Gestern fand in Thessaloniki der Startschuss zum Bau der Transadriatic Pipeline TAP statt. Der Anlass wurde von Premierminister Tsipras genutzt, um seine Handlungsfähigkeit zu demonstrieren und dem griechischen Volk ein Projekt mit Aussicht auf 8’000 Arbeitsplätze schmackhaft zu machen. Neben dem Premierminister von Georgien nahmen Energieminister aus den meisten südosteuropäischen Ländern teil und präsentierten in ihren Kurzansprachen die erhofften positiven Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit ihrer Länder sowie die jeweilige Volkswirtschaft. Tatsächlich hat TAP in seiner rund zehnjährigen Entstehungsgeschichte die Chancen genutzt, um den südosteuropäischen Staaten neue Qualitäten in der Gasversorgung zu ermöglichen: So wird in Griechenland ein im Laufe der Diskussionen mit der EU lancierter Abzweiger Richtung Bulgarien installiert, zudem sollen verschiedene Balkanländer mit einem Anschluss in Albanien zu einem direkten Zugang zum europäischen Gasmarkt kommen.

Mein Kurzreferat an dieser Feier stellte ich unter das Motto „Ideas born in Switzerland“. Zuerst präsentierte ich den aktuellen Stand des unter dem Original-Claim „An idea born in Switzerland“ laufenden Projekts Solarimpulse von Bertrand Piccard und André Boschberg. Ich machte darauf aufmerksam, dass die Vision der erneuerbaren Energiesysteme eine grosse Anziehungskraft hat und Technologien sowie Märkte stark in diese Richtung vorangetrieben werden. Für eine Zeit des Übergangs mache aber die Nutzung von Gas Sinn, weil es bei der Verbrennung deutlich weniger CO2-Emissionen als Kohle ausstosse.

TAP kann ebenfalls als eine in der Schweiz geborene Idee bezeichnet werden. TAP wurde vor mehr als zehn Jahren von EGL entwickelt, einer damals noch unabhängigen Tochter der Axpo. Sie sollte den Zugang zu den Gasfeldern von Aserbeidschan und Iran ermöglichen, um damit die Versorgungssicherheit Europas durch einen südosteuropäischen Korridor generell zu erhöhen.

Damals stand TAP als Aussenseiter den Grossprojekten wie Nabucco und IGI gegenüber, welche beide von der EU sowie den Ländern Südosteuropas mit mehr Engagement unterstützt wurden. Doch im sich abzeichnenden Konkurrenzkampf hatte TAP die besseren Karten, weil es kostenmässig aber auch finanziell Vorteile bot. Verschiedenste Gruppierungen trauten es dem Schweizer David eher zu, das Projekt rasch und erfolgreich durchzuziehen.

TAP ist inzwischen nach Jahren des Auf und Abs kapitalmässig stark von den wichtigen europäischen Gaspipelinebetreibern wie Fluxys, SNAM, Socar und Enagas unterlegt worden. Axpo hat ihren Anteil auf 5% reduziert, weil sie auch mit diesem kleinen Anteil als Initiant die für ihre Aktivitäten benötigten Gasmengen sichern konnte.

TAP wird mit breiter Unterstützung ab 2020 einen wichtigen Pfeiler der europäischen Gasversorgungssicherheit darstellen. Die Schweiz wird ebenfalls davon profitieren, weil parallel auf der Transitgasleitung „Reverse-flows“ ermöglicht werden: Neu kann dann auch von Italien Gas Richtung Norden transportiert und in der Schweiz, in Deutschland oder in Frankreich genutzt werden.

Walter Steinmann, Direktor BFE

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