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Meine neue Migros-App


Kürzlich erhielt ich von der Migros neben meinen Cumulus-Punkten auch Infos zu einer neuen App, mit der ich meine Einkäufe in der Migros ab sofort bargeldlos bezahlen könne. Fast auf Anhieb klappte es, meine Mastercard mit der App zu verbinden und ich freute mich, künftig beim Einkaufen nicht mehr das Münz aus dem Portemonnaie rauskramen zu müssen.

Mein erster Praxistest war dann aber nicht sehr erfolgreich. Die Kassiererin beschied mir, das sei ihres Wissens noch nicht eingerichtet. Beim zweiten Versuch hatte ich mehr Glück. Die Kassiererin meinte, das sei für sie neu, aber vielleicht wisse die Chefin mehr. Diese wurde dann über Lautsprecher zur Kasse 3 gebeten und nach kurzem Hin und Her klappte es. Beim dritten Versuch wusste die Kassierin wieder nicht Bescheid, doch konnte die Kollegin an Kasse 4 helfen.

So geht es mit vielen technologischen Neuerungen, auf die wir tagtäglich treffen: Nach einigen Versuchen klappt es und wir wollen sie sehr bald nicht mehr missen. Wichtig ist aber, dass nicht nur die Kund/innen informiert und – mit doppelten Cumuluspunkten – motiviert werden, sondern das Personal auch auf die Innovation vorbereitet und geschult wird. Danke, liebe Migros, dass Du da noch besser wirst….

Ähnliche Erlebnisse haben wir nicht nur bei Migros an der Kasse, sondern auch im sich rasch wandelnden Energiesektor. Die Mitarbeitenden müssen auf ihre neuen Rollen vorbereitet werden. Ein positives Beispiel ist für mich das an der ineltec durchgeführte Verkaufs-Karaoke Energieeffizienz für junge Elektroinstallateure. In einem zweitägigen Kurs lernen die jungen Berufsleute, die Kundinnen und Kunden auf Effizienzpotentiale hinzuweisen und ihnen die neusten Technologien sowie deren Vorteile für den Haushalt oder Betrieb näherzubringen.

100-jährige Monopole

Schwieriger wird es, wenn mit den bisherigen Strukturen auch Monopole und damit Verdienstmöglichkeiten verbunden waren. Mein Bruder, der Tüftler und Ingenieur, hat in meinem Elternhaus schon vor mehr als vierzig Jahren bei Nichtfunktionieren unserer Hoval-Heizung den Werkzeugkasten hervorgenommen und die damals noch nicht sehr intelligente Steuerung selbst zu reparieren versucht – meistens durchaus erfolgreich. Bis heute aber war es einem ausgebildeten HLK-Servicetechniker nicht erlaubt, die Anlage für Service- oder Reparaturarbeiten von der Energieversorgung zu trennen und danach wieder anzuschliessen. Dafür musste extra ein Elektroinstallateur gerufen und natürlich eine zweite Wegpauschlage und zusätzliche Stunden bezahlt werden. Nun hat das UVEK in zwei Entscheiden Ausnahmebewilligungen zu dieser Regel erteilt und damit eine erste Lockerung vorgenommen. Doch uns ist bewusst, dass die entsprechende Verordnung über elektrische Niederspannungsinstallationen (NIV) und allenfalls auch das Gesetz demnächst umfassender hinterfragt und den heutigen Verhältnissen angepasst werden müssen.

Denn in dieser Regelung spiegelt sich immer noch eine Denkweise wie vor hundert Jahren: Elektrizität ist etwas Grundgefährliches, da dürfen nur geprüfte Elektro-Fachleute ran, alle anderen sollen möglichst nicht mehr tun dürfen, als den Schalter bedienen. Verkannt wird dabei die Tatsache, dass auch HLK-Techniker oder Lift-Monteure in ihren Ausbildungen sehr wohl den sicheren Umgang mit elektrischen Installationen lernen und damit einfache, mit den Servicearbeiten verbundene Elektro-Arbeiten selbständig ausführen können.

Gerne preisen wir die Schweiz als Land der Erfinder, Tüftler und Verknüpfer von Technologien: Ein schöner Teil der Bevölkerung und insbesondere auch unsere technisch interessierte Jugend könnten sehr wohl auch mit elektrischen Sicherheitsbestimmungen leben, die nicht mehr den Geist des Verbots und der Delegation an die angeblich einzig kompetenten Fachleute atmen. Wir werden in Bälde einen Revisionsentwurf der NIV-Verordnung vorlegen. Und ich hoffe, dass diese nach der Vernehmlassung besser auf die Gegenwart und Zukunft ausgerichtet sein wird. Mein Bruder, der Tüftler, aber auch ich als technisch interessierter Laie und Migros-App-User werden dankbar sein.

Walter Steinmann, Direktor BFE

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