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Wenn der Wecker später klingelt…


Freitagmorgens klingelt der Wecker etwas später als an den anderen Wochentagen. An meinem Home-Office Tag in Zürich startet mein Tag nicht schon um 05:30 Uhr und dem Weg zum Bahnhof, sondern erst gegen 7 Uhr mit einer Tasse Kaffee und einer etwas längeren Zeitungslektüre als sonst. Auch unsere Katzen bekommen ihr Futter später und streichen mir schon nervös um die Beine. Wenn ich dann mein Notebook hochfahre und mich ins Bundesnetz einlogge, bin ich dank der Kommunikationssoftware Lync jederzeit für meine Kolleginnen und Kollegen im BFE sowie für externe Partner erreichbar. Desk-Sharing und Video-Konferenzen sind problemlos möglich, die Chat-Funktion erleichtert die Kommunikation und ersetzt kurze E-mails.

Mein Homeoffice-Tag in Zürich ermöglicht es mir, konzentriert und ungestört an Projekten zu arbeiten, etwas, was sonst aufgrund eines meist vollen Terminkalenders oft schwierig ist. Über Mittag bleibt Zeit, um Freunde zum Lunch zu treffen oder die Mittagspause für sportliche Aktivitäten zu nutzen, um mich am Nachmittag wieder in die Arbeit zu vertiefen. Ein unbestreitbarer Gewinn an Lebensqualität.

Auch aus energetischen Aspekten kann Homeoffice zu signifikanten Energieeinsparungen führen. Vermutlich nicht so sehr in meinem Fall, meinen Arbeitsweg lege ich normalerweise in sehr gut ausgelasteten Zügen sowie den Weg zum Bahnhof mit dem Velo zurück. Mit Hilfe des vom BFE unterstützten Onlinerechners ‚mobitool‚ lassen sich einfach Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen für alle gängigen Verkehrsmittel berechnen (Well-to-Wheel, d.h. mit Vorprozessen, Herstellung der Fahrzeuge und der Infrastruktur): Für die Fahrt Zürich–Bern retour (ca. 250 km) in einem gut ausgelasteten Fernverkehrszug werden pro Passagier ca. 100 MJ Energie verbraucht, umgerechnet entspricht dies dem Energieinhalt von knapp 3 Litern Diesel (pro Jahr entspricht dies einer Einsparung von gut ca. 4,5 GJ). Die Treibhausgasemissionen für meinen Arbeitsweg Zürich–Bern–Ittigen betragen ca. 1,2 kg CO2-Äquivalente pro Tag, pro Jahr würden durch meinen Homeoffice-Tag also gut 50 kg CO2 eingespart. Würde ich den Arbeitsweg mit dem Auto zurücklegen, das wie im Schweizer Pendlerverkehrsschnitt mit 1,2 Personen besetzt wäre, würden täglich knapp 1,2 GJ Energie verbraucht, was einer Treibstoffmenge von ca. 34 Litern Diesel entspricht, dabei würden Treibhausgasemissionen von ca. 69 kg CO2-Äquivalente entstehen.

Modellrechnungen zeigen die erheblichen Potenziale von Homeoffice: würden in der Schweiz 450’000 Arbeitnehmende einmal pro Woche im Homeoffice arbeiten, würde sich der Pendlerverkehr pro Woche um 7,1 Mio. Personenkilometer reduzieren (4,5 Mio. davon im Strassenverkehr), dabei würden pro Woche mindestens 1400 Tonnen CO2 reduziert.

Als ÖV-Pendler sind die Energieeinsparungen bzw. die CO2-Emissionsreduktion bei einem Homeoffice-Tag pro Woche natürlich tiefer, gleichwohl ist der Entlastungseffekt in den zur Hauptverkehrszeit sehr gut ausgelasteten Zügen vorhanden. Die SBB schätzt im Rahmen der Work Smart Initiative (Patronatspartner ist u.a. auch das BFE), dass die Anzahl der Reisenden während den Stosszeiten um bis zu 7 Prozent sinken würde, falls alle Bahnpendler der Schweiz, die flexibel arbeiten können und wollen, nur schon zwei Fahrten pro Woche ausserhalb der Hauptverkehrszeit zurücklegen würden. Auch dies kann zu erheblichen Energieeinsparungen führen, nämlich dann, wenn durch eine verbesserte Verteilung der Reisenden über den Tag auf Infrastrukturausbauten oder die Neubeschaffung von zusätzlichem Rollmaterial verzichtet werden kann.

Christoph Schreyer, Leiter Mobilität BFE

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