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Sanfte Mobilität


Wie lebt eine Person, die ihre Mobilität so gestaltet, dass sie möglichst wenig Ressourcen verbraucht und trotzdem alle ihre Mobilitätsbedürfnisse befriedigen kann? Welche Einstellungen und Werte motivieren sie, so zu leben? In einem Forschungsprojekt untersucht das CDE der Universität Bern den Zusammenhang zwischen einem suffizienten Lebensstil (mit Fokus auf die Bereiche Mobilität und Alltagskonsum) und dem guten Leben.

Der Begriff Suffizienz kommt vom lateinischen sufficere und bedeutet ausreichen, genügend. Ein suffizienter Lebensstil ist eine Ausprägung eines nachhaltigen Lebensstils und zielt darauf ab, weniger Ressourcen zu verbrauchen, wobei dies nicht als Verzicht, sondern als Beitrag zu mehr Lebenszufriedenheit gesehen wird.

Wie bewegen sich suffizient lebende Personen in der Schweiz?

Mittels Leitfadeninterviews wurden 16 Personen nach ihrem Mobilitätsverhalten, sowie ihren Werten und Einstellungen gefragt. Suffizient lebende Personen legen ihre Arbeits-, Einkaufs- und Freizeitwege grundsätzlich zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem ÖV zurück. Nebst den ökologischen Gründen, die im Vordergrund stehen, wird das Zugfahren im Vergleich zum Autofahren als stressfreier empfunden. Für das Velofahren spricht die Schnelligkeit, das problemlose Parkieren und die Bewegung an der frischen Luft. Gemäss den Befragten fördert zudem das Velofahren das Eingebundensein im Quartier, weil man z.B. auf dem Trottoir Menschen trifft, die man kennt und so ein Teil des sozialen Gefüges ist. Einige Personen haben ihren Wohnort sogar bewusst so gewählt, dass die alltäglichen Wege von kurzer Distanz sind. Obwohl fast alle Befragten über einen Führerausweis verfügen, nutzen sie das Auto sehr reduziert – d.h. nur in aussergewöhnlichen Situationen, wenn z.B. ein Möbelstück transportiert werden soll. Das Fliegen in der Freizeit ist eine Knacknuss: Einige Personen haben sich grundsätzlich gegen das Fliegen entschieden und fügen an „ich fühle mich wohler, wenn ich stimmig lebe mit dem, was mir wichtig ist“. Anderen fällt es nicht leicht, darauf zu verzichten. Alle sind aber der Ansicht, dass „Fliegen (…), ökologische gesehen, ein wahnsinniger Patzer“ sei. Da es den meisten suffizient lebenden Personen sehr wichtig ist, nach ihren Prinzipien zu leben, führt der Verzicht auf das Fliegen nicht zu einer Verminderung der Lebenszufriedenheit.

Heidi Hofmann, Marion Leng und Kirstin Schild, Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Centre for Development and Environment (CDE) der Universität Bern

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