – öffentlich wie privat – eher langsam vorankommt. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?

Christoph Schreyer: Dieser Eindruck täuscht. Die Infrastruktur wächst rasant. Allein in den letzten zwei Jahren stieg die Zahl öffentlicher Ladestationen in der Schweiz von 5100 auf gegen 9000. McKinsey hat in einer Publikation im Jahr 2021 den Ausbaustand der öffentlichen Ladeinfrastruktur in der Schweiz als weit fortgeschritten eingestuft, auf einer Linie mit Ländern wie den Niederlanden sowie den nordischen Staaten wie Norwegen oder Schweden. Wo es heute noch klemmt, ist vor allem in Mehrparteiengebäuden. Dort sind zu Beginn hohe Anfangsinvestitionen notwendig, damit eine skalierbare Ladeinfrastruktur mit Lastmanagement erstellt werden kann, auch wenn erst wenige Elektroautos in der Garage stehen. Diese Hürden sollen beispielsweise mit der geplanten Förderung im CO2-Gesetz überwunden werden. Und im Rahmen der Roadmap Elektromobilität erstellen wir gerade mit allen beteiligten Verbänden und weiteren Wirtschaftsakteuren einen gemeinsamen Leitfaden zum Laden in Mehrparteiengebäuden. Da gibt es heute auch noch grosse Informationsdefizite.

Inwiefern beeinflusst die aktuelle Perspektive einer Energiemangellage die rasche und breite Einführung der Elektromobilität? Wie nachhaltig könnte sich die aktuelle Situation Ihrer Ansicht nach auswirken?

Die aktuelle Energiemangellage ist primär verursacht durch Verwerfungen bei den nicht erneuerbaren Energien. Diese Situation hat uns schlagartig vor Augen geführt, wie stark wir in diesem Bereich vom Ausland abhängig sind. Diese Abhängigkeit besteht im Übrigen ebenso bei der Versorgung mit fossilen Treibstoffen. Umso wichtiger ist es, rasch die einheimischen erneuerbaren Energien auszubauen. Hier haben Bundesrat und Parlament in der Herbst-Session 2022 grosse Pflöcke eingeschlagen, damit es rasch vorwärtsgeht. Das Potenzial ist enorm.

Warum soll jemand in der aktuellen Situation ein Elektroauto kaufen?

Weil ein Elektroauto sehr effizient mit Energie umgeht, den CO2-Ausstoss auch unter Berücksichtigung der Herstellung der Batterie massiv reduziert und einen höheren Wiederverkaufswert haben wird als beispielsweise ein Verbrenner. Wir dürfen uns bei langfristigen Entscheiden hier nicht von den aktuellen Verwerfungen im Energiemarkt – die nota bene vor allem durch Probleme mit der Versorgung nicht erneuerbarer Energieträger verursacht wurden – verunsichern lassen. Und wenn wir gleichzeitig mit dem Elektroauto noch eine PV-Anlage installieren, können wir einen beträchtlichen Teil des Strombedarfs gleich selber produzieren. Ich kenne aber niemand, der eine Tankstelle im Garten hat.

Auf der einen Seite promotet das BFE eine konsequente Umstellung auf Elektrofahrzeuge, die mit erneuerbarer Energie versorgt werden, auf der anderen Seite werden wir aber genau davon auch auf absehbare Zeit zu wenig haben. Wie kann dieser Widerspruch Ihrer Ansicht nach aufgelöst werden?

Einerseits durch den raschen Zubau erneuerbarer Energien, das Parlament hat hier in der Herbstsession wichtige Entscheide getroffen. Und andererseits durch mehr Effizienz. Im Frühjahr haben wir einen Bericht zu den Stromeffizienzpotenzialen publiziert, dieser fand damals kaum Beachtung. Darin wird aufgezeigt, dass wir kurz- und mittelfristig bis zu 20 Prozent unseres Stromverbrauchs mit wirtschaftlichen Massnahmen einsparen können. Diese Potenziale müssen wir nutzen, sie rechnen sich.

Das BFE setzt sich für die Elektromobilität ein. Wie steht es dem Begriff «Technologieoffenheit» gegenüber?

«Technologieoffenheit» wird in der Debatte nach meiner Wahrnehmung häufig von denen eingefordert, die am liebsten bei der bestehenden Technologie bleiben möchten. Wenn Sie sehen, was wir beim BFE im Rahmen von Forschungs- und Pilotprojekten alles unterstützen und wie das Regulativ ausgestaltet ist, dann sieht man, dass wir sehr technologieoffen sind. Aber Technologieoffenheit ist kein Selbstzweck. Irgendwann ist auch die Industrie fertig mit Rechnen und Testen und schaut sich die Vor- und Nachteile der verschiedenen Technologien sowie deren Potenziale an zieht ihre Schlüsse daraus.

Halten Sie eine sachliche Antriebsdebatte überhaupt noch für möglich – oder ist der Zug definitiv in Richtung Elektromobilität abgefahren?

Ich nehme die Debatte mehrheitlich – ausser vielleicht in den Kommentarspalten –sachlich wahr. Und das Resultat dieser Debatte sehen sie bei den Plänen der grossen Hersteller. Die allermeisten werden bis 2030/2035 bei den leichten Fahrzeugen aus dem Verbrennungsmotor aussteigen. Diese Hersteller denken langfristig, äusserst sachlich und können sehr gut rechnen. Industriepolitisch ist hier eine klare Positionierung der europäischen Hersteller auch dringend notwendig. In den letzten Monaten kamen vermehrt chinesische Hersteller mit modernen und preislich äusserst attraktiven elektrischen Modellen auf den europäischen Markt. Will die europäische Automobilindustrie den Anschluss nicht verlieren, können nicht mehrere Technologien gleichzeitig mit gleicher Intensität weiterentwickelt werden.

Der CO2-Ausstoss aller Fahrzeuge in den 27 Ländern der EU beträgt 0,9 Prozent der weltweiten CO2-Belastung. Sehen Sie das faktische Verbot von Fahrzeugen mit einem Verbrennungsmotor und die damit verbundenen wirtschaftlichen Konsequenzen in einem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen?

Gegenfrage: meine Steuern machen weit weniger als 0,000x Promille des Schweizer Steuersubstrats aus. Soll ich darum wirklich Steuern zahlen? Stehen die Konsequenzen einer allfälligen Betreibung für mich und weiterer steuer- oder strafrechtlicher Massnahmen tatsächlich in einem vertretbaren Verhältnis zum möglichen Steuerausfall? Im Ernst, wir müssen auch auf die Schweiz schauen, der CO2-Ausstoss der Personenwagen machen bei uns knapp einen Viertel der inländischen CO2-Emissionen aus, sind also eine sehr relevante Grösse. In der EU ist der Anteil des Verkehrs an den gesamten CO2-Emissionen in einer ähnlichen Grössenordnung. Sollen die klimapolitischen Ziele erreicht werden, müssen die CO2-Emissionen in diesem Bereich gesenkt werden.

Dürfen wir Sie fragen, was für ein Auto Sie persönlich fahren?

Bald einen VW ID.3, wenn er denn endlich geliefert wird. Und beim Warten bin ich nicht alleine, die Lieferfristen sind gerade für E-Autos sehr hoch, da wurden einige Hersteller offenbar von der grossen Nachfrage überrascht.

Link zur Online-Ausgabe von AUTOINSIDE: https://www.yumpu.com/de/document/read/67442487/autoinside-special-alternative-antriebe

Interview: Reinhard Kronenberg, Viva AG
Bild: shutterstock, Stock-Foto ID: 1792558600; manfredxy

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