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Tiefenlagersuche: Ein Stück Demokratiekultur


Eigentlich war es ein vorgelebtes Stück Schweizer Demokratiekultur, was sich am Dienstag im Paul-Scherrer-Institut ereignete. Rund 30 Personen sassen im Kreis und diskutierten die Frage: «Ist das Schweizer Auswahlverfahren für geologische Tiefenlager akzeptiert?» Jeder und jede beantwortete die Frage aus der ganz eigenen Perspektive – als Vertreterin oder Vertreter des Bundes, eines Standortkantons, einer Regionalkonferenz, einer betroffenen Gemeinde, einer gegnerischen Organisation, Deutschlands, der Nagra oder als externer Experte.

Anlass dieser Gesprächsrunde war der Delegationsbesuch der deutschen Endlagerkommission in der Schweiz. Nachdem die Besuchenden aus Deutschland am Tag zuvor im Bundesamt für Energie über die Grundsätze der Entsorgung orientiert worden waren, erhielten sie am zweiten Tag konkrete Einblicke in ebendiese: Im Zwischenlager für radioaktive Abfälle, auf dem Areal einer möglichen Oberflächenanlage für ein Tiefenlager in Villigen (Bild) und eben in der genannten Gesprächsrunde. Die Vorsitzende der deutschen Endlagerkommission, Ursula Heinen-Esser, sagte im Anschluss in einem Radiobeitrag: «Ich bin voller Bewunderung für die Schweiz. Die Schweizer sind es gewöhnt, sehr früh in Entscheidungsprozesse einbezogen zu werden und mitzubestimmen.» Das wirke sich sicher auch auf die Tiefenlager-Suche aus.

Es gibt kein Patentrezept für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle. Jedes Land muss seinen eigenen Weg finden – so auch Deutschland. Wenn wir der Delegation den einen oder anderen Hinweis für die Ausgestaltung ihres Suchverfahrens mitgeben konnten, ist dies positiv. Nach dem Austausch mit Vertretenden aus Deutschland bin ich immer wieder erleichtert über den Schweizer Pragmatismus und die Haltung, existierende Probleme gemeinsam lösen zu wollen und die Verantwortung nicht einfach auf «die da oben in Bern» oder «die Nagra» abzuschieben.

Monika Jost, Co-Projektleiterin Sachplanverfahren geologische Tiefenlager

 

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2 Kommentare
  1. Marcus Kesper
    Marcus Kesper sagte:

    Wie sieht es denn mit einem Vetorecht der Standortgemeinden bzw. der Kantone aus? Was, wenn die regional betroffene Bevölkerung gegen ein Endlager ist?

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    • energeiaplus
      energeiaplus sagte:

      Es gibt kein solches Vetorecht, sondern eine Abstimmung auf nationaler Ebene, falls das Referendum gegen eine Rahmenbewilligung ergriffen wird (frühestens 2027). Die Bevölkerung kann sich bereits heute über die regionale Partizipation ins laufende Verfahren einbringen.

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